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Krebs
Krêbs, m., –es; –e; –chen, lein; -:
1) Zool.:
a) im weitesten Sinne die Klasse der Krustaceen oder Krustenthiere, d. h. flügellose mit einer Kruste oder Schale bekleidete Gliederthiere mit geringeltem Körper, mit blatt- oder röhrenförmigen Kiemen und mit mindestens fünf Paaren gegliederter Füße.
b) im engern Sinn (gw. durch Zsstzg. näher best.) Ordnungen aus dieser Klasse, so nam.: Panzer-K–e mit einem meist auch den Kopf umschließenden Brustpanzer; Ringel-K–e, kleine Thiere, mit mehrern Ringen statt des Brustpanzers und einem von der Brust getrennten Kopf; Schild- K–e, deren Leib eine schildförmige oder zweiklappig muschelförmige Schale bedeckt; kopflose K–e etc. Die Ordnungen (Zünfte) zerfallen dann wieder in Gruppen, Gattungen, Arten, s. Zsstzg. und c.
c) (s. b) nam. die Gattung Astacus, Scheren-K., mit langem Schwanz und zwei großen Scheren am ersten Fußpaar und kleinern an den beiden folgenden, und darunter wieder bes. A. fluviatilis, der eben gw. schlechthin K. heißt oder auch nach seinem Aufenthalt Bach-, Fluß-, Teich-K., vgl. Stein-K.: K–e fangen, greifen, aus ihren Löchern stören etc.; Krebse kochen, sieden; ausmachen (aus der Schale), essen; nam. schwzr. als Bez. üppigen Wohllebens: Fischeli zu Morgen und Krebseli zu Nacht. Gotthelf Sch. 65; 244 etc.; Die gekochten K–e werden roth, daher: Roth werden wie ein K. Berlichingen 119 und danach G. 9, 22 etc.; Kinkel E. 198 u. o.; Die K–e können so gut rückwärts wie vorwärts gehn, daher (vgl. Krebsgang) mund- artlich: Im K. gehn. Gotthelf G. 334, ferner: Er ist ihr Hinterst und Vörderst wie ein K., ist das A und O. Fischart B. 43a; Geht rückwärts wie ein K. Lichtwer 138, U. daher als Bez. der Rückschrittspartei, vgl.: Das Wappen ist die Schneck | Schildhalter ist der K. Uhland 137 etc. und: Buchhändl.: K., Bücher-K., die bei der Meßrechnung von den Sortimentshändlern an den Verleger als unverkauft zurückgehenden Bücher, z. B.: G. Br. 454a. Die K–e kneifen mit den Scheren, daher: Einen K. im Beutel haben (Sprchw.). Adelung = nicht gern hineinlangen und Geld ausgeben. Die K–e häuten sich, mutern (sich), maußen, mausen sich (z. B. Ryff Th. 208; 254 etc.), vgl.: Miether- oder Mausezeit wird die Zeit genannt, wenn er seine Schale abgeworfen. Döbel 87a, s. Muter-K. etc. Wo .. der Frösche Feind, der K. geharnischt laicht. Hagedorn 1, 107; Die Hummerarme des K–es. V. Ov. 2, 173; Den klauigen K. 1, 237 etc. Zuw. auch übertr. auf Pers., etwa = tüchtiger Kerl (vgl.: Krabbe, als Bez. einer kleinen Pers. und so auch: Kleine K–e, als Bez. der herumkrabbelnden Kinder. Spate, s. Butter-K.): So spürt Ihr doch, daß Das eine andre Art von K–en ist, als die Quacksalber bisher. G. 8, 164; Wie haben dir seine Soldaten gefallen? Gelt, Das ist eine andre Art von K–en, als wir sie sonst gewohnt waren. 9, 197 etc. 2) ein Sternbild, ein Zeichen des Thierkreises: Der Wendekreis des K–es; Mit dem Eintritt der Sonne in den K. beginnt auf der nördlichen Halbkugel der Sommer; daher: Den die gestrige Hitz im K. umsonst bestürmt. Haller 41; Weder ob mitten im Frost des starrenden Hebrus wir tränken | .. noch ob .. wir weideten unter dem K–e. V. Ländl. 