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Korb
Kórb, m., –(e)s; Körbe; Körbchen, lein; -:
1) ein geflochtnes oben offnes oder mit einem Deckel
zu verſchließendes tiefes Behältnis, wozu als zu der Gat-
tung viele Arten gehören, ſ. außer Zſſtzg. z. B. Benne,
Kiepe, Kober, Kratten, Krare, Kretze, Mande, vergl.
die flachere „Mulde“ ꝛc.: Du ſollſt es in einen K. legen
und in dem K–e herzu bringen. 2. Moſ. 29, 3; Jch ward in
einem K–e zum Fenſter aus .. niedergelaſſen. 2. Kor. 11,
33; Ein Tabulettkrämer mit Körbchen und Käſtchen. G. 18,
323 ꝛc. a) der Inhalt ſteht mit oder ohne ,,mit“
und „voll“, wobei „ein K. (voll)“ als Maß erſcheint:
Einen K. mit ungeſäuertem Brot. 3. Moſ. 8, 2; mit
Obſt. Am. 8, 2; Hoben auf, was überblieb von Brocken
7 Körbe voll. Matth. 15, 37; 7 Körbe. Mark. 8, 8;
Mit einem Körbchen voll Geldrollen. G. 19, 375; Ich über-
ließ ihm ganze Körbe deutſcher Dichter. 21, 146; Dahinten
hat der Wirth ein Körbchen Werkzeug ſtehn. 11, 93, das
zuſammengehörige in einem K.; Ein K. Feigen, Roſinen;
Ein K. Champagner enthält 50 Flaſchen; Ein K. Glas ent-
hält 12–24 Tafeln ꝛc. So als Maß nam. kaufm. oft
korrekt (vgl. Glas 2f) auch in Mz., der Ez. gleich lau-
tend: Dxei K. (oder Körbe) Champagner. b) ferner
ſprchw. z. B.: (Der beſte) Hahn [ſ. d. 1] im K–e ſein,
der Bevorzugte, der Liebling, mit Bezug auf den Hüh-
ner-K. Das geht über alle Körbe [vgl.: über die
Bäume ꝛc., iſt zu toll], z. B. als Erklärung einer
mundartl. Wendung. Frommann 5, 171, wohl als Um-
deutung von „Kerbe“ (ſ. d.). Die Kirſchen (ſ. d.)
ausfreſſen und Einem den K. an den Hals hängen. „Die
Bärte der Beſchnittenen“ liegen oben auf. Was im K. iſt,
weiß der Teufel. Sch. 159a, das Angegebne (die Jagd auf
die Türken) dient als Vorwand, die eigentliche Abſicht
des Vorhabens erfährt Niemand. Er hat bereits
Dinge in ſeinem Körbchen, die ꝛc. L. 10, 171. Nam.
aber gilt K. ſprchw. für den abſchlägigen, zurückweiſen-
den Beſcheid, den Jemand auf ſeinen Antrag, zunächſt
und zumeiſt der um die Hand eines Frauenzimmers
Werbende erhält, ob vielleicht mit Anſpielung auf das
aus dem 16. Jahrhundert ſtammende Volkslied vom
„Schreiber im K–e“ (ſ. Uhland V. 745), vgl.: Einen
Freier durch den K. fallen laſſen. Weiſe Jak. 94, jetzt gw.:
Einem den od. einen (z. B. ſchnippiſchen. G. 8, 138) K. ge-
ben. Engel 7, 104; Heine Reiſ. 2, 296; Höfer V. 196; Sch.
113b ꝛc.; Einen mit einem oder mit dem K–e fort-, zurück-
ſchicken. B. 59a; Weſt Dian. 2, 1; Fertigt flink ihn ab | mit
wohlgeflochtnen Körben. V. 3, 151 ꝛc.; Jemand bekommt
(Weidner 271), kriegt, holt (Stilling 4, 198), ſich einen oder
den K.; „Ich habe nun das Jawort.“ Und ich den K. Seals-
field Tr.R. 1, 43; Es iſt allerdings ein eigenthümliches
Heimgehen oder Heimreiten mit einem K–e auf dem Rücken,
ſei derſelbe nun ein grober oder ein feiner, ſei er von den El-
tern geflochten oder des Mädchens ſelbſteigenen Händen ꝛc.
