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Feder
Fêder, f.; –n; –chen, lein; -:
1) eigentl. die leichten, elastischen Körper, womit die Vögel bekleidet sind: Die jungen Vögel bekommen F–n; Einem Vogel die F–n ausrupfen, ausreißen; F–n von Vögeln finden im Allgemeinen eine dreifache Anwendung: zum Schmuck, zum Ausstopfen der Betten und zum Schreiben [s. 2—4]. Karmarsch 1, 758; Fahne, Kiel, Spule, Seele der F.; F–n schleißen etc.; So leicht, wie eine F.; Nahm den Amboß, als sei er eine F., auf. Immermann M. 1, 255; Sch. 873b; Leg’ in die eine [Schale] noch eine F. | und sie wird überwiegen. Rückert 2, 411. Auch übertr.: Fliegen wollen, eh Einem die F–n gewachsen sind; Sich mit fremden (falschen) F–n [Vorzügen] schmücken; Einem eine F. durch die Nase ziehn [wie den gefangnen Vögeln]. Gryphius S. 66 = zum Besten haben etc.; Glaubt ihr, könnt man ihm [dem Kaiseradler = Kaiser] so leichthin | hier am Rhein ’ne F. rupfen [ihm Etwas entziehn]. Scheffel 187; Eu’r Gatte, | die schönste F. unsrer Schwinge. Tieck Cymb. 1, 7 etc. 2) [s. 1] F–n zum Schmuck, nam. auf Hüten getragen: Setzt das leichte, fremde [französische] Hütlein ... auf und ein lustiges F–lein drauf. Hebel 3, 373; 377; Sie sind auch rechte Bauern, ohn [nur] daß sie unter des Adels F. und Namen noch dahergehen. Luther 5, 124a; Hütli auf, F–li drauf. Werner Febr. 31; Auf einen schelmischen Hut gehört eine diebische F. (Sprchw.) Weise Jak. 171 etc.; Als edler Junker ... die Hahnen- F. auf dem Hut. G. 11, 63; Der Oberländer mit dem Gemsbart und der Robler-F. Waldau Nat. 1, 59; Der hohe Spitzhut mit der Spielhahn-F. 6 etc. Als Schmuck auf Damenhüten nam.: Strauß- und Reiher-F–n etc. 3) [s. 1] F–n zum Ausstopfen der Betten (s. Dunen): Haupteigenschaft guter Bett-F–n sind Weiche, Elasticität und Leichtigkeit. Karmarsch 1, 758; Der Erste des Morgens aus den F–n [Bett]. Hackländer Stillfr. 2, 232; Die F–n sucht nun Rüd’ger auf. Streckfuß Ar. 7, 22; Kaum hatt’ er aus den F–n sich gelichtet. W. 11, 222 etc. Auch übertr. auf elastische Metallkörper [s. 9]: Auf weichen Polstern, mit F–n vom feinsten Stahl geschwellt. W. 15, 45 etc. 4) [s. 1] Schreib-F–n; hierzu dienen mit Ausnahme von Schwan-, Reiher-, Raben-F–n, die nur für gewisse, besondere Zwecke, die letztern namentlich zu feinen F.-Zeichnungen Anwendung finden, allgemein die Schwung-F–n der Gänseflügel. Karmarsch 1, 760 (vgl. Pose, Kiel); F–n ziehn [durch heiße Asche etc., um sie von der fettigen Haut zu reinigen], schneiden [zum Schreiben]; Die F. schreibt gut; Der Verfasser schreibt nur mit laufender F. G. 39, 218; Deine Schwanen- und Trappen-F. für mich in Bewegung setzen. G. Zelt. 2, 374; Am meisten ist ein Sittenschilderer mit seinem Handwerkszeuge geschoren; er muß Schwanen-F–n haben, Raben-F–n, Stahl- F–n [s. u.], harte, weiche, stumpfe, spitze F–n, zuweilen auch F–n mit Zähnen, wenn die Sitten danach sind. Immermann 12, 195; M. 3, 53; Warum das gelehrte Volk so dringend nach der Freiheit der F. schreit. Kant Anthr. 6; So werde ich von der Faust weg schreiben und meine Gedanken unter der F. reif werden lassen. L. 12, 54; 61; Die F. läuft einmal [ich bin einmal beim Schreiben]. 64; Daß die F. und der Stift [des Zeichners] Dinge machen können, welche dem Pinsel [des Malers] zu machen unmöglich sind. 11,135; Einem Etwas in die F. diktieren. Sch. 117b; Etwas in der F. stecken [ungeschrieben, unerwähnt] lassen. Stumpf 726a; Etwas in die F. fassen, bringen; Das lässt sich der F. nicht anvertrauen, die F. sträubt, kraust (Hebel 3, 384) sich; Ein Werk unter der F. haben [daran arbeiten]; Eine scharfe, spitze, beißende F. [Schreibart] haben; Sich von der F.