Knebel
Knêbel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
1) ein Ast, Aststeckling, Setzling, Schnittling von Weinreben, s. u. ebd. „Knecht“ als junges Schoß von Weinreben etc.: Die Zweige der üppigen Bäume werden bis auf 8—12 Augen, circa ¾, bis 1“ lange K. vom Anfang des getriebenen Zweiges an .. zurückgeschnitten. (1855) 513b. — 2) (s. 1 u. 3) Knüttel: Nahm einen 3 bis 4“ langen K., hielt ihn an einem Ende und gab Uli das andere und Stini mußte nun mit beiden Händen diesen K. in der Mitte fassen. U. 1, 96; Er schlägt die Schütten an den Stürzeln und Ähren mit dem K. ab, damit das kurze Gemülm davon abfalle. 9, 583 etc. — 3) (s. 2) nam. ein kurzes dickes Querholz zu versch. Gebrauch (s. knebeln), z. B.: Umherlaufenden Hunden muß ein K. [oder Klöppel] angehängt werden; Die Diebe steckten ihm einen K. in den Mund (s. Diebsapfel); Mit dem K. werden die Garbenbänder zusammengezogen; Mit dem zwischen dem Seil steckenden K. wird dies herumgedreht und das Blatt der Säge fester angezogen; Bei der Ramm-Maschine ist am Zugseil ein K. befestigt, um das Ziehn zu erleichtern; Mittels des K–s wird der Dieb an den Galgen gezogen; Auf dem K. in den Schacht fahren, auf einem ans Seil des Haspels oder Göpels befestigten Querholz; K., ein kleiner hölzerner Stock oder Pflock, .. womit 2 Stroppen, die in entgegengesetzter Richtung wirken sollen, mit einander verbunden werden. Einen K., um damit die Hunde abzubrechen, so sie sich verfangen. 1, 106b; 2, 76a etc. — 4) nach der Ahnlichkeit mit 3 z. B. auch: das Quereisen an einem Fangeisen, s. K.-Spieß; ein Tförmiges Eisen, das man an Ketten etc. anbringt, um es durch den Ring (K.-Ring) eines andern Stücks und so an dies zu befestigen. Vralt. auch = Knopf, z. B.: Wams-K. Garg. 287a. — 5) der querlaufende Bart der Oberlippe, s. K.-Bart: Den gefürchten Janitschar | zieret der beraste K. Bibl. 6, 146); 353a; Streicht seinen K. Lit. 3, 431;Strich auch zurück am Bart den K. Fr. 533. — 6) übrtr. (s. 2) ein hölzerner, roher Mensch, Tölpel, Grobian, Lümmel, s. Weil der Mann ein hölzerner K. ist. Sch. 373; Der könne es Einem verflucht eintreiben, Der wär ganz der K. dafür. 221; 295; 2, 325; Die rechten Hanswurst, Tölpel, K. und Rülze. SW. 26, 4; Rechte Weinschläuch und Bier-K. Post. 270 etc. — 7) die bei geschloßner Faust vorragenden Mittelknöchel der Finger (vgl. Knorren), dann auch die Finger und die Hand oder Faust: Setzet die K. von den Fingern an den Mund, so giebt es eben einen solchen Ton, als wenn die Haselhühner bischten. 2, 176a; Hält K. inne [hält die Hayd, womit er sie prügeln wollte, zurück]. sius Prof. 41; Daß er sich .. die K. zerstoßen. 1, 311; Er muß seine K. in Alles haben etc., s. Knips 2a und vgl.: Er wollte ihr mit den Kniebeln der beiden Zeigefinger den Mund aufzwingen. Rom. 5, 245. — 8) (s. 7) etwa knöchelgroße Stücke Bernstein, die kleinsten von den noch zum Drechseln tauglichen. — 9) K., langer K., eine Pflanze, Spergula arvensis, „Knöterich.“
Anm. Ahd. chnebil, mhd. knebel. Vgl. als stammverwandt Knast (oder Ast), Knorren (s. 7, wo wie auch für 8 Knöbel schreibt und bei auch: Knüübel), Knoten (s. 9). Und so scheint auch Knabe (s. d.) ursprünglich (s. 1) den Schößling oder Sprößling zu bez., vgl. Knirps, Anm. — Zu 6 schwzr.: kneblich, tölpelhaft, grob.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.