Faksimile 0156 | Seite 148
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blähen
II. Blǟhen, tr., refl. und intr. (haben):
durch Blasen und Wehen schwellend Etwas (sich) ausdehnen; an-, aufschwellen; schwellen machen, eigentl. u. übertr., namentl. wie ,,aufblasen“, refl.: in dünkelhaftem Stolz sich übermäßig erheben und großthun, und tr.: sich überheben machen:
1) tr.: Soll ein weiser Mann so aufgeblasene Worte reden und seinen Bauch so b. mit losen Reden? Hiob 15, 2; Daß mir der Freiheit wilder Trieb den Busen bläht. G. 13, 129; Was für ein Druck das Meer zu gleichen Stunden bläht. Haller 87; Das geblähte und aufgedunsene Wesen des Lohensteins. IX; Eiteln Wahns das Herz zu b. WHumboldt 3, 53; Den über die Erde geblähten Nebelflor. IP. 24, 33; Bläht ihm einen Pfühl! Platen 6, 35; Wie ein Genie die Backen b. 4, 148; Die gute Regung, welche schon | den Busen dir von tugendhaften Entwürfen bläht. Prutz Woch. 4; Insekten blähet es [das Vergrößerungsglas] zu Riesenungeheuern. Rückert BrE. 410; Da sieht man ... Nattern | die giftgeschwollnen Bäuche blähn. Sch. 58b; Ein Schiff, ... das die Segel bläht. 64b; Ihr Purpurknöspchen rasch zu b. V. 3, 59; Dadurch geblähet, maßet er sich an des Throns. Ar. 3, 154; Ein Busen reizt, der, jugendlich gebläht, | die Augen blendt. W. 3, 47; Seine wallenden Hüften | bläht jugendliche Kraft. 72; Desto ärger bläht | den guten Mann der leid’ge Eigendünkel. 12, 99 etc. Im Partie. auch mit Zsstzg., z. B.: Sieggebläht. Gutzkow R. 9, 486, stolz vom Sieg, auf den Sieg u. ä. m.
2) refl.: Ein unnützer Mann blähet sich. Bibel; Daß unter seinem Kuß die volle Brust sich blähet. Alxinger D. 75; Wie stolz Apoll | mit Sang und Klang sich blähet. B. 9a; Körbe, ... die sich bunt am Arme blähn. G. 12, 22; Ob unter ihm sich nicht der Boden bläht. 130; Ich habe mich zu hoch gebläht, | in deinen Rang gehör’ ich nur. 11, 71; Der sich bläht wie ein verdauender Kalkut. Gutzkow R. 3, 192; Sah .. die Blüthen dicker Saat sich an den Wassern blähn. Hagedorn 2, 10; Oben blähten sich ein paar Streifen Leinwand. Mörike N. 397; Wie die braunen Keime, | halb entgrünt sich blähn. V. 4, 45; Sich pfauengleich zu b. W. 20, 310; Ihr denkt vielleicht, daß ich zu viel mich blähe [prahle]. 12, 189.
3) intr., d. h. eigentlich: mit zu ergänzendem Obj. (s. 1 und 2), z. B.: Ehr’ und Reichthum treibt und bläht [macht den Menschen aufgeblasen, stolz]. Claudius 3, 82, namentl. von den Winde verursachenden und den Leib auftreibenden Speisen: Hülsenfrüchte b.; Es blähte [schwoll auf] ihm seine beste Kuh. Gotthelf Sch. 211. Hierzu das Hw. Blähung von der mit den Speisen eingeschluckten, in den Gedärmen eingeschlossnen und Unterleib auftreibenden Luft: Blähungen haben, verursachen; an Blähungen leiden etc. So auch: Das Bauchblähen; blauchblähend etc. Außerdem bleibt beim Partic. oft „sich“ fort: Die am Arme seichter Thoren | b–d mit dem Fächer spielt. Sch. 9b; Ins b–de Bettlein. Schubart 3, 43; Mit Polstern, die ... bei jedem Druck sanft b–d sich erheben. W. 20, 73 etc.
Anm. Ahd. blâhan, mhd. blaejen, s. blasen und vgl. bläken; schwzr. blan, aufgedunsen, vgl. „lan“ = lassen etc.
Zsstzg. z. B.: Āūf-: blähnd aufschwellen, aufblasen, tr., refl. und intr.: Leinwandstücken .., die der Wind dann und wann hoch aufblähte. Alexis H. 1, 1, 6; Aufbläht sich bis zum mittlen Tau das Segel. G. 33, 24; Das Wissen blähet auf. 4, 42; Blähten nur Diefe mit Wahn auf. Klinger F. 29; Blähe mich nicht auf in Freude vor Eitelkeit. Laube DW. 5, 244; Denke dir einmal einen solchen See-Igel aufgebläht zu der Größe eines Elephanten. Vogt Oc. 2, 10 u. o.
Aūs-: schwellend ausdehnen: Weiß oft die schalste Kleinigkeit | zum Wunder auszublähn. Blumauer 2, 69. Er-: Als wenn nicht allein der Bauch, sondern auch die Seele durch solche Speise erblähet würde. Garzoni 480b, selten.
Ver-: blähend verderben: Hülsenfrüchte ver-b. den Magen u. ā. m.