Faksimile 1049 | Seite 1041
Faksimile 1049 | Seite 1041
Küche
Küche, f.; –n; Küchlein, elchen; –n-, Küch-:
1) ein mit einem Herd und den zum Kochen nöthigen
Geräthſchaften verſehner Raum, als Ort der Speiſe-
bereitung: K. im Felde für die Soldaten, im Schiff ꝛc.;
nam. als Theil des Hauſes: Eine große, helle K.; Keſſel
und Eimer in der K. ſind ſpiegelblank; In der K. dienen,
als Köchin, Küchenmädchen, Küchenjunge ꝛc. Übertr.:
Die Meinung iſt die K., worin alle Wahrheiten abgeſchlach-
tet, gerupft, zerhackt, geſchmort und gewürzt werden. Börne
2, 201. Sprchw.: a) Durch die K. gelaufen ſein, ein
wenig von der Kochkunſt verſtehn. b) Es raucht in
der K., die Hausfrau ſchilt dort mit dem Geſinde.
c) Die K. in dieſem Hauſe iſt zu groß, es geht in der
Wirthſchaft für Eſſen und Trinken zu Viel drauf ꝛc.
(ſ. 2b). d) Einem (z. B. einem Advokaten) laufen die
Braten in die K., er erhält ſie geſchenkt. G. 21, 143 ꝛc.
Übertr.: Du wirſt dir doch nicht einbilden, daß ein ſo köſt-
liches Wildbrett, als gute Freunde ſind, dir ſo ohne alle Liſt
und Mühe, mir Nichts dir Nichts in die K. laufen werde.
W. 22, 126. e) (ſ. d) Alſo verändern ſie die Ordnung
der Väter . ., wenn es ihnen in die K. trägt. Luther 6, 458a,
wenn es ihrem Vortheil gemäß iſt, in ihren Kram
paſſt. f) Um ſie in die rechte K. zu weiſen, wo dergleichen
Sachen vor vielen Jahren gekocht wurden. Wolf H. 108,
vgl.: vor die rechte Schmiede. g) In des Teufels (od.
Henkers, Weiſe Jſ. 43; Abſ. 355 ꝛc.) K. kommen, gerathen,
Einen bringen (Gutzkow R. 3, 60; Münchhauſen 47), in
eine ſchlimme Lage (ſ. Hölle). h) Die lateiniſche K.,
Bez. der Apotheke, mit Bezug auf die latein. Recepte.
2) in einigen Wendungen die Zubereitung der
Speiſen: a) Die K. verſtehen, verſehen, beſtellen ꝛc.
b) nam. in Bezug auf die nach den verſch. Ländern
oder nach den verſch. Ständen ꝛc. verſch. Art und
Weiſe, wie auch die Geſammtheit der danach bereiteten
Speiſen (vgl. c): Die engliſche K. iſt viel derber als die
131
franzöſiſche; Ein Norddeutſcher muß ſich erſt an die ſüddeut-
ſche K. gewöhnen; Ich liebe eine bürgerliche K. (ſ. Haus-
mannskoſt); Ob auch wir der franzöſiſchen K. koſten werden.
Chamiſſo 5, 104; Daß die thüringiſchen Damen eine ſehr
gute K. führen. Sch. 1079a ꝛc. (ſ. 1c). c) einzelne
zubereitete Speiſen nach ihrer Art, z. B.: Komfortables
Geſchirr und feine K. [Delikateſſen ꝛc.] hatte man bei ſich;
Eier und Butter gab die Wirthſchaft. Gutzkow R. 2, 277 ꝛc.
und nam.: Kalte (ſ. d. 1a) K., unaufgewärmte Spei-
ſen, z. B.: Mit kalter K. vorlieb nehmen. G. 20, 241;
Auf dieſen Jagden ſpeiſte er Nichts zu Mittag als etwas kalte
K. 30, 163; Traktierete uns mit einer kalten K–n. Olearius
Reiſ. 248b; Zog noch etwas kalte K. und Früchte und eine
Flaſche Wein hervor. W. 27, 276 u. o.; übertr.: Jch
habe noch den . . Vortheil .., daß ich nicht zu fürchten
brauche, mir den Mund zu verbrennen; denn in Frankreich iſt
die Politik jetzt eine kühle Schüſſel. . . Warum hielt er ſich
nicht an der kalten K. der deutſchen Philoſophie? Börne Frzfr.