2, 495. 3) nach der Ahnlichk. mit der Krebsschale eine Art Brustharnisch in der Rüstung der Ritter etc.: Schoß mich vorn auf den K., daß der Pfeil zu Spreißeln ging. Berlichingen 65; Die Eisenhüte haben sie [verkehrt] an den Füßen . ., Schild und K. hangen auf dem Rücken. Luther 1, 262b; Zwischen Halsberge und K. Spindler Jud. 1, 59; V. Weber 2, 114 etc., so auch übertr.: Er wird seinen Eifer nehmen zum Harnisch. .. Er wird Gerechtigkeit anziehn zum K. Weish. 5, 19; Angezogen mit dem K. der Gerechtigkeit. Ephes. 6, 14; 1. Thess. 5, 8, vgl. Luther 1, 366b. 4) ein bösartiges, um sich fressendes Geschwür, zunächst am menschl. und thierischen Körper, aus einer in Eiterung übergehenden Verhärtung drüsiger Stelle hervorgehend und in den um das Geschwür stockenden Adern das Ansehn von K.-Füßen darbietend und danach übertr.: Den K. haben, bekommen; Ein verborgner, ein offner K.; Den K. (aus-)schneiden; Ihr Wort frisset um sich wie ein K. 2. Tim. 2, 17; Von Kotzebue datiert der K. der Verflachung und der Demoralisation in der Schauspielkunst. Devrient 3, 229; Die Eifersucht . ., die wie ein K. der Liebe Lenz verschlingt. Freiligrath Ven. 43; Zehrt wie der K. am angesteckten Fleisch. Klinger F. 238; Weil es schlechterdings zu Nichts hilft, den K. nur halb schneiden zu wollen. L. 10, 236; Jene wie der K. um sich fressende Reden. 11, 87; Du [Jtalien] hegst an eigner Brust den K., den Antichrist, den Papst. Platen 6, 7; Wie tief muß der K. des Neides und der Kleinlichkeit sich eingefressen haben in das innerste Mark eines Volkes . ., wenn etc. Stahr Weim. 305; Eine wahre Plage und ein fressender K. für die Wissenschaft. Vogt Oc. 1, 118; Nagt K. den Geist an. V. Sh. 1, 85; Warum denn, wenn ein K. an deiner Seele nagt, | die Heilung Jahrelang hinauszuschieben? W. HB. 1, 64; Der Fresser (s. d.) oder K. an Bäumen etc. S. Zsstzg. 5) mund- artl. st. Gröbs (s. d.).
Anm. S. Krabbe. Vralt. Mz. und Genit. uv., z. B.: Wenn die Sonn durch das Zeichen des K. (2) gehn und die K. (1) todt seind etc. Eppendorf 120; Die K. (1). Ryf Th. 208; Den bösen giftigen Schaden des K. (4). 60 etc. Scherzh. auch fem.: Eine kokette Krebsin, die bald vor, bald rückwärts kriecht. IP. 1, 171. Über den wie „ß“ tönenden Ausl. s. Sanders Orth. 87.
Zsstzg. vielfach, theils zu [1], was wir im Allgm. unbez. lassen, theils zu [4] nam. nach dem vom K. ergriffenen Körpertheil, z. B.: Āūgen- [4]. Bách- [1c].
Bǟren-:
1) Squilla mantis. 2) Scyllarus. Bāūm- [4]. Bernhardīner-, Bérnhards-: Art Einsiedler-K., Cancer Bernhardus, s. Oken 5, 643; Vogt Oc. 1, 55 ff. Bēūtel-: Birgus crumenatus, der Schwanz beutelförmig und mit butterähnlicher Masse gefüllt. Blátt-: Phyllosoma, mit gewimperten Seitenblättern als Kiemen an den Brustfüßen. Brúst-:
1) [3].
2) [4] in den Weiberbrüsten. Brūt-: unausgewachsner junger Krebs. Bǖcher-:
1) s. [1c] im Buchhandel an den Verleger unverkauft zurückgehende Bücher.
