Faksimile 0871 | Seite 863
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bekannt Bekanntheit Bekanntin bekanntlich Bekanntnis Bekanntschaft
Bekánnt, a.:
Partic. von ,,bekennen“ (s. d. und vgl. kennen 2l u. Anm. u. Zsstzg.), aber auch in Bed., die bekennen jetzt gewöhnl. nicht mehr hat, namentl.:
1) passivisch (vgl. gekannt): zur nähern Kenntnis oder Kunde einer im Dativ beigefügten Person gekommen, oder ohne beigefügten persönl. Dativ; zur allgemeinen Kenntnis oder Kunde gekommen: Etwas ist b., man kennt oder weiß es, hat Kunde davon; Es ist mir b., ich habe Kunde davon; Davon ist mir Nichts b., weiß ich Nichts; Jemand ist b., (mir) b., man kennt, ich kenne, weiß, wer er ist; Der ist ja b. wie ein bunter Hund. Benedix 1, 142; Hackländer Stillfr. 2, 30 u. o. = aller Welt b., ihn kennen Alle; B–er-maßen. W. 11, 203; HB. 1, 48 etc. = wie b.(ist), bekanntlich (s. u.), wie Alle wissen etc.; Du weißt, Siuf, dir ist b., Sethon, | daß etc. Platen 3, 173; So spricht die Natur hin- abwärts zu andern Sinnen, zu b–en, verkannten, un-b–en Sinnen. G. 37, XIV; Schon von der Schule her war er für einen losen Buben b. Sch. 706b; 363a etc.; Etwas ist Allen b. oder all-b., welt-b. 272b; Etwas b. machen, zur öffentlichen Kunde bringen; Es ist noch ein Geheimnis, es soll wenigstens fürs Erste noch nicht b. werden; Das ist (seit) lange, längst, seit alter Zeit b., alt-b.; Eine alt b–e Volkserscheinung. G. 4, 169; Alles wimmelt | der alt-b–en Hoffnungsfahne zu. Sch. 380b etc., nam. auch der Ggstz.: Un-b.: Un-b–e Gegenden, Länder, Personen; In der Algebra werden un-b–e Größen aus b–en berechnet; Eine Gleichung mit zwei un-b–en Größen; Das Werk ist von einem un-b–en Schriftsteller; Der große Un-B–e; Seine nähern Verhältnisse sind mir un-b.; Es kann dir nicht un-b. (geblieben) sein, daß etc.
2) mit aktivem Sinn: Mit Etwas b., nähere Kenntnis davon habend, genauern Bescheid darum, darin wissend; Er ist mit allen Umständen des Processes genau b.; vgl.: Ihm sind alle Umstände genau b. [1]; Jch bin in Berlin b., kenne B., die Berliner Verhältnisse, habe dort Bekanntschaften (s. d.), versch. [1]: Man kennt mich dort etc.; Mit Einem b., durch Beziehungen des Umgangs (s. d. und vgl. B–schaft) ihn kennend u. mit ihm verbunden, obgleich weit oberflächlicher und minder innig als „,befreundet“: Ich bin mit ihm b., seit lange, von Jugend auf b., nicht persönlich, sondern nur brieflich b., nur oberflächlich b.; Ich kenne ihn freilich, aber ich kann nicht sagen, daß ich mit ihm b. bin; Man kann also höchstens sagen, daß wir mit dem klassischen Alterthum b. sind, aber befreundet sind wir nicht mit ihm. Börne 2, 173 etc., auch im Ggstz.: Ich bin mit den nähern Umständen ganz un-b.; Auch von mir einen Gruß un-b–erweise. G. 9, 42 [ohne daß wir einander kennen, wechselseitig]; Ohne Vorsicht | ziemt es nicht dem un-b–en Fremdling [der die Verhältnisse und Personen hier nicht kennt], | sich zu mischen unter Un-B–e [Leute, die er nicht kennt]. Platen 4, 282 etc., auch substantiv: B. und Un-B. an dies stürmische Herz schließen. Tieck N. 425, vgl. Groß u. Klein, Alt und Jung, Arm und Reich etc. als Bezeichnung einer Gesammtheit durch Gegensätze, sonst aber nam.: Der, die B–e, ein B–er, eine B–e (vgl. Bin), von Personen, mit denen man b. ist; Unter den Gefreunden und B–en. Luk. 2, 44; Wo Sie mich im geringsten [bei Beurtheilung meiner Arbeit] verschonen, so sind Sie mein B–er, nicht mein Freund. Mendelssohn 5, 283 etc., vgl. Kl. 11, 240; vgl.: Ich habe hier niemand B–es etc. Auch in Zsstzg.: In der Unterredung mit Fremden oder Halb-B–en. G. Sch. 2, 122; Ein Jugend-, Schul-, Universitäts-B–er etc., vgl. die entsprechenden Zsstzg. von Freund und von Bekanntschaft.
