Blasen
II. Blāſen, blies; geblaſen: bläſt; bläſt; Blaſ(e)-:
intr. (haben) und tr.: die dadurch mit Geräuſch be-
wegte Luft fortſtoßen, Wind erregen, auch in Bezug
auf die dadurch hervorgebrachte Wirkung (ſ. 2 ꝛc.):
1) intr. allgem., z. B.: a) vom Winde: Der Wind
bläſet, woher er will. Bibel; Der Wind bläſt aus, von Oſten,
nach Oſten ꝛc., ſcharf (Chamiſſo 3, 218); hart (Forſter R. 1,
141); ſtark und voll (W. 20, 178) ꝛc.; Eiſige Lüfte b. G.
10, 260 ꝛc. Auch: Es bläſt garſtig (Alexis H. 1, 1, 109);
heftig (Forſter Br. 1, 157); böſe (Mügge Vogt 1, 6); kalt
(Sch. 517) ꝛc. — b) von Gebläſen: Die Bälge b., als
gält’ es, Felſen zu verglaſen. Sch. 68aꝛc. — c) zuw. ſonſt von
unbelebten Dingen: Keine Roſe düftend blies [hauchte].
U; 2, 116 ꝛc. — d) am häufigſten von belebten Weſen,
von Thieren, Menſchen, anthropomorphiſch von Gott ꝛc.:
Der Hamſter bläſt oder faucht ꝛc.; Aus vollen Backen; aus
Mund und Naſe (Klinger F. 214) b.; Aus einem Munde
kalt und warm b. (ſ. 4b); Einem (ſ. Herrig 15, 60ff) in’s
Geſicht b.; Blaſet nicht in ſolch Feuer, ihr werdet’s wider
euch ſelbſt aufblaſen. Luther 8, 253a; Mit ſeinen aufgezog-
nen Augenbrauen und blaſenden Backen. W. 7, 118; Gott, der
Allmächt’ge, blies | und die Armada flog nach allen Winden.
Sch. 20a ꝛc. — 2) tr. und zuw. refl.: entſprechend zu 1mit
Bezug auf die Wirkung, z. B.: a) (ſ. 1a): Wohin ihn
auch der Wind b. möchte. Klinger 6, 247 ꝛc. — b) (ſ. 1b):
Der große Ventilator, mit dem gegen hundert Schmiedefeuer
zu immer lichterloher Gluth ge-b. werden. Gutzkow R. 4,
293. — c) (ſ. 1c): Magneten, die das Eiſen zu ſich ziehen
und auf der andern Seiten von ſich b. Mattheſius Sar. 79b. —
d) (ſ. 1d): Sich außer Athem b., ſo b. (ſ. auch 3), daß
man außer Athem kommt. — Die Suppe kalt b., ſie
durch B. kalt machen, verſch. 1a und 1d; Der Biſchof
blies [fachte, ſchürte] die Gluth. Reithard 91, vgl.: Der
blies, treib [trieb] und hetzet ihn heftig. Luther 8, 82a;
Einem Verdacht in die Ohren b. Stilling 2, 65, ihn durch
Einflüſterungen aufhetzen; Einem Staub in die Augen b.;
Einen böſen Wind unter Augen b. Luther 8, 312b; Federn,
Dampf, Seifenblaſen in die Luft b. ꝛc.; Der [Wal-] Fiſch,
der Ströme bläſt (ſ. d.). Haller 3; Der Drache bläſt Feuer,
verſch.: 3e; Die Elohim zur Naſ’ hinein | den beſten Geiſt
ihm b. G. 4, 8; Die Aſche von den Kohlen, ein Spielwerk
aus der Hand, die Seele von ſich b.; Auseinander bläſt der
Tod geſchwind | dieſes Lächeln, wie der Wind | regenbogen-
farbiges Geſchäume. Sch. 4b ꝛc., vgl.: Zſſtzg. — e) Et-
was durch B. formen, erzeugen: Wie man Seifenblaſen
bläſt ꝛc., nam.: Glas b.; Um eine Flaſche zu verfertigen,
bläſt ſich der Arbeiter eine Kugel. Mitſcherlich ꝛc. — f) Eiſen
b., im Hohofen durch das Gebläſe ſchmelzen ꝛc. —
3) in Bezug auf die durch Tonwerkzeuge, die ſogen.
