1) ein dunkles Gefühl, eine unbeſtimmte Empfindung v. Etwas haben, im Ggſ. der klaren Anſchauung und deutlichen Wiſſens, oft m. d. Nbnf. ahnden [ſ. d. 2]; doch z. B.: Schien nicht zu ahnden oder nicht zu ahnen [zu rügen oder auch nicht einmal zu vermuthen], | daß du gekommen ſeiſt von Hürd’ und Stadel. Rückert 2, 97 ꝛc. — a) tr.: Ja, ſo ahndete dich, mir ſelbſt noch ein Fremdling, mein Herz ſchon. Brinckmann Gd. 92; Das allein | unterſcheidet ihn | von allen Weſen, | die wir kennen. | Heil den unbekannten, | höhern Weſen, | die wir a. G. 1, 67; Was ahneſt du? was weißt du? 13, 283; Er liebte! Ich liebe, wie er, ich ahnd' ihn. 4, 111; Ihre [der Planeten] Gänge durft’ ich a., | aber Er berechnet ſie. Schwab 45; Nur Manches ahnt er leiſer, | wie ſtillen Morgentraum. Voß 3, 216; Od. 10, 374 ꝛc. [ſ. f.] —b) refl. (ſelten): O du, die ſich mir ahnet. Tiedge [meinem Gefühl ſich ankündigt, vgl. eignen]. —c) intr. m. abhängiger Präp. (ſelten): Schließt oder ahndet von Beiden auf die Zukunft. H. R. 7, 161; Da ahnd’ ich ganz, Natur, nach dir. G. (an Lavater 29; Mercks Br. 1,55; Lavater Phyſ. 1, 272, vgl. ahnd = ich empfinde Sehnſucht, wie es G. 2, 179 heißt: Da ſehn’ ich mich, Natur, nach dir). —d) unperſ. m. Dat. der Perſ.: Ob mir gleich ſelbſt zu a. anfing, unſere Luſtbarkeit werde einen Stoß leiden. G. 14, 22; Es ahnet mir und gemahnet mir, daß ꝛc. Rückert Mak. 1, 70; Ihm ahndete, daß es ein Gott ſei. V. Od. 1, 324; W. 16, 58 ꝛc. —e) Unperſ. m. Acc.: Mich ahndet’s, daß du mich wiederſehn wirſt. Kl.; Da war’s, als ob ihn ’was ahne. Rückert Mak. 1, 96 ꝛc. — f) Zu a. das Part.: Im Rauſche nie geahnter Seligkeit. Kinkel; ſo auch: Zu einer bisher unbekannten, ja ungeahnten Denkfreiheit. G.; Nichts a–d; Liebahnend. G. Merck 2, 38 ꝛc. — g) Ein ſelig A. Freiligrath Garb. 42; Ein dunkles A. Lenau A. 249; 236; Ein ſchweres, banges Ahnden. 227; Mir fliegt ein böſes Ahnden durch das Herz. Sch. Stuart 38 [„Ahnen.“ Sch. 411b]; Banges Todes-A. Lewald Ferd. 3, 147 ꝛc. (ſ. Ahnung). Auch: Hoffnung, Ahnerin Deſſen, was vergeſſen uns jegliche Pein macht. Lavater Zürich (1800) 1. — 2) ſelten = ahnden 1: Wie willſt du den Frevel a.? | Ich will doch an meinem Unterthanen | die Strafe ſelber vollſtrecken. Rückert Nal. 173.
Anm.
1. Vomſelben Stamm wie ahnden [ſ. d.], ſchon früh vorkommend, ſ. Benecke. Wie es mich ahnt, ſo ging’s auch. Berlichingen 236; Die Roſſ(e) will auch ahnen ein Schlacht. Eppendorf 75; Ahnung. 43; 81 ꝛc. Nbnf.: Als öhne ſie es, daß es bald ein Ende .. nehmen ſoll. Luther 5, 530a; Weil mir nun ’was ahnſete. Schweinichen 3, 218 ꝛc.
Anm.
2. Die Ahnung geht oft dem Geſchehnden vor- aus (ſ. vor-a. ꝛc.), kann aber auch nachfolgen: Als ich das ſchwarze Siegel des Briefs ſah, ahnte ich gleich den Tod meines Vaters ꝛc. — Das ſvw. vermuthen ſtützt ſich auf Gründe, auf Verſtandesſchlüſſe; a. auf das Gefühl, weßhalb die Ahnung, ohne daß ſie der Wirklichkeit grade immer näher iſt als die Vermuthung, doch ſo erſcheint, z. B.: Bedeckt der Kalkſtein hier die Region, | ſo ahn’ ich unten Thon. G. 6, 24, ſichrer als vermuthen, aber zugleich mit dem Geſtändnis, daß die Geognoſie den Zuſammenhang nicht durchſchaut; Ich vermuthe aus ſeinen Äußerungen, daß er noch Nichts von dem Unglück ahnt ꝛc. Vgl. auch ſchwanen.
Zſſtzg.: Be-: ſ. I. Ahn. Anm. 1. — Ferner z.B.: Er-, tr.: ahnend Etwas erkennen, vermuthen. W. Hum- boldt 1, 23; 3, 81; Erahnung 1, 9 ꝛc. — Herāūs-, tr.: ahnend herausbekommen: Die Geſchichte ihrer Bildung lieber h., als herausforſchen. G. 39, 57; V. Myth. 1, 33; Zelter 3, 91 ꝛc. — Herbēī-, tr.: Künftige Zeiten des Troſtes vorbereiten, durch Ermahnung, Lehre und Geſang ſie gleichſam h. H. R. 7, 164 ꝛc. — Nāch- [Anm. 2]: Platon, den alten Nachahnder der alten Phyſiker, Voß Ant. 1, 369. — Vōr- [Anm. 2]: Der treffliche, das Echte v–de. Leſſing G.; Sein V. zukünftiger Möglichkeiten. 39, 115; Mein künftiges Schickſal un-v–d. 14, 236; Vorahndung. Reinh. 225; Als hätte ſie ihr Jdeal in Dankmar nur vorgeahnt und es in Siegbert .. gefunden. Gutzkow R. 5, 260; Herbſtesvorahnungen. 2, 370; Nicht ohne mehrere Vorahner erkannte Thales. Voß Ant. 1, 185 ꝛc. —
Vorāūs-: vor-a. Heine Sal. 1, 18 ꝛc. —
Zuſámmen-: ahnend zuſammenbringen ꝛc.: Das aus den matten Widerſtrahlen von der Phantaſie zuſammengeahndete Bild.