Faksimile 0548 | Seite 540
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Garbe
Gárbe, f.; –n; –n-:
1) Armvoll abgeschnittner u. zusammengebundner Getreidehalme. 1. Mos. 37, 7 u. o.
a) übertr., vgl. Ernte, Dreschen etc., z. B.: Das rücksichtlose Schicksal, wenn es die reichen G–n trifft, zerknittert nur das Stroh etc. G. 3, 199; Ehe ich nach Neapel reise, muß die Ernte wenigstens niedergemäht [das in Rom zu Sehende gesehen] sein; sie in G–n zu binden werden auch schon gute Tage kommen. 23, 211.
b) Etwas in Form der Garbe, z. B.: Springbrunnen, Feuerwerke etc.: Wie der kluge Feuerwerker seine blendenden Darstellungen gewöhnlich mit einer Raketen-G. zu enden pflegt. G. 31, 171; Wie in stolzer G. ein Quell gen Himmel sprang. Reithard 138; Die tobenden Fluth- G–n [am Rheinfall]. Scherr Pr. 71; Eine Feuer- G. . . brauste empor [vom Vesuv]. Stahr Rep. 1, 297; Uhland 369; Einer, den der Sonne Schild geblendet, | .. sieht, wohin das Aug’ er wendet, | .. Flammen-G–n. Chamisso 3, 26; Der Blitz ergoß .. Lichtes-G–n. 4, 37; Aus dem Bogen blut’ge Lichter schossen | gen Süden wundersame Funken-G–n. 62; Wie hoch die Riesen-G. | von Rauch nach oben weht. Beck Heim. 123; Versöhnend mischt sie sanft und grelle Farben | die Wolkenschatten und die Lichter-G–n. Fahr. Poet. 4, 35 etc.
2) Name mehrerer Pflanzen, nam. Achillea, z. B. Balsam-G.: A. ageratus; Edel- G.: A. nobilis; Feld-G., Schaf-G.: A. millefolium; Zwerg-G.: A. nana etc., ferner G. = Feldkümmel (s. d.), wilde G. = rother Steinbrech, Spiraca filipendula; Blut- G. = Wegetritt, Polygonum aviculare u. Johannisblut, Scleranthus perennis; Gänse-G., Potentilla anserina etc.
3) Fleischer.: am Ochsen der Theil vom Hals bis zur Schulter, die Hals-G.; die Fuß-G. an den Schenkeln. Schm. 2, 64, vgl. im Sachsenspiegel 63: die Gare = Ellbogen.
Anm. Abst. unsicher, v. 1 (ahd. garba) u. 2 (ahd. garawâ), vielleicht v. kerben, schneiden, vgl. für 2 Kerbel etc.
Zsstzg. s. 1b, 2 u. 3; ferner zu 1, z.B.: Gersten-, Hafer-, Rocken-, Weizen-G. etc., wie auch: Zins-G., Land- G., die als Zins vom Lande an den Grundherrn zu geben, und deren mehrere Arten, z. B.: Forst-, Reut-, Stock-G., von Grundstücken, die ausgestockt, d. h. aus Wäldern zu Ackern gemacht sind; Vogt-G. JvMüller 24, 397; Zehent-G. (s. Zehent), s. Schm. 2, 64, dazu: der Landgarber etc., der zur Abgabe einer Landgarbe Verpflichtete etc.