Faksimile 0262 | Seite 254
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Christ Christin
* Chriſt (gr., Kr–), I. m., –es; 0: 1) im All-
gemeinen durch die Form mit lat. Endung (ſ. Chriſtus)
verdrängt; im Griech. dem hebr. Meſſias (ſ. d.) ent-
ſprechend, d. h. der Geſalbte, der Heiland: Gebiete,
Vetter, du biſt | mein einziger Gott, mein Heiland, mein Ch.
Chamiſo 3, 236; Um Jeſus Ch.! 264; 4, 148; Ch. iſt er-
ſtanden. G. 11, 32; In der Liebe zum Ch. (Helene brauchte
dieſe franzöſiſche Wendung). Gutzkow R. 4, 25; Hier iſt |
nicht mein Glaube, nicht mein Ch. Müllner 2, 129; Sich
fromm bekreuzend vor dem Ch–e. Sch. 68b ꝛc., vgl.: Die-
ſer iſt der Ch. Apoſt. 9, 22. Vgl.: Ch.-Abend, Nacht;
Kindlein ꝛc.; ferner Antichriſt und das dort angeführte
Wider-Ch. 2) allgem.: Der heilige Ch. = Weihnach-
ten, das Feſt der Geburt Chriſti, und namentl. Weih-
nachtsbeſcherung, wie das Chriſtkind, als der Beſche-
rende: Vom Knechte Ruprecht, vom heiligen Ch–e. G. 17,
287; Dankbar für den heil’gen Ch. 11, 115; 16, 5; Ich
bekam ſie beim letzten heiligen Ch. | ſtatt der Nüſſe und
Stollen. Körner 97a; Einem [Dienſt-] Mädchen pflegt man
.. einen heiligen Ch. zu geben. L. 12, 465; 13, 307;
Lichtenberg Hog. 1, VIII; Zum heiligen Ch. wünſchen wir
alles Gute. Sch. G. 1, 282. II. m., –en: –en (dazu:
~in, f.; –nen): Bekenner der chriſtlichen Religion:
Wie man von Chriſt nicht Chriſtianer gemacht hat, ſondern
Chriſten, wegen der innigen Vereinigung, welche die Glieder
mit ihrem Haupte haben oder haben ſollen. L. (Guhrauer L. 1,
249); Ein katholiſcher, proteſtantiſcher, reformierter Ch. ꝛc.
Ein wunderlicher Chriſt (Heiliger, Kauz). G. 21, 128.
Anm. Für I. 1 gilt, wie geſagt, gewöhnl. die lat. Form
und zwar oft mit lat. Abwandlung: Chriſt-us, -i, -o, -um,
-e (Vokat.) und in der Mz. Matth. 24, 24; Mark. 13, 22:
Falſche Chriſti (Eß. „Falſche Chriſtus“) Vgl.: Vor-
Chriſtus, d. h. Vorläufer Chriſti. H. 16, 157. Für II.
galt früher auch Chriſten als Nom. der Ez.; z. B. Luther 5,
11a; 534a; 6, 12a; 129b; 501b; 545b; 8, 26a u. o.,
wie auch als Ew. z. B.: Unter chriſtenem Volk. Zwingli
2, 28; Ein chriſtener Menſch. Keiſersperg Pilg. 1a ꝛc.
Zſſtzg. meiſt zu II, z. B.: Ált-: Das Vollblut | von
A–en, das ſich nie, | nie vermiſcht hat mit dem Blute | der
Moresken und der Juden. Heine Rom. 105. Ende-:
ſ. Antichriſt. Gállen-: deſſen Frömmigkeit in
einem weltfeindlichen, galligen Weſen beſteht. L. 1, 77.
Māūl-: deſſen Frömmigkeit nur in Worten, nicht
in Thaten beſteht. Hammer RH. 435. Mít-. G. 26,
227. Nāmens-: Maul-Ch. Nêben-: Mit-
Ch. G. 26, 215; Tieck Nov. 2, 71. Pfáffen-:
Dieſe dumpfen Pf–en. G. 8, 370. Über-: mit äußer-
licher, übertriebner Frömmigkeit; Frömmler. HV. JP.
71; auch Hyper-Ch. 70. Un-: Nichtchriſt. Luther
6, 231b; oft mit dem Nebenſinn: Feind, Gegner des
Chriſtenthums: Da ich kein Wider-Ch., kein U., aber doch
ein decidierter Nicht-Ch. bin. G. Lav. 144. Wīder-:
Gegner Chriſti und des Chriſtenthums, Antichriſt
ſ. d. und Un-Chriſt —: Viel W–en (II.); Der Geiſt des
W–s. 1. Joh. 2, 18; 4, 3; G. 14, 257; Wollen [als]
Widerchriſter und Widerkircher gerühmet ſein. Luther 6,
323a ff.