Blaſe-, im Ggſtz. der Streich-Inſtrumente hervorge-
brachten Töne: a) ohne ausdrückliche Nennung des Jn-
ſtruments: Er hört die Diener b. G. 1, 155; In dem ver-
fluchten B. 28, 18; Blaſt! blaſt! o wären es die ſchwedſchen
Hörner. Sch. 387a; Der Nachtwächter, der Poſtillion; übertr.:
Der Beiwagen (Hackländer Handl. 2, 101) bläſt ꝛc. — b) das
cſ -
Inſtrument als Obj.: Die Poſaune (Joſua 6, 8 ꝛc.); das
Horn (Sch. 531a), das Horn des Aufruhrs (110b), das
Meerhorn (V. Th. 9, 27); die wohlgefügeten Rohre (Ov. 1,
56); die Flöte, die Trompete b. ꝛc., ſowohl von dem wirk-
lichen B., als von dem Verſtändnis, welches letztere
allein gewöhnl. der Fortfall des Artikels andeutet, ſ. c.
— c) mit verſch. Präpoſ.: Er bläſt ſchön Flöte (b), aber
er hat lange nicht auf der Flöte geblaſen; Auf der Flöte und
dem Hörnchen (G. 28, 19); auf dem Blatt (10, 279; auf
Hoboen (Heine Rom. 245); auf einem Haberrohr. Klinger F.
40) b. ꝛc., ſ. e. — Mit den Drommeten (4. Moſ. 10,
10); Poſaunen (1. Kön. 1, 34); dem Schofar (Heine Lut.
2, 123); Zinken und Poſaunen (Muſäus M. 3, 169) b. ꝛc.
— Die Seiltänzer b. [ſtoßen] in die Trompete, um die
Leute anzulocken; Der Nachtwächter bläſt ins Horn ꝛc.; —
Ein Virtuoſe bläſt das Horn; Steigt auf die Hochwacht,
blaſt in euer Horn, | daß es weitſchmetternd in die Berge
ſchalle. Sch. 547b: In der bekannten Fabel des Yriarte blies
der Eſel in die Flöte und glaubte nun auch Flöte blaſen zu
können (ſ. auch 8). — d) mit dem Jnſtrument als
Subj.: Was blaſen die Trompeten? „Huſaren, heraus!“
Arndt; Bald wird die Trompete b. WHauff; Wo die
Schalmeien b. G. 7, 28; Flöten b. Kohl Irl. 1, 410 ꝛc.
Dazu nam. auch: B–de Inſtrumente. Klinger F. 341 ꝛc.
— c) als Obj. auch die durch das B. bewirkten Töne,
Melodien ꝛc., zumal auch beſtimmte Signale, wobei
mit Auslaſſung des Wortes „Signal“ oft die Präpoſ.
zu“ erſcheint ꝛc.: Ein Lied auf der Flöte; Sein Leiblied
(Lenau 1, 176); Tuſch (Gutzkow R. 6, 158); Lärm (Novalis
1, 200); Alarm (Stilling 4. 127); Feuer (verſch. 2d);
zum Rückzug (Stahr Rep. 3, 60); zu Pferd (Weidner 44);
zu Tiſch b. ꝛc. Auch: Um allen Völkern der Erde „herbei!“
dann gegen die Ruſſen zu b. (ſ. f). Herwegh 1, 35. —
Übertr. zuw. auf Nachahmung der Blasinſtrumente,
z. B. durch Vögel ꝛc.: Der Dompfaff blies ſeine luſtigen
Stückchen. Lewald Ferd. 1, 196. — f) zuw. auch hier mit
Angabe der Wirkung: Da bläſt ſchon zur Abfahrt der
Poſtillion | und bläſt uns auseinander [trennt uns durch
ſein B.]. Heine Lied 89; Alle Völker herbei-b., vgl. e. —
4) dem Vorſtehnden gemäß in mancher eigenthümlichen,
zumal ſprichw. Anwendung, von denen manche verſch.
Erklärung zulaſſen, z. B.: a) Beim Damſpiel bläſt man
dem Gegner einen Stein [weg, nimmt ihn puſtend, 2d],
womit er zu ſchlagen verſäumt hat. — b) Sprchw.: Mer-
ken, wo der Wind her bläſt (1). Auerbach Dicht. 1, 185
u. v., zunächſt vom Schiffer, der ſeine Fahrt danach zu
richten hat; Bläſt der Wind aus dieſem Herzenswinkel?