2) Bücherskorpion, Obisium cancroides, in alten Papieren lebend: Seine .. Folianten bleiben den Motten und B–en. Waldau N. 1, 240. Bútter-: Muter-K. ohne harte Schale und also butterweich, auch s. [1c am Ende]: wie „Krabbe“ von Kindern: Aus dem Wege, ihr kleinen B–e. Weise KomPr. 41. Diōgenes-: Art Einsiedler-K., Pagurus Diogenes, mit Anspjelung auf das Leben des Diogenes in einer Tonne. Edel-: der nach dem Kochen schwärzlich bleibt. Nemnich, s. Stein-K. Eīer-: Krebs mit Eiern unterm Schwanz. Eīnsiedler-: Pagurus, mit weichem Bauch, den sie in Schneckenschalen stecken, diese gleichsam wie Einsiedler als Zelle zur Wohnung wählend, nam. P. eremita: Die schmarotzenden Eremiten-K–e. Vogt Oc. 1, 53. Erd-: Die Werre oder Maulwurfsgrille .. heißt .. E. wegen der Gestalt. Oken 5, 1528. Fāden-: Cancer filiformis. Flīēgen-: Portunus depurator. Flōh-: Art Ringelkrebs, Gammarus, nam. G. pulex. Flúss- [1c]. Frósch-: Ranina, froschähnlich, nam. R. raniformis. Fúrchen-: Penaeus sulcatus, mit zwei Längsfurchen auf dem Schild. Garnēl-: Bären- K. (2). Gebǟrmutter- [4]. Gēīßel-: Mysis oculata, nur ³“ lang. Gesíchts- [4]. Hēūschrecken-: Palinurus quadricornis, von hummerähnlicher Größe. Hōden- [4]: s. Schornsteinfeger-K. Knóchen- [4]. Kórn-: zuw. als Bez. des braunen Kornwurms. Lánd-: ein Krebs, der auf dem Lande lebt, im Ggstz. der Wasser-K–e, auch Sand-K., nam.: Gecarcinus ruricola, Turluru. Lāūse-: Art kleiner Frosch-K., Ranina dorsipes. Líppen- [4]. Lȫwen-: Galathea leo. Māgen- [4]. Mángo-: Grapsus cruentatus, unter den Mangobäumen sich aufhaltend. Māūse(r)-: Muter-K. Mêêr-: See-K. Míttel-: von mittlerer Größe. Múschel-: eine Gruppe kopfloser Krebse, äußerlich den Muscheln ähnlich, wie z. B. die Entenmuschel etc. Mūter-: ein Krebs in der Muterzeit, Mauser-K., oft in verderbter Ausspr. Mutter-K. (s. 2). Mútter-:
1) ein weiblicher Krebs (vralt. Krebshenne, s. Hahn, Anm.), nam. ein Eier-K. (s. Spieß-K.): Daß für eine Frauensperson ein M., hingegen zu Mannspersonen die Männlein genommen werden müssen. Döbel 4, 87b; Eiern, welche die M–e . bekommen. ebd.
2) verderbt st. Muter-K. (s. d. u. Butter-K.), auch wohl bloß: Der Mutter, übertr.: Wenn aber so ein zarter, empfindlicher M., der seiner Natur nach doch wohl ein hartes Schalthier ist und nur in der empfindsamen Mauße die Schalen abgeworfen hat, vors Pult tritt. Musäus Ph. 2, 144.
3) [4] Gebärmutter-K. Nāsen- [4]. Öhr(en)- [4]. Pánzer- [1a]. Prīēster-: P., Schneider-K., nach Spate = Filzlaus. Ríngel- [1a]. Sálz-: Cancer salinus. Sánd-: Land-K. Schāūfel-: Stomatopoda. Schêren- [1c]. Schíld-: Poecilopoda, mit stiellosem Auge auf einem großen Rückenschild. Schlāf-: Cancer caput mortuum. Schmarótzer-: Fischlaus, s. auch Eremiten-K. Schnécken-: Muschel-K. Schnēīder-: s. Priester-K. Schórnsteinfeger- [4]: Krebs am Hodensack, der nam. bei Schornsteinfegern häufig sein soll. Schwānen-: Squilla scyllarus. Schwánz-: eine Zunft Krebse. Oken 5, 631. Andre haben auch z. B. die Abtheilungen: Flächen-, Weich-Sch–e etc. Sēē-: S., Meer-K., im Ggstz. zu den Bach-K–en etc. nam. derHummer. Spīēß-: nach Nemnich ein unfruchtbarer weiblicher Krebs. Spínnen-: Parthenope horrida. Stáchel-: Cancer strigosus. Stēīn-: Die sog. St–e, welche in Bächen mit steinigem Grund leben, bleiben [beim Kochen] dunkel und fleckig. Strāhl- [4]: im Strahl des Pferds. Strīēgel-: Art Krabbe, Portunus puber. Súmpf-: Cancer stagnalis. Táschen-: die größern Krabben oder Kurzschwänze unter den Krebsen, z. B. Cancer pagurus, spinifrons, maenas etc. Tēīch- [1c]. Wásser-: s. den Ggstz. Land- K. Wóll-: Dromia, nam. D. lanosa, Schale u. Füße mit wolligem grauem Moos bedeckt. Zúngen- [4]. Zwérg-: Cancer atomos, ungemein klein.