Faksimile 0919 | Seite 911
kirren
Kírren: 1) intr. (haben):
s. Girren, Anm. und Zsstzg. 2) tr.: körnen, locken und kirre (s. d., Anm.), zahm, gefügig machen, vgl. ködern2: Er sparte kein Locken, die schüchterne Scham | zu seinem Gelüste zu k. B. 61a; Dem Falken ähnlich, den man zahm gekirrt. Freilig- rath Ven. 38; Während jedes zweifelhaften Zustandes kirrt der Zeitungsschreiber eine oder die andre Partei. G. 3, 246; Die Menge zu k. und zu krauen. 6, 160; Wir wollen ihn durch Schmeicheln k. 34, 335; Mein Taubenherz kirret so Herzen als Mund. Günther 351; Jch liebe nur, was mich vergnüget, | nicht, was nach Gelde kirrt [lockt]. 257; Die Wollust .., die dich kirrt. Müllner 3, 144; Daß er Gefangner der Gefangnen wird, | er weiß nicht wie, von Lieb’ und Reiz gekirrt. Streckfuß Rol. 14, 52; Jch weiß nun, wie man einen Hausteufel kirrt [zähmt]. V. Sh. 3, 464; In diesem Paradies ist kein so grimmer Bär, | er geht, als wie ein Schaf, zahm und gekirrt einher. Weichmann 2, 122; Man glaubt so gern, was unsre Wünsche kirre [lockt]. W. 11, 191; Könnt er auch entgehen | dem feurig schmachtenden Blick, der ihn so lieblich kirrt, | wie wird er diesem Mund voll Lockungen widerstehen? 20, 287 etc.
Zsstzg. zu 1 s. die von girren etc., zu 2 s. die von körnen, ködern, locken etc., z. B.: Die mancherlei feinen Schmeicheleien, womit sie auch Diesen anzukirren weiß. G. 24, 327; Die Zuschauer durch die Lockspeise der Neuheit anzukirren. Gotter 2, XI; weidm. nam. von vierfüßigen Thieren, s. anposchen etc.; Mit Mühe gelang es, ihn von dem Baume herabzukirren. HHerz 226; Kirrt mich in die Rührung hinein. Tieck N. 1, 110 etc.