Rank Sch. M. 184. — Es läſſt ſich nicht gleich b. (2e?),
fertig ſchaffen. — Da ſoll ihr der Musje die Ehe ver-
ſprochen haben ..., jetzt bläſt er ihr ’was. Wagner Kind. 95
u. o., iron.: ſie kann lange warten bis das geſchieht.
— Die Schüſſeln waren leer wie geblaſen. vHorn Schmj.164,
vgl.: Als ob es der Wind weggeweht hätte. — Von
Tuten und B. (3) noch Nichts wiſſen. Kinkel E. 135, von
Dingen, für die man noch zu jung iſt, nicht Beſcheid
wiſſen. — Trübſal b. [traurig ſein, etwa zunächſt: einen
Trauermarſch b.]. Gotthelf Sch. 24; Hebel 2, 163; Peſta-
lozzi 1, 132, wo eine etwas andre Erklärung. — In
ein, dasſelbe, das gleiche Horn, aus demſelben Ton b. (3),
einſtimmig ſein mit Jemand, mit Bezug darauf, daß
man faſt für jede Durtonart ein beſondres Horn hat;
Blieſen in ein Horn, wenigſtens aus ihm dieſelbe Melodie.
IP. 10, 131 ꝛc. — In die Büchſe b. [Geld bezahlen,
brav blechen] müſſen, vielleicht: ſo, daß das Geld aus
der Büchſe herausfliegt? vgl.: Einem in den Beutel b.,
ihn mit Geld beſtechen. Schmeller, doch ſ. Friſch. — Einem
Staub in die Augen b. (2d), ihn blenden, betrügen. —
Einem in den Horbel (ſ. d. 2), Hobel ꝛc. b. — Kalt und
warm b. (1d), doppelzüngig ſein u. ä. m.
Anm. Mundartl. volksthüml. Formen: Du blaſeſt, er
blaſet. Stumpf 608b; Die blaſeten. SClara EfA. 2, 677;
Er blus. Claudius 3, 41; Gutzkow R. 7, 155 ꝛc. — Über:
du bläſeſt, er bläſet, das ſich bibliſch und bei Dichtern aus
metriſchen Gründen öfters findet, vgl.: Sanders Orth. 69. —
Dazu veralt.: der Blas, Hauch, Blähung (z. B. Ryff Tb.
59) ꝛc., ſ. Blaſt; Anblas, Anhauch. Hutten 5, 318 und
noch als Hüttenw. in Zinnſchmelzöfen der Punkt über dem
Auge, wo das Gebläſe antrifft; Feuerblas, Blaſebalg.
Fiſchart B. IVb. — Mhd. blâsen, vgl.: blähen, lat. flare ꝛc.,
Tonw. vgl.: puſten.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr.: Den Staub von den Lippen
(Heine Reiſ. 3, 312); vom Tiſch, den Tiſch a.; Eine Kanone
a., ſie mit wenig Pulver abfeuern, um ſie zu reinigen:
Die Suppe a., blaſend abkühlen; Der Sonnenſchein blies
[ſchien ?] dem Wandrer den Mantel ab, den der Sturm nicht
a. konnte. Gutzkow R. 8, 380; Ein Lied vom Blatt, auf
(von) der Gallerie (Mörike N. 43), vom Thurm a. [3].
Daher: Die Sache iſt noch nicht abgeblaſen = ſicher, aus-
gemacht [von der Sitte, die Beendigung wichtiger An-
gelegenheiten durch Blaſen vom Thurm zu verkünden];
Immer auf dem großen Horn die Noten a., welche juſt popu-
lär ſind. Monatbl. 1, 264b; Der Wächter bläſt [dankt] ab;
Ließ vom Sturm a. Lohenſtein Arm. 1, 1132; A. zum Abzug.
Döbel 2, 436 ꝛc. — An-: tr.: 1) anwehen, anhauchen:
a) Wind, blaſe dieſe Getödteten an, daß ſie wieder lebendig
werden. Bibel; Da er Das ſagte, blies er ſie an und ſpricht zu
ihnen: Nehmet hin den heiligen Geiſt. ebd.; Den Präceptor
mit feimendem Maul, wie ein Wieſel angeblaſen. SClara ꝛc.
