Faksimile 0958 | Seite 950
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Knaul Knauel Knäul Knäuel
Knāū(e)l, Knǟū(e)l, m., n., –s; uv., Knaule,
Knäule; Knäulchen; -: 1) eig., Fäden zu einer kug-
lichten Maſſe zuſammengewickelt, oſt auch übertr. (vgl.
Faden) theils auf etwas Kuglichtes (ſ. 2), theils auf
etwas durch einander Geſchlungnes oder in einander
Verſchlungnes, als eine zuſammengehörige Maſſe: Ein
großer Knäuel von Vetrug. Alexis H. 2, 3, 289; Den Fa-
den .., woran er ſeinen kaſuiſtiſchen Knäuel entwirren könnte.
Engel 12, 190; Mgz dem Schwert entwirren | der Bürger-
kriege wüſten Knäul. Freiligrath SW. 5, 231; Wir ſahen
uns umringt, | in einen Knäul gekeilt. Geibel Rod. 140;
Wer des Knäuels zartes Ende hält, | Der ſchlingt ſich wohl
durchs Labyrinth der Welt. G. 6, 24; Einen Knaul Bind-
faden. 18, 46; So leicht nicht .., einen verworrenen Zu-
ſtand zu entwickeln und die vielen verſchränkten Fäden auf
einen Knaul zu winden. 261; Ein Zieraffe .., ein Knaul
von Zierlichkeiten. 29, 259; Ein buntſcheckiger Knäul von
Männern, Weibern, Kindern. Heine Reiſ. 4, 159; Lut. 1,
215; Den großen Knaul der Gelehrſamkeit .. immer auf-
und abwinden .., ohne je mit ihm weiter zu kommen. H. 13,
241; Die Ordnerin, die aus Verwirrungen | entwirrend webt
den Knäuel der Natur | zum ſchönen Teppich. 15, 72; 145;
Des Leidens Knäuel [wird] langſam abgewunden. WHumboldt
3, 388; Den verſchlungenen Knäuel aufzuwickeln. Klinger F.
8; 189; Der lange nicht abreißende Faden, den ich dadurch
von einem ſehr verwirrten Knaule abzuwickeln im Stande bin.
L. 11, 504; Den ſo verfitzten Knaul .. entwickelt. 13, ...
(Reiske); Von Schmach und Gräuel | entwirrt ſich ihm | ein
langer Knäuel. Platen 6, 38; Nahe liegt, zum Knäul ge-
ballt, | des Feindes ſcheußliche Geſtalt. Sch. 66b; Wer [ſoll] |
den Knäul entwirren, der ſich endlos ſelbſt | vermehrend
wächſt? Er muß zerhauen werden [vgl. gordiſcher Knoten].
382b; Er wirft ſich in die dichte Schlacht, | tief in der
Feinde Knäul. Schwab 429; Den Knaul. V. 2, 133 ꝛc.
Dazu Zſſtzg. z. B.: Nimm dieſen Garnknäul, weif ihn
auf! Langbein 1, 242; Als ob er Etwas analyſiere und einen
Vorſtellungsknäul auflöſen wolle; aber er trägt Sorge,
das zu löſende Wirrnis zuvörderſt an ein Haupt- und Ur-
knäul feſtzubinden, welches er zu entwirren verbietet. Demokr.
Studien 346; Das iſt ja ein ſchöner Klatſchknäul. Börne
Par. 1, 164; Im Liebesknäul mit Julien verwach-
ſen. Sch. 11b; Der dichte Menſchenknäuel. Mundt Rob.
2, 205; Die ekelhaften Schlangenknäuel des Lebens.
Immermann M. 4, 81; Eingehüllt vom Wetterknäuel [den
verſchlungnen Wetterwolken]. Reithard 397; [Sie] wirft
von fern | der Blicke Schlingen nimmer fehlend nach mir
aus. | Um meine Füße, feſt und feſter, wirret ſich | der
Zauberknäul. Sch. 464a; Wie man einen Zwirnsknaul
zum gordiſchen Knoten machen kann, wenn man ihn unordent-
lich aufthut. Leibnitz 1, 383 ꝛc. 2) Botan.: a) Sind
die Stiele der Afterdolden ſehr kurz, ſo heißen ſie Knäuel.
Oken 2, 43 ꝛc. b) Name von Pflanzen: Die Knauel,
Scleranthus ... Der Sommerknauel, Sc. annuus .. Der
Winterknauel, Sc. perennus. 3, 1455; Knäuel, Mnium
cuspidatum. Nemnich.
Anm. Die Bſp. zeigen die Formen mit und ohne Uml.
im masc., das nam. in Nordd. häufigre neutr., z. B. bei
Campe; Das Knaul. König Kl. 1. 290; Winde dich in ein
Knauel. Muſäus M. 4, 135 ꝛc.; die Mz. Knäule z.B. Mügge
Touſſaint (1840) 1, 221; 255; Rehfues, Sc. Cikala (1832)
1, 235 ꝛc. Nbnf.: Kläuel. Luther SW. 56, 52; Ein
Kleiwel Garns. Fiſchart B. 34b, ſ. Benecke 1, 850a und
Schm. 2, 348; Nimm dies Fadenklung. Zwingli 3, 246;
Der Klüngel. Heine Verm. 1, 21; In deren jedes er ein
Klingel Garn legt. Garzoni 567a; Die Gedanken glichen
einer verkutzten Klungele [fem.] Kudergarn. Gotthelf Sch.
299; Stalder; plattd. neutr.: Klouwen. Brem. Wörterb.;
Klu(g)en. Frommann 2, 223; 5, 151 ꝛc. Danach iſt „kn“
wohl aus „kl“ entſtanden, doch vgl. Knolle.