Faksimile 0167 | Seite 159
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Blei
II. Blēī, n., –(e)s; –e, –er:
1) das schwerste unedle Metall, bläulichgrau, leicht schmelzbar, zäh und hämmerbar, ungemein weich und fast ganz unelastisch. Früher auch wohl das Zinn (s. d.) mitumfassend als sogen. weißes und davon geschieden als schwarzes B. Brockes 9, 16 ff. (s. Nadel-B.): Der Glaser, der die Scheiben faßte, dachte gewiß nicht, daß das B. [zur Kugel umgegossen] einem seiner Urenkel garstiges Kopfweh machen könnte. G. 9, 90; Wenn falsche Tugend wird wie B. im Test vergehn. Haller 92; Wenn die B. vom Silber .. abgetrieben sein. Matthestus Sar. 149b; Soldatenheer aus B–e. Salis 8 etc.
a) In der Silvesternacht wird B. gegossen, das Schicksal daraus zu erkennen, daher: Ihr glückte der Bleiguß. V. 2, 57, v. 129.
b) oft den edlen Metallen entgegengesetzt: Sein Geld ist auch kein B. (Sprichw.); Meine Lebensverhältnisse .. wahres Gold .. im Vergleich zu [den andern] .. die mir wie schlechtes B. vorkamen. Keller gH. 2, 339; Das Bleigeschlecht. V. 4, 162 [im Ggstz. des goldnen Zeitalters] etc.
c) nam. in Bezug auf die Schwere (s. bleischwer) auch übertr. als Bez. des Drückenden, schwer auf Einen Lastenden, des Schwerfälligen und Plumpen, oft dem beweglichen Quecksilber entgegengesetzt oder der leichten Feder: Was ist schwerer denn B.? Sir. 22, 7; Sunken unter wie B. 2. Mos. 15, 10; B. an den Füßen (Hebel 3, 160; W. 20, 105), an den Sohlen (Hölderlin H. 1, 127) haben; Ich will das B. sein, das euren Flattermuth niederdrückt. Alexis Hos. 2, 3, 163; Mir liegt’s auf der Brust wie B. 1, 1, 208; G. 14, 14; Dieses holländisch schwerfällige B. ist so ganz verschieden von dem beweglichen Quecksilber. Heine Verm. 1, 245 1. V.; B. dünkt mich ein Metall, dumm, schwer und träg zu sein. Schlegel Lieb. Leid. 2, 2.
d) seltner Bez. des Festen, Unerschütterlichen, z. B.: Sein Anstand goß alle ihre Glieder mit B. aus. IP. 1, 181; Saß wie B. im Sattel, wie ein Stück | von Erzguß. Nückert Rost. 90a.
2) auch etwas aus B. Gefertigtes, zumal:
a) die Gewehrkugel: Pulver und B. Brentano Wehm. 111 (= Kraut und Loth); Mit raschem B. kalt gemacht. Auerbach Tag. 227 u. v.; Erlegt mit königlichen B–en. Freiligrath Pol. 1, 12.
b) = Richtblei (s. d.): Zirkel, B. und Winkelwage. G. 6, 177; Wackernagel 2, 290, Z. 16; Wenn Euer Mund besser im B. läge [nicht so schief wäre]. Hebel 3, 346 etc.
c) = Senkblei (s. d.).
d) auch die Mischung von Zinn und B., wodurch die Nadeln des Strumpfweberstuhls an die Nadelbarre befestigt sind. Karmarsch 3, 432.
e) = Bleistift (s. d. Früher schrieb man mit B. und der Name blieb auch für die jetzt gw. Graphitstifte): Ein Wort mit B. angemerkt. Merck’s Br. 1, 480.
Anm. Wohl wie I. nach der Farbe benannt (wobei sich blan und bleich berührt haben mögen), s. z. B.: blaue (17) und Blei-Bohne, vielleicht auch vrwdt. mit lat. plumbum etc. Die Mz. Bleie (s. 1 und 2) wie auch Bleier ist nam. bergm. sehr häufig (s. bleien Il.).
Zsstzg. mehrfach, nam. chemische Verbindungen bez., wie Arsenik-, Chlor-, Scheel-, Schwefel-, (Einfachschwefel-, Unterschwefeletc.), Selen-B. etc. Wir erwähnen ferner: Ábstrich-: das unreine, antimonhaltige Blei aus dem beim Treiben gewonnenen Abstrich und der schwarzen Glätte auch „Hart-B.“
Árm-:
1) das nur wenig Silber hält, Ggstz. Reich-B. 2) schwere Bleistücke, die Muskelkraft der Arme zu stärken. Bárren-: Blei in Barren. Dörner-: das aus den Darrlingen geseigerte ,,Zuschlage-B.“ Frísch-: Das .. nicht für den Handel bestimmte Blei wird Werk-B. genannt und erst .. gereinigt, unter dem Namen Kauf-B. oder, sofern es bei dem Reinigungsproceß aus der Glätte reduciert wurde, Frisch-B. in den Handel gebracht. Karmarsch 1, 245. Gélb-: Gelbbleierz, molybdänsaures Bleioxyd. 243. Hárt-: s. Abstrich-B. Hêrd-:
1) das beim Treiben sich in den Herd ziehnde Blei, zum Unterschied von der oben schwimmenden Glätte.
2) Bleischweif. Zechendorfer 2, 19. Hórn-: Verbindung von kohlensaurem Bleioxyd und Chlor-B. Kāūf-: s. Frisch-B. Lōōtsen-: Senk-B., Loth. V. Sh. 1, 91. Nādel- [3]. Rēīch-: s. Arm- B. Rēīß-:
1) antimonhaltiger Bleiglanz, auch Bleischweif, Schreib-, Wasser-B., Pottloth genannt.
2) Stifte zum Reißen oder Zeichnen, früher aus Reiß-B. (1), jetzt Graphit. Rícht-: ein Blei an einer Schnur, zur Bestimmung einer lothrechten Linie, Körper danach zu richten, s. Loth, Jes. 34, 11. Rōth-: Rothbleierz, chromsaures Bleioryd. Karmarsch 1, 243. Schrēībe-: s. Reiß-B. Sénk-: ein Blei an einer Leine, die Tiefe des Wassers zu messen etc., Loth (s. d.). Forster R. 1, 25; Kohl A. 3, 360 etc., auch übertr.: Warf .. das S. seiner Wißbegierde aus. Börne 5, 63 etc. Trāūben-: arseniksaures Blei- oryd, gw. in traubigen Massen. Wálz-: gewalztes Blei im Ggstz. des gegossenen. Wásser-: s. Reiß-B. und Pottloth. G. 40, 306. Wēīß-: „Weißbleierz, Bleierde“, Erz, welches Blei mit Sauerstoff verbunden enthält. Wérk-:
1) s. Frisch-B. 2) bei den Klempnern eine Bleiplatte zum Ausbreiten des Blechs. Zūschlage-: Dörner-B. etc.