— b) nam. auch von etwas Einem unbegreiflich ſchnell,
wie durch Zauberei Anfliegendem: Die Zahnſchmerzen ſind
mir wie angeblaſen; Kann auch Dem ein Leids angeblaſen
werden, welcher ꝛc. Gutzkow Bl. 1, 46. — Menſchenhaß (G.
2, 246), Unluſt (H. 8, 518), eine Laune ꝛc. bläſt Einen an.
— c) durch Blaſen anfachen, eigentl. und übertr.:
Blaſe Jeder was er kann, | Lichter aus und Feuer an. Cha-
miſſo; Eine Cigarre neu a. Gutzkow R. 8, 221 ꝛc.; Die
Flamme der Leidenſchaft (Klinger F. 20), der Empörung
Flammen (Sch. 428a) a.; Ein Mittel, das die Gemüther noch
mehr erbittert, das den Krieg unvermeidlich an allen Enden a.
wird. G. 9, 150 ꝛc. Metonymiſch: Eine Perſon a., ihre
Leidenſchaft a. ꝛc.: Der König ſcheine höchſt angeblaſen und
entrüſtet. Arndt E. 95: Daß ich alle die Kerls ... anblies
[aufhetzte] herumzujagen, anzublaſen. Klinger Th. 2, 191.
— d) Einen heißen Biſſen von allen Seiten a. Gotthelf U.
2, 349 ꝛc., um ihn abzukühlen. — e) = heranblaſen:
Das Weichlöthen wird verrichtet durch die mittelſt des Löth-
rohrs [an die zu löthende Stelle] angeblaſene Flamme eines
Kerzenlichts. Karmarſch 2, 610. — f) Mal.: die Farben
fein auftragen, ſo daß ſie wie angehaucht erſcheinen,
ſ. Ver-b. 2. — 2) [3] von Blaſeinſtrumenten: a) Ein
Horn, eine Flöte ꝛc. a., ſo daß oder damit ſie einen Ton
angeben; Einen Ton a., blaſend angeben. — b) Einen,
Etwas bei der Ankunft blaſend begrüßen, willkommen
heißen ꝛc.: Einen anſingen und a. Luther 5, 462b; Den
erſcheinenden Hirſch (Döbel 2, 40), den Tag (Eichendorff Lärm
37), das neue Jahr (Merck’s Br. 2, 195) a.; Die Jagd, das
Treiben a., den Anfang verkünden, Ggſtz.: ab-b. —
c) angeblaſen kommen, blaſend ankommen. — Āūf-:
1) tr.: durch Blaſen öffnen: Blies mit ſeinem keuchenden
Athem die Riegel und Schlöſſer auf. Muſäus M. 3, 34; Wo
ſanft von Zephyrn aufgeblaſen, | ſich volle Roſenbüſch’ ...
ziehn. W. 12, 162. — 2) intr. und tr.: auf Blaſe-
inſtrumenten ſpielen, aufſpielen: Zum Tanz, zu Tiſch,
zum Kampf ꝛc. a.; Daß er die Poſaunen aufbläſet. Luther 8,
255b ꝛc. — 3) tr.: durch Blaſen Einen, Etwas in die
Höhe, auf, emporbringen. — a) Eine Feder a.; Weil die
gewürzte Glut mehr Weihrauch aufgeblaſen. Mühlpforth ꝛc.,
nam.: Feuer a., auch übertr. z. B.: Ich will das Feuer
meines Grimmes über dich a, Bibel; Funken, die noch unter
der Aſche glimmen, zu lichten Flammen (Arndt Ber. 379; G.
16, 59), das Fegfeuer (Fiſchart B. 9b), das Feuer der Rache (G.
