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Fell
II. Féll, n., –(e)s; –e; –chen; -:
Haut des thierischen Körpers (s. d. u. vgl. Balg): 1) allgem., auch von der menschlichen Haut, nur noch in niedriger und scherzh. Sprechweise, zumal in einigen Redensarten (theilweise übertr. von 4): Einem das F. gerben [ihn prügeln; auch als Kunstw. der Recensenten. Lichtenberg 4, 357], das F. über die Ohren, vom Leibe (Alexis H. 1, 1, 182) ziehn, ihn schinden; Einen beim F. [Kragen] haben, halten, kriegen (Lichtwer 48) etc.; Ein dickes F. haben, dickfellig sein, oft übertr. = unempfindlich gegen Etwas: So habe ich auch das herrlichste F. dazu, dem Beleidigten unter die Augen zu treten. Forster Br. 2, 70; Einen Mann von solchen Gesinnungen und solchem F. Lichtenberg 3, 153; 1, 233 etc. Daß man sich gern von ihr [der Sonne] aufs F. brennen .. lässt. Merck’s Br. 2, 152; Ein Völkchen, das sonst Nichts | zu thun hat, als des glatten F–s zu pflegen. W. HorBr. 1, 63. 2) auch übertr. wie Haut, auf den Menschen selbst: Jch armes F.! Droysen Ar. 3, 268; Ich halte mich an Euch, altes F.! [Kerl]. Tieck Nov. 4, 105; nam. auch wie Balg, s. d. II. 1 = Weibsstück etc.: Altes, liederliches F. etc. 3) in einzelnen Fällen auch von innern Häuten des thierischen Körpers, s. Zwerch-F.; Der ein F. auf dem Auge hat. 3. Mos. 21, 20, s. Fell-Riß; Mein [des Embryos] Ohr verschloß ein F., mein Aug’ ein Staar. Haller 172, mit einer Anm. über „dieses natürliche in dem ungebornen Kinde die Augen schließende F.“ 4) gewöhnl. aber von der natürlichen Bedeckung der Säugethiere mit den Haaren, zuw. auch der Vögel mit den Federn, z. B.: [Esau war] rauh wie ein F. 1. Mos. 25, 25; Die F–e von den Böcklein that sie ihm um seine Hände und, wo er glatt war, am Halse. 27, 16; Dem goldnen F–e [,,Fließe“ 34, 208]. G. 13, 87; Stücke von Albatros-F., auf welchen noch die weißen Dunen saßen. Forster R. 1, 107; Bär(en)-F. L. 7, 82; Guhrauer L. 1, 201; Bock-, Dachs-, Hasen-, Kalb-, Lamm-, Schwanen-, Seehunds-, Tiger-, Wolfs- F. etc.
a) weidm. und bei den Kürschnern aber heißen gewöhnl. zum Untersch. von Balg (s. d.) u. Haut (s. d.) nur die kleinern Thierdecken, die nicht abgestreift oder ausgewirkt werden, F., doch auch hier gewöhnl. Reh-F.
b) ferner aber heißen auch die gegärbten u. also ihrer Haare beraubten Thierdecken F–e, und zwar gewöhnl. die von kleinern Thieren, z. B.: Bock-, Gem- sen-, Hunde-, Katzen-, Kalb-, Lamm-, Schaf-, Schweine-, Ziegen-F., dagegen: Büffel-, Kuh-, Ochsen-, Pferde-Haut etc. Vgl. auch Leder, das als Stoffw. auf die der natürlichen Gestalt des Thiers entsprechende Form des Gegerbten nicht achtet, vgl.: Schurz-F., ein Fell, das in der Gestalt, wie es aus der Gerberei kommt, als Schürze vorgebundrn wird; Ein Decher Schaffelle, aber: Ein handgroßes Stück Schafleder, minder gut: Schaf-F.; doch auch: Daß ich nur selten die alten Knaster aus dem F–e [dem mit einem Dachsfell überzognen Tornister] nehme. Seume Sp.
Anm. Lat. pellis, goth. fill, ahd., mhd. fël, noch z. B. von der zarten Haut des Gesichts etc. Mundartl. verkl.: Fellein. Garzoni 359b. Dazu: Am hart befellten Unterhalse [mit hartem Fell versehn]. Nicolai 4, 81. Ferner: Féllig, a. (keit, f.), in Zsstzg. wie: Dick-f. (s. 1); Das d–ste und schmalzigste Ohr. Goltz 1, 312; System der unempfindlichsten D–keit. Gutzkow Bl. 1, 247; glatt-, rauh-f. etc. Auch: (veralt.) Geféll(e), n., –(e)s; –e: Pelzwerk. Ryff, s. Frisch 1, 258b und dafür auch Gefülle, s. ebd. z. B.: Der Füchse Gefüll und Bälg. Stumpf 608a; Zu einem köstlichen Gefüll oder Futter. ebd. und vgl. Schmeller 1, 525, auch fillen.
Zsstzg. s. 4 und vgl. Haut; ferner z.B.: Āūgen- [3]: JP. 39, 119; nam. die Auswachsung der Bindehaut im Auge.
Bār-: veralt., mundartl. Schoß-, Schurz-F. HSachs 1, 541; Schmeler 1, 186. Bāūch- [3]: ein die zur Verdauung dienenden Eingeweide einhüllender häutiger Sack, Peritonaeum. Bl ūt-: blutiges Augen-F., panniculus carnosus.
Brúst-: Rippen-F.
Dárm-: Bauch-F. Díck- [3]: veralt. Darmnetz. Spate.
Fétt-: Art Augen-F.
Flēīsch-: fleischiges Augen-F. Kálb- [4]: auch Trommel: Zum K. schwören. Sch. 109a; Dem K. folgen. HSmidt Devr. 38, = Soldat werden.
Māgen-: Bauch-F.
Míttel-: Zwerg-F.
Nāgel-: das vom innern Augenwinkel, wo der sogen. Nagel ist, ausgehnde Augen-F. Falke Thierarzn. 2, 146. Ríppen- [3]: die die innre Brustfläche bekleidende glatte Haut, Pleura. Schélm-, Schind- [2]: als Schimpfw. Schōß-, Schúrz-: s. [4b]. Gutkow R. 6, 195; 9, 489.
Trómmel-: das über die Trommel auch im Ohr: Fest und drall wie ein T. Gotthelf G. 193; Hier berstet uns leicht das T., wenn dieser Klavierschläger loswettert. Heine Lut. 2, 91; W. 15, 52 u. v.
Zímmer-: Schurzfell eines Zimmermanns. Freiligrath Garb. 89. Zwérch- [3]: die zwerch d. i. quer ausgespannte muskulöse Scheidewand zwischen Brust und Unterleib, der vornehmste Muskel zum Athemholen: Das Z. erschüttern, heftig lachen machen: Ein Stück, das weder zum Gärben des Z–s, noch zum Ausleeren der Thränensäcke dienlich sei. Börne 5, 265; Dem Z., wenn ein Thor | gereizt es hatte, Lust zu machen. Göckingk 1, 112; Spazieren gehen, um mir das Z. auseinander zu wandeln, das ich mir .. zusammengesessen hatte. Seume Sp. 42; Die nur zu sehr die Seel’ in ihm beflügeln, | die unterm Z. wohnt [die Lüsternheit]. W. 3, 39 etc.