Faksimile 1046 | Seite 1038
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Krug
Krūg, m., –(e)s; Krüge; Krüglein, el, elchen;
-: ein bauchiges oder nach unten ſich erweiterndes cy-
lindriſches Gefäß, zumeiſt für Flüſſigkeiten; ſolches
Trinkgefäß; auch ein beſt. Maß (als ſolches in Mz.
bei Zahlw. uv.); Sprchw.: Der K. geht ſo lang zum
Brunnen, bis er bricht (ſ. Hagedorn 2, 2, 40: nam. Zink-
gräf 1, 146), Jeder pflegt das ihm gemäße Treiben fort-
zuſetzen, ſo lang er kann; bis er zu Schaden kommt ꝛc.;
Zerbricht der Mann Grapen (Hafen), ſo zerbricht das Weib Krüge
(Schottel 1142b; Zarncke Br. 366 ꝛc.), auch von Zweien,
deren Vergehn und Sünden ziemlich gleich ſind, vgl.: Ihr
habt ſo viel Krüge draußen gebrochen und mir wird von euch ver-
wieſen, daß ich ein Töpfchen zu Haus gebrochen. Weidner 317 ꝛc.;
Aus einem K. trinken (ſ. 2); Es regnet, als wenn es mit
Krügen göſſe, wie mit Krügen. Heinſe Petr. 1, 39; 119
ꝛc. (vgl. mit Kannen, Molden ꝛc.); Daß der K. [das
Zechen] Mehr hinricht als der Krieg. SClara EfA. 2, 370,
vgl.: Kümmert ſich mehr um den K. als den Krieg. Sch.
324b u. ä. m. Kaufe dir einen irdenen K. vom Töpfer.
Jer. 19, 1; Neige deinen K. und laß mich trinken ꝛc. 1. Moſ.
24, 14; Ein wenig Öl im K–e. 1. Kön. 17, 12; Ein Krüg-
lein. 2. Moſ. 16, 33; Trug in einem Krügelchen von Murrhi-
nit alten Chierwein. Böttiger Sab. 284; Dann füllt ſich das
Bier in den Krügen. G. 1, 181; So nehmet auch den ſchön-
ſten K., | den wir mit friſchem Trunk gefüllt. 11, 42; Zwi-
ſchen einem Stück Brot und K–e Bier. 29, 209; Die Dirne
mit dem K. auf dem Kopfe. Heinſe A. 2, 17; Den Brannt-
wein nach Krügen und ganzen Kannen. Olearius (Wackernagel
3, 1, 680); Bemalte Krüge [Vaſen], | ſchöngeformt und
voll der ſchönſten Roſen. Platen 4, 299 ꝛc. 2) (vralt.)
eine Genoſſenſchaft von Brüdern, Loge: Ihre Logen oder
Krüge. Möſer Ph. 1, 211, vgl.: Der K. war der geheiligte
Becher, der in einer ebenbürtigen Geſellſchaft nach der Reihe
herumging. Wer nicht zu der Geſellſchaft gehörete, gehörete
auch nicht zum Kruge ꝛc. 291. 3) K., eine Schenke, vom
aushangenden Zeichen des K–es [1]. V. 1, 189, vgl.:
„Kretſcham“ (Leibnitz), ſo: Erbvergl. § 232; 236; Wegen
der [an]gelegten neuen Krüge. Beil. 31, vgl. K.-Lage;
Höfer V. 197; Immermann M. 4, 147; Lewald Leb. 3,
22; Möſer Ph. 2, 146; Wenn er einen kleinen K. hält und
kein großes Hotel. Muſäus Ph. 2, 93; Öffentliche Kabacke
und Krüge. Olearius Reiſ. 99a; Prutz DM. 1, 2, 294;
Er ging nicht in den K., er wohnte gar darin. Rachel 2, 94;
Streckfuß Rol. 3, 76, ſ. Krüger.
Anm. Vgl. Kraus, Anm., und frz. kruche und darüber
Diez 604. S. Schm. 2, 384.
Zſſtzg. nam. zu 1 was unbez. bleibt theils
nach dem Stoff, z. B.: Holz, Stein-, Thon-, Zinn-K. ꝛc.,
nach dem Inhalt, z. B.: Bier-, Eſſig-, Öl-, Waſſer-,
Wein-K. ꝛc., z. B.: Āāl-: zur Aufbewahrung gefang-
ner Aale. Aſchen-: Urne zur Aufbewahrung der
Todtenaſche, nam. bei den Alten, die ihre Leichen ver-
brannten. G. 15, 156; Gtün Sch. 19; Matthiſſon 42;
Platen 2, 179; 221 ꝛc. Bīēr-: 1) [1] Am obern
Zinnrande eines B–s. Immermenn M. 1, 42 ꝛc. 2) [3].
Bránntwein-: ſ. Bier-K. (1 und 2).
Déckel-: oben mit Deckel. Immermann M. 3, 98; Will-
komm Sag. 1, 86. Dórf- [3]. Erh- [3]: erb-
licher Krug im Ggſtz zum Pacht-K. Ernte-: ſ.
Erntebier: Wenn ſie . .. vergeſſend Sonnengluth und
Schweiß | beim E–e raſten. Matthiſſon A. 8, 103. Eſſig-:
ſ. o., übertr. (vgl. Sauertopf): Ein ſolcher E. iſt Poſi-
dipp geweſen. Rachel 2, 33. Fíſcher- [3]: Zum luſt’-
gen Walzer in dem F. Chamiſſo 4, 117. Hēīde- [3]:
im Wald, in der Heide gelegen, Wald-K. Hén-
kel-: Ring Kurf. 1, 23. Māīen-: Blumenvaſe.
Garzoni 543a. Māß-: ein Maß haltend: Sechs
Burſche, die .. aus einem M. ohne Glas den Wein tranken.
vHorn Schmj. 11. Míſch-: nam. bei den Alten ein
großes Gefäß mit gemiſchtem Wein bei Tiſch, woraus
er in die kleinern Krüge oder Becher gefüllt oder ge-
ſchöpft wurde, ſ. Miſchbecher: Einen M. . . von unver-
gleichbarer Arbeit, | ganz aus Silber geformt und mit gol-
denem Rande geziert. V. Od. 15, 114; 20, 152 ꝛc.
Nōbis- [3]: vralt. Bez. der Hölle: Im N., da man
die Äpfel auf dem Fenſter brät. Weidner 296; Hammer RH.
240 ꝛc., auch: In Obis-K. gefahren. Weiſe Jak. 208 ꝛc.,
die erſte Hälfte aus gr.-lat. abyssus (Abgrund), ſ.
Diez 3, vgl.: Zu Nobis-Wirthshaus. Garzoni 739a; So
fahren ſie dahin in Nobis-Haus ꝛc. IPauli (Wackernagel 3, 1,
80 Z. 5); Nobiskratten. Stalder 2, 240; Frommann 6, 375
und das dort Angeführte, wie auch: Nobiswirth =
Teufel, ſ. Herrig 26, 398. Pácht-: ſ. Erb-K.
Schābe-: entſtellt aus Schabekrücke (ſ. d.).
Schnáps-: ſ. Bier-K. (1 und 2). Schöpf-:
vgl. Miſch-K.: Mit einem Schöpfkrüglein (cyathus) ein-
geſchenkt. V. Ländl. 1, 119. Spréng-: vgl. Spreng-
kanne ꝛc. Stúrm-: ſ. Sturmflaſche. Wáld-:
ſ. Heide-K. u. ä. m.