[als Schreiber oder Schriftsteller] nähren; Ein Mann von der F. [Gelehrter oder Schreiber], im Ggstz. des Manns vom Degen, und bergm., dann auch allgem.: des Manns vom Leder. Lichtenberg 4, 204; Der Wehrstand, er sei nun vom Leder oder von der F. Möser Ph. 2, 246; 261. So auch nicht bloß von den als Schreib-F–n dienenden Stahl-F., deren es eine Menge Arten u. Sorten mit besondern Namen giebt, sondern auch von andern Werkzeugen, die zum Zeichnen, Linienziehn etc. dienen, s. Blei-, Reiß-F. 5) übertr. aufTheilevon andern Thieren, als Vögeln, z. B. weidm. die Borsten der Wildschweine, die Stachel der Jgel; (veralt.) die Fischflossen. Eppendorf 61, gewöhnl. Floß-F.; ferner der bewegliche Schwanz des Rothwilds und des Hasen (vgl. Wedel); die Hirschrippen, die Vorder- oder Raffzähne etc. 6) (Bot.) F–chen oder Haarkrönchen, Pappus, der besondre Kelch einzelner Blümchen; F–chen oder Knöspchen, Gemmula, Plumula, der sich zur obern Pflanze entwickelnde Theil des Keims, im Ggstz. des Würzelchens, woraus sich die nach unten gehnde Wurzel entwickelt. G. 36, 23. 7) Risse und Spalten in Edelsteinen. 8) Hüttenw.: die durch das Auge des Ofens über den Herd spielende Flamme. 9) mit Rücksicht auf die Elasticität (vgl. F.-Harz, -Kraft): ein mit aufhörendem Druck in seine ursprüngliche Lage zurückschnellendes Metall (Druck-F.), wie es sich in Polstern (s. 3), in den verschied. Schlössern, an Schießgewehren, in Uhrwerken als das durch seine Spannung die Bewegung Bewirkende findet etc.: Die Kutsche ruht auf F–n, Spring-F–n; Die F., Trieb-F. einer Uhr, einer Maschine, und übertr.: Liebe ist die große F. in dieser Maschine. Leisewitz Jul. 66; Freude heißt die starke F. | in der ewigen Natur; | Freude, Freude treibt die Räder | in der großen Weltenuhr. Sch. 19a; Der Menschheit F. ist allein die Eigenliebe. Haller 65; Die artigen Kammermädchen waren .. unentbehrlich, die F–n ihrer Einbildungskraft spielen zu machen. W. 7, 135; Chamisso 5, 130 u. v. Hieran schließen sich eine unerschöpfliche Menge von Anwendungen in verschiednen Gewerben, z. B.: F. im Webeschiff. Talvj 2, 3; ein Bügel aus Eisendraht am Instrument der Schriftgießer, zum Festhalten der Matrize während des Gusses. Karmarsch 3, 179 etc., nam.: 10) F–n, gespaltne Eisenkeile, die, vor Etwas gesteckt, dies wie eine F. zurückspringend, festhalten, z. B. an Bolzen; auch das zur Befestigung einer Eisenspindel durch das Ohr derselben gesteckte Eisen; im Wasserbau die zur Befestigung von Eisen an Holz dienenden Bänder und Haken etc. 11) so auch verschiedne Keile, nam. im Bergbau die, worin der sogen. Bolzen getrieben wird, um die Wände der Gruben los zu gewinnen (s. Fimmel u. ausfiedern); in Pochwerken zugespitzte, die Pochsäulen, Pochladen und Riegel zusammenhaltende Holzpflöcke; in den Fludern die zwischen die Spundstücke eingelegten gezimmerten Bäume; das wie die Lünse vor die Wagenräder, so an dem Hund oder Räderkasten vor die Stoßscheiben gesteckte Eisen; im Hüttenw. die den am Treibhut angeschlagnen Lehm festhaltenden Nägel oder Haspen etc. 12) bei Tischlern die in die entsprechende Nuthe (s. d. u. Nuthhobel) eines andern Bretts eingreifende Leiste oder Zapfen auf der hohen Kante eines Bretts. 13) das die Scheide auf der Klinge festhaltende Eisen am Griff des Husarensäbels. 14) im Orgelbau ein das Ventil verschließender und fest andrückender Messingdraht, F., Klappen-, Ventil-F. 15) bei Drechslern eine mittels einer Darmsaite um einen abzudrehenden Ggstd. geschlungne Holzstange, die, durch den Tritt niedergezogen, mittels der Darmsaite wieder in die Höhe schnellt. 16) an Strohdächern die zu beiden Seiten von den Giebeln herabgehenden Bretter zur Befestigung der Dachlatten und zum Abhalten des Windes, F–n, Wind-F–n. 17) weidm., F., Schweins-F., das Fangeisen zur Saujagd, Knebelspieß u. ä. m.
