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Heu
I. Hēū, n., –(e)s; 0:
1) gemähetes zu trocknendes oder getrocknetes Gras, namentl. als Viehfutter, in enger Bedeutung vom ersten Schnitt der Wiesen, vgl. Grummet oder Grummet-, Nach-H.: H. machen; gewinnen, ernten, bauen; in Haufen, Schochen, Schwaden setzen; umwenden; einfahren; ein Fuder H.; Feines, grobes, süßes, saures H. etc. Sprchw.: H. machen, während die Sonne scheint, die Zeit benutzen: Geld wie H. [in Fülle] haben; H. in den Stiefeln haben (G. 29, 234, frz.), viel Geld erübrigt haben, vgl.: in der Wolle sitzen etc., von der behaglichen Lage; Ich darf zu meinem H. Stroh sagen. Auerbach Leb. 2, 329; Spindler Stadt 1, 14; Kein H. [Stroh] im Kopf haben, nicht dumm sein, s. Lichtwer 70; Das Grummet [s. d.] will übers H. wachsen; In die Frische [s. d.] zu gehn oder, wie sie es nennen, ins H. liegen etc. Zuweilen von getrockneten Pflanzen im Herbarium (verächtl.): Ich sammle H., | botanisieren nennen Das die Leute. Chamisso 3, 4; 3; H. 15, 211 etc.
2) Namen einiger Pflanzen: Griechisches H., Trigonella foenum graecum; Hartes oder Hart-H., Hypericum und Ascyrum; Heiliges, medisches, schwedisches oder Heilig-H., Medicago etc.; Kandisches (oder Kamel-)H., Andropogon schoenanthus; Spanisches oder Stachel-H., Hedysarum ouobrychis etc.
Anm. Goth. havi, ahd. hawi, mhd. houwe, heu, s. Hauen, Hauig etc.
Zsstzg., zu 1 z. B. nach dem Ort der Gewinnung, wie: Alp-, Feld-, Wiesen-, Feldwiesen-, Waldwiesen-H. etc., nach der Zeit: Herbst-, Sommer-H. etc., nach den Pflanzen z. B.: Klee-, Lupinen-, Spörgel-H. etc., nach dem Vieh, wofür es bestimmt ist, z. B.: Schaf-, Ochsen-H. etc., ferner z. B.: Brách-: vom Gras auf Brachfeldern.
Grúmmet-: s. [1]. Hárt- [2]. Hēīlig- [2]. Kamēl- [2].
Kámm-: das auf Felsenkämmen gewonnen wird, Wild-H.
Klápp-: von Menianthes trifoliata, Biberklee oder Klappen. Schāf- [2], Equisetum hiemale, Schaf-H., Schachtelhalm.
Sēē-: Art Stachelkoralle, Antipathes foeniculacea. Stáchel- [2]. Stóppel-.
Wíld-: Kamm-H., Gleck, s. d. und Wildheuer unter Heuen.