~heit, f.; 0:
das Bekannt-Sein (s. Bekannt 1 und 2 und vgl.: Ge-, Ver-kanntheit etc. unter „kennen“, „verkennen“ etc.): Von B. mit wahrhaft tragischen Charakteren und Katastrophen ist keine Rede. Gervinus Lit. 3, 422; Zwischen B. und Fremdheit .. hin und her gezogen. G. Lav. 84; Handlungen von einer ohnedem schon genugsamen B. und Berühmtheit. L. 8, 448; Sprach wie mit alter B. Rückert Mak. 1, 121; 77; Mit dem Schleier der Un-B. und Vergessenheit bedeckt. W. 22, 47 etc.
~in, f.; –nen:
eine Bekannte: Da fand ich manchen Bekannten und noch mehr manche B. WHumboldt (Forster Br. 2, 811); Klencke Parn. 1, 211; L. 7, 98 etc., vgl.: Bedientin, Verwandtin etc.
~lich, adv.:
bekanntermaßen; wie bekannt. Vralt., mund- artlich statt bekannt, z. B.: Sein Gesicht ist mir bekänntlich. Auerbach Dicht. 1, 216; Unbekenntlich .. unbekannt. Luther 1, 38, vgl.: Etwas, das vorher unkanntlich gewesen. Schaidenreißer Va etc.
~nis: s. Be-, Erkenntnis. ~schaft, f.; –en:
das Bekannt-Sein oder -Werden mit Etwas oder Einem, und dann auch der Gegenstand solcher B., gewöhnl. eine Person (der, die Bekannte, oder die Gesammtheit der Bekannten), zuw. auch von Sachen: Wie aus dem Keim der B. | nach und nach in uns holde Gewohnheit entsproß etc. G. 2, 293; Ich habe allerlei B. gemacht, Gesellschaft habe ich noch keine gefunden. 14, 10; Gleich von dem ersten Augenblick ihrer B. an hatte sich die Übereinstimmung ihrer Gemüther so schön gezeigt, der lang dauernde Umgang mit ihm .. hatte einen unauslöschlichen Eindruck auf ihr Herz gemacht. 131; Meinetwegen eigentlich hat er hier ins Haus B. gesucht. 34, 261; Ein Mädchen . . ., eine ältere B. unseres Vetturins. 23, 364; Sammlung von Abgüssen der besten Antiken. Jch schweige von denen, die ich . .. sonst schon gekannt und erwähne nur neuere B–en. 23, 100; Meine weitläuftige B. [vielen Bekannten]. L. 12, 6; Den höchsten Grad von langer, verjährter und vertrauter B. mit einer Sache. Lichtenberg 5, 238; Agathon findet eine alte B. [den Aristipp] wieder. W. 6, 3 etc.; Eine flüchtige Bade-, Reise-B.; Die Jugend-, Schul-, Universitäts-B. erneuern etc. Auch: Un-B., das Unbekannt-Sein mit Etwas: Nun zeugt es freilich von einer besondern Un-B. mit der Welt. G. 36, 246; Die Un-B. des [mit dem] eigenen Innern. Tieck (HKleist Hinterl. XXIII).