Anm. Ahd. fëdara, mhd. vëdere. Bei Luther Fedder, wie bei Pictorius fättern = fliegen, flattern (s. d.). Nbnf. Fieder (s. d.), z. B.: Wie eine Schreibfeder mit F–chen besetzt. Schilling Nat. 1, 153 etc.; Wassergewächse mit .. fiedertheiligen Blättern, mit feinen F–n. Ruthe Flora der Mark Brandenb. (1827) 451; Blätter gefiedert, alle F–n haarförmig. ebd. u. o. in naturgeschichtl. Werken. Urvwdt. gr. π(e)τcρóν, das die Feder als Flugwerkzeug bez., vgl. Fittich.
Zsstzg. unerschöpflich nach den versch. Vögeln, z. B.: Adler-, Gänse-, Hühner-, Pfauen-, Strauß-F. etc., s. 2u. 4; ferner nach den versch. Körpertheilen, wo sie sitzen, z.B.: Brust-, Bürzel-, Flügel-, Kopf-, Schulter-, Schwanz-, Steiß-F.; Mit barettartig aufgesträubten Ohr-F–n. Tschudi Th. 324 etc.; ferner (s. nam. 9 ff.) nach den verschiednen Stoffen und der Benutzung etc., dann auch mit Zahlw. zur Bezeichnung von Thieren nach der Zahl ihrer Federn, so werden z. B. die Federmotten eingetheilt in: Ein-, Zwei- etc. F–n u. ä. m., z. B.: Áfter- [1]: kleine Federn am Daumen der Flügelknochen, im Ggstz. der eigentl. Schwung-F–n. Bārt- [1]: Es giebt dreierlei Federn; solche, die fast nur aus Bart bestehen, andre nur aus Kiel und endlich solche, wo der Kiel als Schaft weit zwischen den Bärten fortläuft, also Bart- [Flaum-], Kiel- und Schaft-F–n etc. Oken 4, 335. Bétt- [3]. Blátt- [6]. Blēī- [4]: Bleistift aus Graphit zum Zeichnen, Schreiben etc.
Bōgen-: am Fachbogen der Hutmacher zum Anspannen der Darmsaite dienendes Leder.
Brēīt-: Nur die fünf ersten Federn eines jeden [Gänse-] Flügels können zum Schreiben benutzt werden ... Die erste Eck- oder Ort-Pose .., die zwei nächsten Schlachtposen .., die 4te und 5te B–n. Karmarsch 1, 760. C-: in Form eines latein. C [9], z. B.: Wagen-F–n. Hackländer Sold. Kr. 150.
Cemént-: s. Stahl-F.
Dāūnen-: Flaum-F.
Déck-: die kürzern, Flügel und Schwanz der Vögel oben und unten bedeckenden Schaft-F–n, Tcctrices. Déckel- [9]: an Schießgewehren den Deckel auf die Pfanne drückend. Drāht- [9]: aus gewundnem Draht. Drúck- [9].
Dūnen-: Flaum-F. Eck-: s. Breit-F.
Fāūst-: eines Zeichners [4]. Zinkgräf 1, 207.
Fétt-: Schmalz-F., Bürzel-. federn der Gänse, die man den zu mästenden auszurupfen pflegt. Flāūm-, Flóck-: die zartern, weichen und wolligen Federn, plumae, nam. am Bauch der Vögel, s. Daune.
Flóß-:
1) [5].