Gotthelf G. 355; Lehnte den Antrag man ab, ſo war auch
ein K. nicht verdrießlich .. Nehme denn Jeglicher auch den K.
mit eigenen Händen, | der ihm etwa beſchert iſt ꝛc. G. 5, 63;
Dem Herrn .. das Körbchen auf die feinſte Weiſe beizubrin-
gen. Heinſe Hild. 1, 296; Stecken Sie den K. ein! Sch. 183a;
Ein K. ging vor. 159b; Da ſie es gedacht, | war auch ſein
K. gemacht. Burmann F. 15; Der mir ſo unerwartet in Ge-
ſtalt eines Körbchenmachers [der meine Liebesanträge
vereitelt] wieder in den Wurf kommt. W. 9, 260 ꝛc.; Ei-
nen K. [abſchlägige Antwort auf unſre Einladung] neh-
men wir nicht. Gutzkow R. 1, 430; So wollt’ er ſich abſo-
lut keinen K. geben laſſen. Wagner Kind. 16 ꝛc., vgl.: Matz
heft de Kiepe kregen [hat die Kiepe gekriegt]. Laurenberg
110; Kober kriegen, bei Spate = Schläge, vgl. ,,,Täſch“
(ſchwzr.) Schlag, und: Die, welchen ich den Täſch [K.]
gebe, hängen ſich nicht. Gotthelf G. 219; ferner: Einem die
Schüppe (ſ. d.) geben ꝛc., ſ. 3. 2) K. ſteht auch in
manchen Fällen, wo ein K. zu beſ. Zwecken angewen-
det wird oder doch urſprünglich ward, ſo auch zur Bez.
mancher Behältniſſe aus Korbgeflecht von Weiden-
ruthen ꝛc. oder aus einigermaßen ähnlichem, gitterarti-
gem Geflecht, ferner von Gegenſtänden in der Form
eines (gw. runden) K–s ꝛc., wie man z. B. Glas-,
Porzellan-, Wachs-K–e ꝛc. hat, nam.: a) Bergb., ein
aus Holzſchienen zuſammengeſetztes Gefäß zum Fort-
tragen von Erz ꝛc., Berg-, Erz-K., auch „Körbe,
f.; –n“, ſ. Rücken-K.; ein Gitterwerk unten am An-
ſteckkiel eines Kunſtzeugs, das Eindringen von Geröll
mit dem Waſſer zu verhindern, Senk-K.; ein Drilling,
worüber das Seil geht, der Seil-K. Karmarſch 1, 177,
z. B. beiTreibſchächten, bei Göpeln (Göpel-K.), oft aus
2 mit ihren Grundebnen zuſammengeſtellten Kegeln
beſtehnd und dann zerfallend in Ober- und Unter-K.
b) Bienenz.: geflochtne Behältniſſe für die Bie-
nen zur Wohnung ꝛc., im Ggſtz. der Beuten (ſ. d.),
Bienen-K., vgl. Bienenſtock: Der ſumſende K. H. Ph. 10,
149; 163; Wie der Bienen dunkelnde Geſchwader | den K.
umſchwärmen. Sch. 450b; Schlegel Sh. 6, 336 ꝛc.
c) Fiſcher.: K., Fiſch-K., und nach der Art der Fiſche
z. B. Aal-K. ꝛc., Reuſe: Durch Beraubung ihrer Fiſch-
körbe und Netze ꝛc. Raabe Geſetzſamml. f. Meckl. Schwer. II
2, 515 No. 1794 ꝛc.; ferner: „K., eine viereckige Ein-
faſſung aus Latten am Ablaß eines Teiches, welche beim
Aufziehn der Docke keinen Fiſch durchſchlüpfen läſſt“.
