Faksimile 0468 | Seite 460
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Fleißen
Flēīßen, fliß; gefliſſen, refl.: Fleiß auf Etwas
wenden, mit Fleiß (ſ. d. 1 und 2) Etwas thun, mit
Eifer und Sorgfalt ſich um Etwas bemühen, danach
ſtreben, ſich darauf legen: 1) nur noch alterthümlich,
im gehobnen Stil, meiſt mit abhäng. Gen. (ſeltner
mit Präpoſ.) oder abhäng. Satz: Ich habe mich gefliſſen,
gnädig .. zu regieren. St. Eſth. 1, 2; Ich hab mich bisher ..
gefliſſen, nach gewöhnlicher Weis zu reden. Luther 6, 379a;
SW. 63, 23; Der ſich pflag vor auf den Zoll zu f. Opitz;
[Sie], die ſich fleißet [ſich mühet, arbeitet] ernſt und ſtill.
Rückert 1, 222; Fleiß dich nit, mit Lügen bei mir zu gelieben
[dich beliebt zu machen]. Schaidenraißer 61a; Lautenſpiels
und Singens fliſſen ſie ſich beider. Simrock G. 49; Im Dienſt
der Minniglichen fliß er ſich ſo leiſe. 162; Da fliſſen ſich die
Recken, die wollten zu dem Feſt. 172; Du fleißt allmal des
Haders dich. Wackernagel 2, 64 Z. 9; 125 Z. 35; Flyß du
dich allein, daß du Verwerfen nit verdieneſt. Zwingli 2, 205;
27; 3, 2 ꝛc. 2) Im Part.: Sie werben Geld und ſind
gefliſſen darauf. Baruch 3, 15; Der Laſter Schmach | zeigt
nach und nach, | auf was es iſt gefliſſen. Mühlpforth Geiſt.
38; Ich bin danach gefliſſen. Opitz Pſ. 119; Ich will all
ſolcher Dinge hinfort geflißner ſein. Simrock G. 33; Gefliſſen
ließ er Das. 4; Mein geflißner Diener Ariel. Schlegel Sh.
3, 100; Dienſt-gefliſſen ꝛc. Dazu Fortbildungen:
a) Koketterie .., eine Gefliſſenheit [Streben, Abſicht]
einzunehmen und zu reizen. Kant Sch. 13; Ihr mit ſo vieler
G. vertheidigt. L. 8, 321; Wenn ich Dienſtgefliſſen-
heit genug gehabt hätte, ſie für dich abzuſchreiben. W. 22,
215; Rechtsgefliſſenheit[Rechtskunde ꝛc.]. V. Ländl.
2, 292. b) Da theilten ſie gefliſſenhaft | Alles un-
ter ſich gewiſſenhaft. Rückert Mak. 2, 206 ꝛc. c) Daß er
recht gefliſſentlich [abſichtlich] zu zeigen ſuchte. Danzel
L. 266; Ich watete gefliſſentlich recht in dem bethauten Stadt-
graſe. Kerner 399; L. 6, 498; Die gefliſſendlichſte (ſ. San-
ders Orth. 67) Ausführung des Gedankens. 7, 314; 355;
8, 484; „Geflieſſendlich“. 10, 49, wo auch „wiſſendlich“
ſteht ꝛc.
Anm. Häufiger iſt be-f., ſ. auch fleißigen. Ungw. das
Part.: befleißet. Böttger B. 4, 148; Lohenſtein Ibr. 252 ꝛc.
Es findet ſich die Schreibw.: befließ. G. 16, 154;
Gellert 1, 295 ꝛc.
Zſſtzg.: Be-: 1) [1] gw. mit Gen. oder abhäng.
Satz: Daß ſo mancher edle Geiſt, ihm zu folgen ſich befleiße.
Gervinus Lit. 3, 223; Nun wollt’ ich Schelm ſein, | thät
mich b. G. 4, 43; Mancher Fabriken befliß man ſich dort
und manches Gewerbes. 5, 6; Doch euch des Schreibens ja
befleißt! 11, 78; 16, 154; 21, 227; 3, 66; Er hatte ..
ſich der Rechtswiſſenſchaft befliſſen [Jura ſtudiert]. 20, 32;
Daß ich Andre ſchön zu finden über Alles mich befliß. Platen
2, 65; 6, 121 ꝛc. Seltner jetzt mit Präp.: Befliß
ich ſtets mich auf ein gut Gewiſſen. Gellert 1, 295; H. 1,
17; Freunde, die ſich um ihn befliſſen. Lenz 1, 224 ꝛc.
Als ſubſtant. Inf. ohne ,,ſich“: Solches löbliche B. G.
6, 141. 2) [2] Partic.: Sei du im Leben, wie im
Wiſſen, | durchaus der reinen Fahrt befliſſen. G. 3, 145;
Ich bin nicht des Heidenthums befliſſen [habe es nicht ſtu-
diert]. 6, 160; Biſt du Tag und Nacht befliſſen, | Viel zu
hören. 4, 42; 31, 35; Ihr, Befliſſenen, | hebt ihn [den
Anker]. Platen 3, 19; So war er auch auf Muſika befliſſen.
AWSchlegel Gd. 1, 129. So auch: Ihre Befliſſen-
heit [2a], mir ein Glück vorzuſpiegeln, das ſie durch mich
verloren. L. 1, 586. b) Ferner Zſſtzg., z. B.: Seine
Seelſorge für die Beichtbefliſſenen [die zu beichten ſtreb-
ten]. Gutzkow R. 3, 233. Heiter und dienſt-b. [dienſt-
eifrig]. 8, 464; In dienſtbeflißnem Ton. Ramler F. 2, 446;
Vor ihm fand man bei den Deutſchen nur Dienſtbarkeit,
Luther begabte ſie noch mit Dienſtbefliſſenheit. Börne Frz. 65;
G. 15, 54. Ein Handlungs-Befliſſener, der ſich dem
Handel, dem Kaufmannsſtand widmet. Dieſe und
jene Kunſt- und Wiſſenſchafts-Befliſſene. G. 30, 36.
Wiewohl ich dir flehend und werbend erſchien | und liebe-
befliſſen. Platen 2, 6. Die ſchenkbefliſſenen [Götter]. G.
5, 100, die Ambroſia zu ſchenken Befliſſenen ꝛc.