kitzeln
I. Kitzeln: 1) intr. (haben):
einen Kitzel fühlen oder empfinden (selten, s. 2 u. 4): Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt, | wenn ihm der sichre Schritt versagt. 12, 17. — 2) tr.: Einem Kitzel (eigentl. u. übertr.) erregen:
a) eigentl.: Ich lache, weil er mich kitzelt; Mit seinen Stiefeln dem Thiere .. die Weichen zu k. R. 1, 60 etc., auch mit Angabe der Wirkung: Sie werden mich todt k. 8, 195 etc. —
b) übertr.: eine sinnlich angenehme Empfindung erregen, den Sinnen schmeicheln etc.: Beim Gelage gaumen-k. A. 1, 40; Damit nicht bloße Biegsamkeit gegen ihre Meinungen und Schwachheiten ihre Selbstliebe k. möge. Br. 1, 416; Wer sich die Rosen, die blühenden, bricht, | Den k. fürwahr nur die Dornen. 1, 101; Die Ohren .. mit Tafelmusik zu k. F. 38; Nur das Lob Desjenigen kitzelt ihn etc. 7, 113; Das kutzelt sie so wohl, daß sie .. nicht wissen, wie muthwilliglich sie solcher Gnaden .. mißbrauchen wollen. 5, 148a; Den Raben kützelt solch Lob und Schmeicheln. 272b; 6, 10a; Daher würden Ew. Exc. ihn .. ungemein k., wenn Sie .. einfließen ließen. Sch. 1, 195; Das kitzelt unsern Augenstern, | Das schmeichelt unsern Ohren. 133a; Durch mein schüchternes .. Aussehen ihren.. Hochmuth zu k. 3, 74. —
c) übertr.: Kitzel oder Behagen, sinnliche Lust erregen, reizen etc.: Sein Äußres ist so putzig, | .. daß es unsre Lachlust kitzelt. Rom. 101; Daß nie euch Ehrsucht kitzele. Hor. 2, 141 etc. — 3) (s. 2) auch ohne Obj.: Wenn man Einem mit einer Feder ins Ohr kommt, Das kitzelt; Schmeichelnd kitzelt | die Schlange, wo sie sticht. Cymb. 1, 2; Ein mehr warnender als k–der [der Eigenliebe schmeichelnder] Anblick. 6, 207 etc. Mit beigefügter örtl. Angabe auch mit persönl. Dat.: Fliegen, die ihm um die Ohren summen und im Gesichte herum k. Frzfr. 71 etc. (s. 4). — 4) auch unpers.: Es kitzelt mich, ein Unbekanntes nur aus seiner Wirkung Erkennbares (s. 18, 106 ff.) erregt in mir einen Kitzel = ich empfinde ihn (vgl. 1); Es kitzelt und juckt mich oder mir (vgl. 3) auf dem ganzen Leibe; Wie Das köstlich funkelt in der Sonne, daß es Einem ordentlich in der Seele kitzelt (s. 2b). Phil. 35; Es würde Sie k. [freuen], wenn Sie sähen, daß ich alle [Ihre Griffe] gefühlt habe. 10, 130; Es kitzelte mich [ich fühlte den Reiz, den meiner Eitelkeit schmeichelnden, übermüthigen Trieb], das fürstliche Edikt zu verhöhnen. 708a; Kitzelt [verlangt] dich nach Namen und Ehre? 127a etc. — 5) refl.:
a) (s. 1a) Sich k., um zu lachen, sprchw. = gezwungen lachen; Er muß sehr gerne lachen, weil er sich selbst so kützelt. 6, 358a etc. —
b) Sich an, mit, über Etwas k. (s. 2a), sich innerlich, heimlich, schadenfroh freuen etc. 27, 14; Dem schadenfrohen, über seine Tücke sich innerlich k–den .. Manne. 8, 266; Wie man sich nunmehr über die Strafe mei- deutsches Wörterb. I. nes Übermuths . . k. und freuen würde. 14, 85; Sollten sie nicht, wenn sie diesen Jokus unwillig aufnähmen, sich mit einer stillen Schadenfreude k.? 27, 198; Dieser über seine Verbrechen sich k–de Teufel. 7, 333; Er kitzle sich an so skandalösen Albernheiten immerhin! 10, 118; Etlich hielten es heimlich und kutzelten sich selbst damit, wollten die Freude Niemand mittheilen etc. 5, 531b; Ros. 59b; [Der] an Geschrei und Angstgebärden sich kitzelt. 2, 8; [Ich] kitzle mich nach Herzenswahl | am tollen Weltgetümmel [lache darüber]. 3, 164 etc. — 6) dazu:
a) Weder Weichling . ., noch Kitzler, noch Sittenverderber. 9, 446; Kitzler, auch: die weibl. Ruthe, das Schamzünglein, Clitoris. —
b) Eine Sprache . ., in der das Metrische der Poesie nur Kitzelung der Ohren ist. 7, 87; 1, 75 etc. —
c) Laß das Gekitzel! [das K.]; Gespenster fühlen ein Behagen an solch einem Tugendgekitzel. Fr. 1, 35, s. Kitzel.
Zsstzg. z. B. mit Angabe der Wirkung: Wart, ich will dich auf-k. [durch K. wecken, auf die Beine bringen]. Münchhausen 98; Das kitzelte den Stolz des Mönchs auf. VWeber 2, 80; Ein Knochensplitter wächst langsam in die Gehirndecke vor und kitzelt ihre Phantasie zu ungebärdigen Sprüngen im wachen Zustande auf. Vogt Köhl. 99 etc. — Das perlende Naß von Ais gefeierten Reben | durchkitzelt das Haupt von Ihro Majestät. KSchmidt Kom. 182; Es war da herum irgend was Höllisches oder Himmlisches, das mich immer wieder hinkitzelte [mich kitzelnd und reizend hinzog]. Höfer Leb. 85; Meine Abderiten .. kitzeln sich gern in einen ... Enthusiasmus hinein. Heine Lut. 2, 279; Das Opium [der Unterhaltungslektüre], mit welchem man sich die Langeweile hinwegkitzelt. Prutz Lit.Tasch. 2, 246 — u. ä. m.
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