Schm. d) Müller., der Rumpf (ſ. d.) der Mühle.
e) Pferd.: Spat in der Mitte des Sprunggelenks,
auch „Schale“ (ſ. d.). f) Riemer.: das Hinter-
geſchirr der Zugthiere oder Pferde. g) Schwert-
feg.: das gegatterte Gefäß aus Eiſenſtäben an Rap-
pieren, Schwertern ꝛc., zum Schutz der Hand (Hand-
K.): Säbel mit reich verziertem K. Hackländer Sold.K. 79;
Das große Schwert mit dem Eiſen-K. Mügge Kronw. 99 ꝛc.,
vgl. Glocke. h) Wagn.: der hintre geflochtne Theil
eines Leiter- oder Rüſtwagens u. überhaupt ein Korb-
geflecht auf ſolchem Wagen, ſ. Wagenflechte, Schoß-
kelle, Benne ꝛc.: Roſel ſtieg zu ihrem Bruder auf den Vor-
derſitz und Barfüßele ſaß hinten im K–e. Auerbach Barf. 117;
Legte .. Alles empfangend | nieder im Wagen-K. V. Od. 15,
130 (,in den Seſſel des Wagens“ 74). i) Zool.:
Name einiger Muſcheln, z. B. Arca granosa ꝛc., ſ.
Bienen-K. 3) (ſ. 2b) in Nürnberg bei manchen
Handwerkern ein Geſelle, der ſich verehlicht und nicht
Meiſter werden kann. Friſch, Schm. 4) burſchik.:
die Wohnung des Studenten, daher: korben, zu Hauſe
ſein, fleißig ſein oder „büffeln“ ꝛc., ſ. Volmann.
Anm. Ahd. chor(o)p, mhd. korp, aus lat. corbis. S.
auch Kerbel Anm.
Zſſtzg. zahlreich, z. B. nach dem Stoff: Binſen-,
Draht-, Rohr-, Stroh-, Weiden-K. ꝛc., ſ. 2; Eiſen-K.
(ſ. 2g) ꝛc.; ferner nach dem Inhalt, wofür er beſtimmt
iſt, z. B. Arbeits- (nam. für weibliche Handarbeit),
Blumen- und Kranz- (Böttiger Sab. 179), Erz- [2a], Eß-
(Niebuhr Nachg. 261), Feigen-, Futter-, Kohlen-, Licht-,
Müll-, Obſt-, Papier-, Schlüſſel-, Torf-, Zucker-K. ꝛc., ſ.
auch 2c. Oft genügt hier K. allein, doch findet ſich
ſelbſt: Einen alten Kohlen-K. tüchtig büchener Kohlen. G.
18, 42; Der ganze Spindel-K. mit allen Spindeln.
Fiſchart B. 43a ꝛc., vgl.: Seh Er einmal in mein Arbeits-
körbchen .. . Als er einen Blick in das Körbchen geworfen.
Arnim 227. In manchen Zſſtzg. kann das Bſtw. den
Stoff oder den Inhalt bezeichn., ſo z. B. Holz-, Wachs-
K.; Glas-K. ſ. 1a u. 2. Ferner nach der Verſchieden-
heit der Form, der Benutzung ꝛc. Nach dieſen allgm.
Bemerkungen genügen wenige Bſp.: Almoſen-:
Sie zehren ſchon lange aus dem A. V. Sh. 2, 493.
Árm-: mit einem Henkel, am Arm zu tragen. Alxinger
D. 20. Bēīß-: Maul-K., eine korbähnliche Vor-
richtung, die, biſſigen Thieren ꝛc. übers Maul gelegt,
ſie am Beißen verhindert. Michaelis 210. Bérg-
[2a]. Bīēnen- [2b]: 1) B. des heil. römiſchen Im-
menſchwarms ꝛc. Fiſchart u. o., wo ſich auch Fortbildun-
gen finden, wie: Bienenkorbität [der Bienenſtaat,
die Geſammtheit im B.]. 35a; Ein alter Bienenkörb-
ler [Bienenvater, Zeidler]. 87a ꝛc. Übertr.: Der
Prior führte mich in den Garten! Das iſt nun ihr B. G. 9,
12, der Ort ihres bienengleichen Fleißes u. Wirkens ꝛc.
2) [2i] Name mehrerer Schnecken: Bienenkörbchen,
Pupa muscorum; B., P. uva ꝛc. Bōgen-: Hen-
kel-K. Gotthelf U. 1, 120. Brōt-: worin das Brot
aufbewahrt wird. Sprchw.: Einem den B. hoch hängen,
ihn knapp halten. Ifland 9, 1, 12; L. 13, 588; Sch.
