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Draht
Drāht, m., –(e)s; Drähte; Drähtchen, lein; -:
1) der im Spinnen gedrehte Faden:
a) Ein Garn .. nicht aus schlechtem Zeug und irdschem D–e. Lohenstein Ibr. 6 v. 30; Fein zum Staat | spinnt den D. V. 3, 181; Auf D. gebückt und Nadel. 4, 80; Schon zählen lässt sich jedes Drähtchen [des Flaußrocks]. 135; Geflickt mit Pack-D. [Pack-Zwirn, Bindfaden]. Sh. 3, 391; Nähe die Felle zusammen mit Stier-D. Mvth. 1, 134 etc.
b) Sie hielten ihn für einen bloßen Hampelmann . . . Wenn er sich nicht gelenkig genug an den Drähten regieren ließ. Heine Lut. 1, 183; Sklaven eines einzigen Marionetten-D–s, den ich leichter als mein Filet regiere. Sch. 188a; Sie zu lenken wie am Zauber-Dräthchen. KlGroth 105.
c) nam. bei den Schuhmachern: der D., auch Pech-, Schuh-, Schuster-D., aus mehreren zusammengedrehten, mit Pech bestrichenen Garnfäden bestehnd, so: der Absatz-D., zum Annähen der Absätze; Bestech- oder Stepp-D., für die Steppnähte; Doppel-D., besonders stark zum Aufnähen der äußern Sohle daher „doppeln“ (s. d.), mit solchem Draht nähen, versohlen —; Einstech-D., etwas Dünnes anzunähen etc.
d) auch bei den Webern (s. a), wo nam. das Ew. drähtig (s. d.) in Zsstzg. mit Zahlw. sich findet, z. B.: Ein, zwei, drei, vier etc. -drähtig, aus 1, 2, 3, 4 etc. Fäden zusammengesponnen, ferner fein-, grob-drähtig, aus feinem, groben Faden, und dazu dann entsprechende Zsstzg. mit D., z. B.: Drei-D., dreidrähtige Wolle, Baumwolle etc., auch ein dreidrähtiges mit dreimal sovielen Fäden als die gewöhnliche Leinwand gewebtes Zeug (vgl. Drillich); Vier-D., ein früher übliche Art groben Wollenzeugs etc. Von diesen Zsstzg. lautet die Mz. gw. ohne Uml.: Dreidrahte etc. 2) dünnes, fadenartig ausgezognes Metall, s. Karmarsch 1, 545; Mitscherlich 2, 2, 115 ff.; Platina lässt sich .. zu Drähten von ’oco Zoll Durchmesser ausziehen. 332; 294 etc.; Zu Ring und Kette poch’ ich dann | die feinen goldnen Drähtchen. G. 1, 25; Mit D. gepeitscht. Merck’s Br. 2, 72 etc. Nach den versch. Metallen hat man z. B. Eisen-, Gold-, Kupfer-, Messing-, Platina-, Silber-, Stahl-D. etc., s. Zsstzg. 3) (s. 2) die beim Schleifen einer Klinge entstehnden dünnen sich leicht umlegenden Theile.
Anm. Ahd., mhd. drât, von drehen; mundartl. neutr. Mz. Drähter (s. drähtern) und nam. in Bed. 1 (s. 1d) Drahte. Veralt. auch: Drad (ahd. drâti, mhd. drate etc.). a.: geschwind, bald z.B.: Da sah man d. | des Herrn Macht und Wunderthat. Waldis Ps. 78, 10; 134b, 4; Uhland V. 31, 145 etc. s. Brem. Wörterb. 1, 235.
Zsstzg. s. o., nam. mit Zahlw. [1d] und nach dem Stoff [2b], z.B.: Ábsatz- [1c].
Āūfschlage-: s. Gegen-D.
Bánd-: verschiedne in Ringe gewickelte, mit einem Draht als Band einmal umschlungene Sorten Eisendraht. Bestéch-[1c].
Bínd(e)-:
1) Bei den gerippten Formen zum Büttenpapier unterscheidet man die parallelen Boden-Drähte von den in gewissen Entfernungen quer durchgeflochtenen, höher liegenden und sie verbindenden Binddrähten, während zu den Velinformen ein gewöhnliches feines auf dem Webstuhl aus Längen- und Quer- Drähten verfertigtes Sieb dient. s. Karmarsch 2, 801.
2) s. Leitungs-D. Blēī-: gw. nicht Draht aus Blei, sondern der dünnste im Handel vorkommende Eisendraht von ¼g₈ Zoll. Mitscherlich 2, 2, 117. Es ist dies der s. g. Draht von einem Blei (d. h. mit einem Bleiring), während der von zwei Bleien der etwas stärkre Haarnadel-D. ist. Bōden-: s. Binde-D. Dóppel- [1c]. Eīnstech- [1c]. Gêgen-: Bei der Baumwollspinnerei dient zum Aufschlagen des Garns auf die Spindeln ein Aufschlag-Draht und ein G., der die Fäden nicht aus dem Bereich des erstern kommen lässt, s. Karmarsch 1, 147. Flách-: breitgeplätteter der Goldarbeiter. Flíck-: HvKleis Kr. 39, zum Flicken von Töpfergeschirr etc. dienend. Hāārnadel-: s. Blei-D. Hórden-, Hürden-: der gröbste Eisen-D. zu den Malzhürden in den Brauereien dienend. Kardǟtschen-: harter Eisen- oder Stahl-D. von verschiedner Stärke je nach der Feine der daraus zu fertigenden Kardätschen und Krempel. Kránz-: echter oder unechter Gold- und Silberdraht zu Kränzen und gemachten Blumen. Lä́ngen-: s. Binde-D. Lēītungs-: zur Leitung des elektrischen Stroms bei Telegraphen etc.: Der L. ist mit einem durch das Loch gesteckten Stück Drahte mittels dünnern Bindedrahtes fest verbunden. Galle Kat. d. Telegr. 158. Marionétten- [1b]. Nǟh- [1]: auch der Draht, womit die Formen fürs Büttenpapier durchflochten sind. Öhren-: Ohrenspange, ein nach dem Ohr eingebogner Draht unten mit einem halben Ringe für die Ohrgelenke statt der gewöhnlichern in Ohrlöchern befestigten Ohrringe. Páck-[1a]. Péch- [1c]. Quêr-: s. Binde-D. Sāīten-: zu Klaviersaiten etc. Scháft-: woraus die Nadelschäfte gemacht werden. Schíllings-: Eisendraht, etwas stärker als der Banddraht. Schlīēßungs-: Leitungs-D. von dem einen Pol einer galvanischen Batterie bis zum andern. Schūh-, Schūster- [1c]. Schwêrtfeger-: zu Degengewinden etc. Sēē-: ein in einer Röhre liegender Seewurm mit vielen Asten, Sertularia dichotoma. Stépp- [1c]. Stīēr- [1a]. Telegrāphen-: s. Leitungs- D. Wēīser- [2]: zum Durchbohren der Thonpfeifen. Karmarsch 3, 505. Zāūber- [1b]. Zítter- [2]: zu den Zitternadeln dienend u. v. ä.