2) ein Katheter für Steinkranke. Flūg-: zum Fliegen dienend, nam. die steifen Schwung-F–n. Guttapércha-: s. Stahl-F. Hāār-: Flaum-F. Hūt- [2]. Káck-: Federn der „kacken“ Vögel oder der Kahldutten. Kīēl-: s. Bart-F. Kláppen- [14]. Lénk-: die Schwanz- oder Steuer- F–n, insofern sie zum Lenken des Flugs dienen: Daß seine L–n (pennae rectrices) im abgemessenen Verhältnis gegen seine gewaltigen Schwungfedern (remiges) gestanden. IP. 41, 71. Mêêr-: See-F. Míttel-: zw. 2 Federn in der Mitte, nam. bei Bett-F–n die in ihrer Schwere zw. Flaum- und Schleiß-F–n liegenden. Ort-: s. Breit-F. Pfāūen-: s. o.; auch der ähnlich glänzende polierte Schloßknorpel der Perlmuschel. Pflāūm-: veralt. statt Flaum-F. Rāūf-: Schwung-F. Rēīß- [4]: eine Metallfeder zum Reißen, d. i. Zeichnen, nam. um scharfe Linien mit Dinte zu ziehn; auch eine Metallhülse, schwarze Kreide etc. hineinzuschieben: In einer goldenen R. ein wohlzugeschnitztes Stück Kreide. G. 15, 170. Rōth-: Name mehrerer Fische mit rothen Flossen, z. B.: Plötze, Cyprinus rutilus etc. Rück- [9]: im Rücken eines Ggstds., z. B. bei Taschenmessern. vHorn Schmj. 132. Scháft-: s. Bart-F. Schēīn- [9]: an Schlössern das die wahre Feder verbergende Gehäuse. Schílf-: aus Rohr, Schilf [4], für Zeichner. Keler gH. 4, 22. Schlácht-: s. Breit-F. Schlāg-: Schwung-F.; auch [9] eine das Zuschlagen z. B. des Hahns am Gewehr bewirkende Feder. Schlēīß-: Bettfedern, die geschlissen werden müssen, im Ggstz. der weichen Flaum- F–n. Schlīēß-: Schleiß-F., die großen Flügelfedern der Gänse etc.; auch [9] eine Feder zum Schließen, z. B. des Zifferblatts ins Gehäuse der Uhr, auch am Zündnadelgewehr. Karmarsch 2, 93. Schlóß- [9]: z. B. an einem Thür-, Kasten-, Gewehrschloß etc. Schmálz-: Fett-F. Schmúck- [2]. Schnécken-: Spiral-F., schneckenförmig gewunden [9]. Schrēīb- [4]. Schwēīns-: [17]; veralt. auch eine Art kurze Spieße der Infanterie, u. scherzh. = Schweinsborste. Schwíng-: Schwung-F. L. 1, 144, übertr.: Diese Achtung für sich selbst, welche eine von den stärksten Sch–n der Tugend ist. W. 5, 164. Schwúng-: s. Lenk-F., die steifen Flugfedern, übertr.: Entwickeln seine geistigen Sch–n. Fichte 7, 282; Platen 2, 64 etc. Sêê-: Meer-F., eine Thierkoralle mit nicht angewachsnem Polypenstock, Pennatula, auch Gorgonia. Spirāl-: Schnecken-F. Sprēīß-: Spring-F. [9], wodurch in Schlaguhren der Windfang auf die Welle befestigt ist. Spríng- [9], auch übertr.: Wie überhaupt meine mächtigsten Sp–n [Mittel zu wirken] in die Wallungen des Fürsten hineinspielen. Scheller 85b; Die Geschäftigkeit der Eigenliebe .. eine von den nöthigsten Sp–n unsrer Seele. W. 5, 149; 8, 270. Stāhl- [9]: Schläft in weichen Betten auf St–n. Heinse A. 2, 243, nam. auch [4] stählerne Schreibfedern. Karmarsch 3, 357, darunter z. B. Cement-, Guttapercha- F. etc. Stángen- [9]: in Gewehrschlössern, die Stange in der Rast der Nuß festhaltend. Stāūb-: die leicht aufstiebenden Flaumfedern. Stēūer-: Lenk-F. Stóck-: Eck-F. Trīēb- [9]: oft übertr. = Beweggrund etc. ǖhr- [9]. Ventīl-: Klappen-F. Wāgen- [9]. Wásser-: Name mehrerer Wasserpflanzen, z. B. des Wasserrohrs, Arundo palustris, ferner Stratiotes und Hottonia palustris etc. Wínd- [16]. Wóllen-: Flaum- F. Zāhn-: Art Seefeder, Pennatula mirabilis etc.