329b ꝛc.; vralt.: Den B. anhängen. Günther 473, auf
Broterwerb ausgehn, ein Brotſtudium treiben ꝛc.
Déckel-: mit einem Deckel zu ſchließen: Ein zierlich
geflochtnes Deckelkörbchen von Silberdraht. W. 22, 12.
Fiſch- [2c]. Fúnken-: (Fiſcher.) Die ſog. Fun-
kenkörbe (Körbe, welche an der Mündung weiter als am
obern Ende, wie ein abgeſtumpfter Kegel geformt ſind und
auf den Grund geſtoßen werden). Berliner Fiſcherei-Policeiver-
ordn. (12. April 1859) § 8h. Gȫpel- [2a].
Hánd-: 1) an oder in der Hand zu tragen, ſ. Arm-
K. und vgl. Rücken-K. 2) [2g]. Hêbe-: gro-
ßer Korb mit Handhabe zum Aufheben und Forttra-
gen Hénkel-: mit Henkel, ſ. Arm-, Hand-K. ꝛc.
Hühner-: zum Aufziehn junger Hühner.
Kǟſe-: 1) Korb zu Käſe. 2) Käſehorde, ebenſo:
Quark-K. ꝛc. Lāūf-: Geſtell aus Korbgeflecht, die
Kinder, wenn ſie beim Laufen oder Gehenlernen fallen,
zu ſchützen, Gängelwagen. Tieck NK. 4, 76. Lāū-
gen-: für den Laugenſack zum Durchſeihen der Lauge.
Lēīch-: (mundartl.) Todtenbahre. Márkt-:
für die Markteinkäufe ꝛc. Máſt-: das auf die Sah-
lingen der Maſten gelegte Brettergerüſt, das haupt-
ſächlich zur Befeſtigung der Stengewanten, zugleich
auch zur Bequemlichkeit der Auskucker und der mit dem
Feſtmachen der Marsſegel beſchäftigten Seeleute ꝛc.
dient, in der Seemannsſprache der „Mars“, ſ. Bobrick
405b; 488b; Dem Seemann, der im höchſten M. | niſtet.
Platen 4, 319; Baggeſen 2, 357; Freiligrath Garb. 24 ꝛc.
Māūl-: Beiß-K.: Einem einen M. an-, vorhängen.
Iffland 9, 1, 16; Klencke Parn. 2, 61 ꝛc., ſ. maulkorben.
Nǟh-: fürs Nähzeug, Arbeits-K. Ober-[2a].
Proviánt-: W. 34, 335. Quárk-: ſ. Käſe-
K. Rücken-: an Armbändern auf dem Rücken zu
tragen, ſ. Trage-K., Kötze, Kratte ꝛc., in Baiern
„die Körben, Kürben“ im Ggſtz. zum Korb, d. h.
Hand-K. und ſo z. B.: Gras-, Heu-Kürben; Spitz-Kür-
ben, ſpitz zulaufend; die Kürben im Bergb. als beſt.
Maß, ſ. [2a]. Sāāt-: worin der Säemann die
Saat hat. V. 2, 50. Schánd-: (mundartl.) ein
Korb als Pranger für die darin eingeſperrten Diebe.
Schánz-: ein cylindriſcher mit Erde gefüllter
Korb, zunächſt im Krieg als Schutz gegen das feind-
liche Geſchütz dienend (z. B. G. 25, 244; 27, 46),
dann aber auch im Deichbau zur Ausfüllung eines
Deichbruchs ꝛc. Sēīge-, Sēīh-: ein Korb oder
Korbgeflecht, Etwas durchzuſeigen, ſ. Laugen-K.; na-
mentlich bei den Brauern, das Bier vom Hopfen zu
ſcheiden. Sēīl- [2a]. Sénk- [2a].—Spēīſe-:
zum Tranſportieren von Speiſen (ſ. Menage). W. 34,
335. Tíſch-: zur Aufbewahrung des Tiſchgeräths.
Trāge-: Etwas darin zu tragen, namentl. ein
Rücken-K. Únter- [2a]. Wāgen- [2h].
Wáſch- (Wäſch-): großer Korb zum Hin- u. Her-
tragen der Wäſche, zuw. auch: Etwas darin zu wa-
ſchen, u. ä. m.