1) allgm. etwas Hohles, inſofern es Etwas in ſich faſſt, z. B. ſchwzr. die Kryſtallhöhlen in den Bergen (Keller), ferner in den Stampfmühlen die Löcher im Grubenſtock, worein das zu Stampfende gelegt wird; auch: Auf die Scheitel oder auf das Hintertheil des Haupt- H–s. Ryff Sp. 149a = Hirnſchale ꝛc. — Gw. aber:
2) = Topf, allgm. nam. im Oberd. (ſ. Hafener), während es in Nordd. nicht ſowohl den Kochtopf als vielmehr nur einen zur Aufbewahrung von Etwas dienenden Topf und beſ. derartige Glasgefäße bez. und in techn. Anwendung ſich nam. für die Schmelzgefäße der Glashütten findet: Irdene Geſchirre von mancherlei Form und Anwendung als Töpfe, H., Tegel ꝛc. Rumohr K. 31; Ein H. voll eingemachter Pflaumen; Ein H. Schmalz; Ein Schmalz-H. (oberd.: Schmutz-H. Gotthelf G. 258), zur Aufbewahrung von Schmalz dienend ꝛc.; bair. aber z. B. nicht bloß einen Topf, ſondern auch eine Art thönerner oder metallner Keſſel und — wohl nach der ähnl. Form — die Kuhglocken ꝛc. Auch vielf. ſprchw., z. B.: Man kann an den Scherben ſehn, was am H. geweſen (ex ungue leonem); Zwei Suppen in einem H. ſieden, zu Viel auf einmal wollen ꝛc.; Nicht aus einem hohlen H. (vgl. Faß) reden, nicht grundlos, mit leeren Reden oder Drohungen; In einen hohlen H. ſchreien, vgl. Prediger in der Wüſte; Den Deckel (ſ. d. 2) vom H. nehmen; Statt alsbald Feuer unter den H. zu thun [die Sache ſelbſt in Gang zu bringen], giebſt du den Handel in ſeine Hand. Gotthelf Sch. 177; Den Fuß im H. haben [angeſehn ſein]. 261; Das iſt nicht in ſeinem H. gekocht [kommt nicht aus ſeinem Kopf]. Peſtalozzi 1, 68 ꝛc. — Die Mairiuh .., am Halſe mit einer ungeheuren Schelle, der H. genannt, beſchwert. Grube Geographie 3, 350 (Beda Weber). —
3) eine Bucht zur ſichern Aufnahme von Schiffen und übertr.: Sicherheits-, Ruheort überhaupt: Ein natürlicher H. (ſ. Schlup-H.), im Ggſtz.: Ein künſtlicher, durch Kunſt verbeſſerter, befeſtigter H., H. im engern Sinn (vgl. Port): In den H. einlaufen; Im H. liegen; Einen H. anthun (ſ. d.), zu erreichen ſuchen; Den H. räumen, reinigen oder baggern (ſ. d.); Einen H. ſperren, die Aus- und Einfahrt hindern; Am H. wohnen; Viele gute Haven [Anm.]. Forſter R. 1, 141; Bei ſo ſchönen Hoffnungen ganz nahe vor dem H. zu ſcheitern. G. 18, 167; Weil man von der See her in die Häfen [Venedigs] den Faden der Ariadne braucht. Heinſe A. 1, 38; In den Ocean ſchifft mit tauſend Maſten der Jüngling, | ſtill auf gerettetem Boot treibt in den H. der Greis. Sch. 93b; In den H. der Ruhe einbugſiert. Zſchokke 8, 386 ꝛc.
Anm.
Vom Stamme „haben“, lat. capere (in ſich faſſen). In Bed. 2 ahd. havan, mhd. haven; in Bed. 3 mhd. habe (fem.), was aber auch wie hap (n.) das Meer bed. (vgl. Haff). — Gottſched u. A. (z. B. Forſter, Platen) ſchreiben für 3: Haven; Spate ꝛc. für 2 Hafe, mit der Fortbildung: Häfenes [irdenes] Geſchirr ꝛc. — Zu 3 gehört das veralt. Zeitw. hafen, intr. (haben): in einen H. einlaufen: Wann ein Schiff . . vor ein Land käme, dar es haven müßte. Hamb. Stat. 2, tit. 16.
Zſſtzg. z.B.: Āūßen- [3]: ſeem. auch in plattd. Form Buten-H., im Ggſtz. zum innern oder Binnen- H. — Bérge- [3]: zum Bergen vor Unwetter dienend: In den großen Noth- und B. des modernen Staats getrieben. Immermann M. 1, 292. — Bínnen-, Būten-: ſ. Außen-H. — Flúſs- [3]: Ggſtz. zum Meer- oder See-H. ― Flūth-: ſ. Zeit-H. — Frēī- [3]: Hafen, wo Schiffe aller Völker frei einlaufen und handeln können, — übertr.: Auf ihrer Flucht vor Napoleon nach England als dem F. der Menſchheit. Schlegel Mißd. 61. — Fréſs- [2]: veralt. Wackernagel 3, 1, 811 Z. 27. — Glās- [2]: gläſerner Hafen oder Hafen zum Glasſchmelzen. — Glücks- [2]: Glückstopf; Gefäß, woraus in den ſogen. Glücksbuden die Looſe gezogen werden: Die erſte die beſte .. aus dem G. greifen. L. 10, 116; JP. 3, 156 ꝛc. — Gúſs- [2]: in den Spiegelglasfabriken, im Ggſtz. der Schmelzhäfen, die, woraus das geſchmolzne Glas auf die Gießtafel gegoſſen wird. —
Hāūpt-: 1) [1]. —2) [3]: Der H. an dieſer Küſte. — Krīēgs- [3]: für Kriegsſchiffe. — Mêêr-: ſ. Fluß- und See-H. — Nōth-: ſ. Berge-H. — Schlúp(f)- [3]: kleiner natürlicher Hafen, in den ſich kleine Fahrzeuge vor heftigen Winden ſchützen können, Hafenſchlupf. — Schmálz-, Schmútz- [2]. — Schmélz-: ſ. Glas- und Guß-H. — Sēē- [3]: Ggſtz. Fluß-H.: In andern Seehäven Englands. Forſter R. 1, 79. — Spār-: Sparbüchſe, Behältnis für das erſparte Geld: Das Geld im Sparhäfele behalten. Kurz Weihn. 210; Das Gold .. aus ihrem eigenen Sp. dazu gelegt. Zſchokke Nov. 3, 207 ꝛc.; übertr.: Ein Haufen guter Verdienſt und Werk in einem Sparhäflein ſammlen. Fiſchart B. 18a ꝛc. — Stóllen- [2]: Topf der auf Füßen ruht, Dreifuß. — Zēīt- [3]: in den man nur zu Zeiten, nämlich mit der Fluth einlaufen kann, Fluth-H. ꝛc.