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glotzen
Glótzen, intr. (haben): 1) glänzen (veralt.): Daß
.. unſer Harniſch wie ein Spiegel oder ein Kryſtall glotzet.
Schaidenreißer 61b ꝛc. Vgl.: Es g. die tückiſchen Mörſer
und brüllen ſtundenlang. Beck Heim. 106. 2) mit gläſer-
nem Blick auf Etwas hinſtarren: Als glotzt’ er halbge-
ſchloßnen Augs verächtlich auf die rohe Schaar. Freiligrath 1,
217; Der Junge glotzte verdutzt auf ſeine Füße. Gutzkow R.
7, 289; Was glotzt Er da? HvKleiſt Kr. 67; Koſegarten Rh.
2, 68; Gaffte mit g–den Augen die Frau ſtumm und ſtau-
nend an. Muſäus M. 1, 37; 3, 94; Des Vaters Aug ..
ſtarrt . . wie trübes Glas . . . Dann glotzt er .. wirr und
wild. Reithard 329; 57; Mit einem ſtier g–den Molochs-
geſicht. Seume Sp. 41; Wenn die Bosheit teufliſch glotzt.
Gd. 57; Die aus gläſernen Augen auf die Straße glotzten.
Vogt Oc. 2, 173; Einem glotzenden Raubthier gleich. 223;
Werner Febr. 29 ꝛc.
Anm. Auch wohl mit dem Gedanken an das Lebloſe
und Starre eines Klotzes (ſ. d. 2 und plattd. Kulpen, vgl.
Kolben, Anm.), oder wie Weigand will, an deſſen Stamm,
ahd. chliozan, mhd. kliezen, auseinanderreißen, ſpalten —:
Mit klotzenden vorliegenden Augen. G. 29, 303; Wie
ſeine Augen klotzen! W. 20, 126; 10, 243; 15, 32, doch
neben „anklotzen“ 9, 300 „anglotzen“ 19, 243 ꝛc. Vgl.
Glanz, Anm., Glitzen, gloſtern ꝛc. Dazu: Glótze, f.;
–n: Glotzauge. Glótzer, m., –s; uv.: 1) glotzende
Perſ.; auch Bez. großaugiger Schmetterlinge. 2) das
Glotzen: Ihre Augen waren ſtarr auf die Wellen gerichtet,
aber ſie ſah Nichts, ſie hatte, was man ſo ſagt, den
Glotzer. Auerbach D. 1, 348. Ferner: Glótzig, a.:
glotzend: Die Augen etwas g. [ſtarr hervortretend]. Goltz 3,
135; Sah g. durch das Fenſter. Rank Haus 89 ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von ſehen, gucken, z. B.: Án-:
tr.: Das verthierte Geſicht glotzte den Fremden an. Alexis
Dor. 1, 9; Sie glotzten mich manchmal an mit verwunder-
ten Glasaugen. Heine B. 129; Daß er Einen mit feurigen
Rollaugen, ſo groß wie Pflugräder, immerfort anglotzt. Kurz
Weihn. 27 u. o. Āūf-: Wie hier ein dummes großes
Auge immer dümmer und größer aufglotzte. OMüller Bürger
199 ꝛc. Be-: tr.: B. ihn mit Augen vor Staunen
ſchier verglaſt. Reithard 83; Seume Sp. 42 ꝛc. Hêr- ꝛc.:
Ja, glotz Er mir her. Prutz E. 3, 368. Anglotzen, ſage
ich vorſätzlich; es iſt ein todtes Treiben. Im hin-g–den Auge
des abgematteten und abgelangweilten Kindes ſpiegelt ſich ꝛc.
Raumer Päd. 3, 1, 249. Sonſt würde nicht ſo manch
Obſkurantengeſichtheraus-g. Heine Reiſ. 3, 15. Die Fiſche
glotzen mit glaſigen Augen dumm | in die Fenſter [des ver-
ſunknen Schiffs] ... hinein. Freiligrath 1, 88. [Der
italiſche Himmel], der ewig blau herunterglotzt. Lenau
Sav. 112; Die Augen glotzen aus dem Angeſicht hervor.
Seydelmann 197 ꝛc. Zū-: Wie Dieſer dumm zuglotzte.
Gutzkow R. 7, 284 u. ä. m.