29. 3) die Geſammtheit des Küchenperſonals: Die
ganze K. ſprach drei Tage von nichts Andrem ꝛc., ſ. Feld-
K. 1. 4) Färber.: die Tiefe um den Ofen, wo-
hin eine Treppe führt.
Anm. S. kochen. Vralt., mundartl.: In den Kuchen.
Schaidenreißer 40b; Die Kuchel. Schweinichen 3, 45 u. o.
Vrkl.: Das Küchelchen (G. Stein 1, 125), Küchlein ꝛc.
nicht zu verwechſeln mit den gleichgeſchriebnen, aber durch
Dehnung der erſten Silbe verſch. Verkl. von Kuchen und
Küchen. Als Bſtw. meiſt K–n-, doch z. B. G. 25, 86
neben „K–n-Geſpann“ „Küch-Magd; -Wagen“ u. ä. m.
Zſſtzg. z. B.: Ābend-: die Küche, inſofern dort
Abends gekocht wird: Der Rauch der A. Kinkel E. 390;
auch = Abendbrot: Unſre A. iſt immer ſehr einfach.
Báck-, Brāt-: nam. an fürſtl. Höfen eine eigne
Küche fürs Backen, Braten ꝛc. Dócken-: Puppen-
K., als Spielzeug, vgl. Puppenſtube. Féld-:
1) [1; 3] tranſportable Küche und Küchengeräth zum
Kochen auf freiem Felde, nam. Soldaten-K. und das
Perſonal derſelben: Seine F. führt er mit ſich umher. G.
18, 81; Eine F., die ſehr emſig ihre blank gereinigten Kaſſe-
rollen .. einzupacken beſchäftigt war. 80; Ganze, kaum be-
ſchädigte Teller überließ mir die freundliche F. 40, 30 ꝛc.
2) (ſcherzh.) Schindanger, vgl. Feldmeiſter und
Gar-K. Gār-: Reſtauration (ſ. Garkoch). Ander-
ſen 33b; W. 27, 343 ꝛc.; bei Mattheſius Luther 128a
„Jahrkuch“, ſ. Schm. 2, 271; 279. Übertr.: Was des
Bücherleihers G. anrichtet. Jahn V. 201; Wenn die Köpfe
der Rebellen in die G. des Henkers fliegen. Sch. 165b, vgl.
Feld-K. Héxen-: wo die Hexen ihre Zauber-
tränke ꝛc. kochen. G. 11, 98; 12, 67 ꝛc. Hōf- [1;
3]: Küche am fürſtl. Hof. Kúnſt-: Kunſtanſtalt,
unter dem Bild einer Küche: Ob des brennenden Pfeffers
in der Hamburger .. K. nicht zu viel ſei. Seydelmann 301.
Lēīm-: wo Leim gekocht und in Papierfabriken
das Papier geleimt wird. Míttags-: ſ. Abend-
K. Púppen-: Docken-K. Schíffs- [1; 3].
Schmélz-: chemiſches Laboratorium: In der rußigen
Sch. Immermann M. 3, 149. Schmōr-: Küche, in-
ſofern man darin ſchmort: In dieſer Rückſicht wird ſeine
[Rumohr’s] Küche von Rechtswegen die Ur-K. [wie fie ur-
ſprünglich, naturgemäß iſt] gegen die Sch. genannt. Stef-
fens Erl. 5, 370. Soldāten-: ſ. Feld-K. 1.
Spār-: ſ. Sparherd. Stāāts-: 1) vgl. Staats-
zimmer ꝛc.: In ſeinen holländiſchen mit Flieſen ausgelegten
St. Arnim 285. 2) vgl. Kunſt-K.: Das Volk ſoll aus-
eſſen, was die Diplomaten in der St. angerichtet ꝛc.
Stūben-: Eine Art von Küchenſtube oder St. Holtei
Jahr. 1, 354, ein Gemach, das zugleich Stube und
Küche. Thêêr-: Theerofen. ALewald 1, 64.
ūr-: ſ. Schmor-K. Wáſch-: ein zum Reinigen
der ſchmutzigen Wäſche eingerichteter und nam. dazu
mit einem Mauerkeſſel verſehner Raum. Zāūber-:
ſ. Heren-K. Tieck N. 1, 165 u. ä. m.