Faksimile 0959 | Seite 951
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Knebel
Knêbel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) ein Ast, Aststeckling, Setzling, Schnittling von Weinreben, s. Schm. u. Stalder ebd. „Knecht“ als junges Schoß von Weinreben etc.: Die Zweige der üppigen Bäume werden bis auf 8—12 Augen, circa ¾, bis 1“ lange K. vom Anfang des getriebenen Zweiges an .. zurückgeschnitten. Landwirthsch. Zeit. (1855) 513b. 2) (s. 1 u. 3) Knüttel: Nahm einen 3 bis 4“ langen K., hielt ihn an einem Ende und gab Uli das andere und Stini mußte nun mit beiden Händen diesen K. in der Mitte fassen. Gotthelf U. 1, 96; Er schlägt die Schütten an den Stürzeln und Ähren mit dem K. ab, damit das kurze Gemülm davon abfalle. Krünitz 9, 583 etc. 3) (s. 2) nam. ein kurzes dickes Querholz zu versch. Gebrauch (s. knebeln), z. B.: Umherlaufenden Hunden muß ein K. [oder Klöppel] angehängt werden; Die Diebe steckten ihm einen K. in den Mund (s. Diebsapfel); Mit dem K. werden die Garbenbänder zusammengezogen; Mit dem zwischen dem Seil steckenden K. wird dies herumgedreht und das Blatt der Säge fester angezogen; Bei der Ramm-Maschine ist am Zugseil ein K. befestigt, um das Ziehn zu erleichtern; Mittels des K–s wird der Dieb an den Galgen gezogen; Auf dem K. in den Schacht fahren, auf einem ans Seil des Haspels oder Göpels befestigten Querholz; K., ein kleiner hölzerner Stock oder Pflock, .. womit 2 Stroppen, die in entgegengesetzter Richtung wirken sollen, mit einander verbunden werden. Bobrick; Einen K., um damit die Hunde abzubrechen, so sie sich verfangen. Döbel 1, 106b; 2, 76a etc. 4) nach der Ahnlichkeit mit 3 z. B. auch: das Quereisen an einem Fangeisen, s. K.-Spieß; ein Tförmiges Eisen, das man an Ketten etc. anbringt, um es durch den Ring (K.-Ring) eines andern Stücks und so an dies zu befestigen. Vralt. auch = Knopf, z. B.: Wams-K. Fischart Garg. 287a. 5) der querlaufende Bart der Oberlippe, s. K.-Bart: Den gefürchten Janitschar | zieret der beraste K. Abschatz (WMüler Bibl. 6, 146); Garzoni 353a; Streicht seinen K. Gervinus Lit. 3, 431;Strich auch zurück am Bart den K. Rollenhagen Fr. 533. 6) übrtr. (s. 2) ein hölzerner, roher Mensch, Tölpel, Grobian, Lümmel, s. Stalder: Weil der Mann ein hölzerner K. ist. Gotthelf Sch. 373; Der könne es Einem verflucht eintreiben, Der wär ganz der K. dafür. 221; G. 295; U. 2, 325; Die rechten Hanswurst, Tölpel, K. und Rülze. Luther SW. 26, 4; Rechte Weinschläuch und Bier-K. Matthesius Post. 270 etc. 7) die bei geschloßner Faust vorragenden Mittelknöchel der Finger (vgl. Knorren), dann auch die Finger und die Hand oder Faust: Setzet die K. von den Fingern an den Mund, so giebt es eben einen solchen Ton, als wenn die Haselhühner bischten. Döbel 2, 176a; Hält K. inne [hält die Hayd, womit er sie prügeln wollte, zurück]. Mathe- sius Prof. 41; Daß er sich .. die K. zerstoßen. Zelter 1, 311; Er muß seine K. in Alles haben etc., s. Knips 2a und vgl.: Er wollte ihr mit den Kniebeln der beiden Zeigefinger den Mund aufzwingen. LSchefer Rom. 5, 245. 8) (s. 7) etwa knöchelgroße Stücke Bernstein, die kleinsten von den noch zum Drechseln tauglichen. 9) K., langer K., eine Pflanze, Spergula arvensis, „Knöterich.“
Anm. Ahd. chnebil, mhd. knebel. Vgl. als stammverwandt Knast (oder Ast), Knorren (s. 7, wo Adelung, wie auch für 8 Knöbel schreibt und bei Schm. auch: Knüübel), Knoten (s. 9). Und so scheint auch Knabe (s. d.) ursprünglich (s. 1) den Schößling oder Sprößling zu bez., vgl. Knirps, Anm. Zu 6 schwzr.: kneblich, tölpelhaft, grob.