Faksimile 0091 | Seite 83
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Bärde
Bǟrde, f.; –n; –n-:
(veralt.) die Art u. Weise, wie Einer sich gebaret: Des Teufels Larvenspiel u. Spott, | darin durch falsche B–n | die Welt er gar betreuget. Luther 8, 371a; 1, 154a etc.
Anm. Vgl. Baren II. u. Bar, Par = Geschlecht, Art. Schilter 85b, noch östreich.: In meiner Par. Bäuerle, s. Schmeller 1, 186 u. dazu: Gebäre, f.: die Art des Benehmens, Erscheinens, das Aussehen: Auch hat er die Gebäre, mich dünkt, beim Herren Christ, | es sei nicht kleine Märe, warum er hergeritten ist. Simrock Nib. 102; Gudr. 339; Brentano Fr. 1, 248 etc.; auch: Das Gebärd, z. B.: Sein sterbendes Gebärd ermuntert mich. Gryph Card. 1, V. 507; Wiewohl du ein ehrbars, adelichs Gebärd hast. Schaidenraißer 56b; Mit höflichem Gebärd. 14a; 52b u. v.
Zsstzg.: Ge-: die Art des Erscheinens, das Aussehn, das Außre, insofern es veränderlich ist u. in den Veränderungen sich das Innre kundgiebt, nam. die Bewegungen des Körpers u. zumal auch der Gesichtszüge, so daß G. oft mit Miene sinnvrwdt. erscheint, vgl. auch Geste: [Christus ward] an G–n [Gestalt] als ein Mensch erfunden. Phil. 2, 7; Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen G–n [Kundgebungen]. Luk. 17, 20; Daß er .. des Wüstensohns G. | auszieh’ u. ein Hofmann werde. Rückert Morg. 1, 203 etc. u. häufiger: Ein Vernünftiger merket den Mann an seinen G–n. Sir. 19, 26; Stolz u. Hochmuth die G. Chamisso; Was für ängstliche G–n die Henne sonst zu machen pflegt. Danzel; Daß Eins dem Anȳen He yiúh úe- e fíhfom elh Tgemerkt haben. G.; Den Ausdruck seiner G–n. Ds.; Nun hebt 11* sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, | G–n da giebt es vertrackte. Ds.; Bedeutender G. dringend Streben [das Knien]. 13, 244; Bedeckt schon euer Nichts die Larve der G–n. Haller; Warf sie dem Fortgegangnen eine drohende G. nach. Tieck etc. Dazu Zsstzg.
1) mit Hw. etc., z. B.: Angst-G.; Der verblendete Stolz, | die Heuchel-G. Beck Heim. 111; Wuchs .. u. ward an Huld-G–n | eine Wundersage auf Erden. Rückert Nal 7, an holder Erscheinung, holdem Wesen; Die lachende Erde | mit Jünglings-G. | für mich nur ein Grab. Sch. 9a; Muß denn auch der edelste Mensch in der Zorn-G. [Kundgebung, Außrung des Zorns] etwas Geringes u. Unedles zu Stande bringen? Tieck Acc. 1, 193 etc.
2) mit Vorsilb. z. B.: An-G. (veralt.). Keisersberg Scheid. 3 etc., nam. ún-G.: Unmanier, häßliche, entstellte, verzerrte Gebärde, s. Grimasse, s. Benecke, Frisch, Spate etc. Stell’ ich mich wohl ungebärdig [s. d.], | wenn mir die Wolle kraust? Nein die Un-G–n entzwingt mir | der Scherer, der mich zaust. G. 4, 36; Wir haben freilich jetzt erst die Flegeljahre der Volksherrschaft durchzumachen .., aber es ist doch nur die Un-G. der ersten freien Jugend. König Kl. 3, 191; Erlaubten sich alle Un-G–n einer widersetzlichen Unzufriedenheit. 2, 343 etc.; Verhüllte sich .., wormit [damit] Niemand ihre sterbenden Un-G–n sehen möchte. Lohenstein (Wackernagel 3, 1, 888).