13, 43), der Herrſchbegierde (Klinger 7, 107), den Liebes-
brand (Weichmann 3, 305) a. ꝛc. — b) [3] durch den Ton
des Horns ꝛc. einen Liegenden, Schlafenden ꝛc. auf die
Beine bringen: Bläſt, als läg’ ihm ob, die Todten aufzu-
blaſen. W. 20, 129 ꝛc. — 4) durch Blaſen aufſchwellen,
ausdehnen, einen größern Raum einnehmen machen ꝛc.,
auch übertr., zuw. intr.: Da bläſt ein Segel auf. Opitz,
meiſt tr. und refl.: Die Backen (L. 1, 255); den Darm
(Muſäus M. 2, 99); das Fleiſch (Zinkgräf 1, 230); Tauben
(IP. 54, 144) a.; Haben Wänſte ſehr aufgeblaſen. G. 7, 172;
Formen, worin man den hohlen Glaskörper aufbläſt. Kar-
marſch; Sie haben ihre Lügen noch weiter aufgeblaſen. Luther
6, 28 ꝛc.; Ein Froſch, ein Truthahn blaſen ſich auf ꝛc. —
Die kleinſten Dinge zu umſchreiben, zu erweitern und gleich-
ſam aufzublaſen. Mendelsſohn 4, 1, 284; Eine arme, un-
ſchuldige Metapher zu einer vollſtändigen, zierlichen Allegorie
aufzublaſen (W. 19, 196); die Stille zum wüthenden Sturm
(Klinger 7, 140) a. ꝛc. Nam. übertr. von dem ſich Sprei-
zenden, Breit- und Großmachenden, Großthuenden, bei
innrer Leere ſich großes Anſehn Gebenden, große Mei-
nung von ſich Hegenden ꝛc.: Das Wiſſen bläſet auf. Bibel;
Blaſe, du blaſeſt dich auf, aber noch fehlet das Licht. Chamiſſo
5, 157; Den der Dünkel aufgeblaſen. Hagedorn; Er war ſehr
ſtolz; die Dienſte, die er England geleiſtet hatte, blieſen ihn
noch mehr auf. L.; Es blies ſich Einer auf und ſprach: | ich
gehe der Gelahrheit nach. Lichtwer ꝛc. — Zumal oft im
Partic. als Ew.: 1. Kor. 4, 19; Hiob 15, 2 ꝛc.; Der
Aufgeblaſene iſt ein Hochmüthiger, welcher deutliche Merk-
male der Verachtung Anderer in ſeinem Betragen äußert.
Kant SchE. 95; Von ſich eingenommen und aufgeblaſen.
Forſter Br. 1, 310 u. o. Dazu: Aufgeblaſenheit;
Die Eitelkeit ſucht Beifall . .., die Aufgeblaſenheit glaubt ſich
ſchon in dem völligen Beſitz derſelben. Kant SchE. 58; 67;
Droyſen Y. 1, 32; 138; Vogt Köhl. aal. ꝛc., ähnl.:
Aufblaſung. IP. 41, 181 ꝛc. — Aūs-: 1) durch Blaſen
herausbringen, heraus-b.: Das Dotter aus dem Ei a. oder
heraus-b., dagegen metonym. nur: Das Ei a.; Der Veſuv
bläſt Rauch aus. Putlitz Wald 71; Der ... den unerſchrock-
nen Geiſt bläſt aus in tauſend Plagen. Haller 82 = aus-
hauchen, vgl.: weg-b.; Zephyrus .. ., der blies Violen
aus und Roſen. Opitz 1, 145. — 2) mit Blaſeinſtrumen-
ten in die Welt hinaus blaſen, laut verkünden, auch
übertr.: Bin ich in euren Seclen, braucht ihr Das nicht aus-
zublaſen. Grabbe Herm. 68; Einen für einen Schelm a.
Schweinichen 1, 308 ꝛc. — 3) durch Blaſen ausbilden,
geſtalten: Dieſe Kugel bläſt der Glasbläſer zu einer größern
aus ꝛc. Mitſcherlich. — 4) Eine Flöte a., ausſpielen, durch
Blaſen derſelben vervollkommnen. — 5) zu Ende bla-
ſen: Der Flötenſpieler hatte das Stück kaum ausgeblaſen,
als man die Wiederholung begehrte ꝛc. — 6) intr.: Hüt-
tenw.: das Gebläſe abhängen ꝛc. — 7) durch Blaſen
auslöſchen, vom Licht und dem ihm Verglichnen: Ein
Licht (Chamiſſo 3, 95; Lenau A. 3); die Fackel (G. 1, 11)
a. ꝛc.; Was bläſt ſo auf einmal das Feuer in deinen Wangen
aus? Sch. 187b [die Gluth, Röthe]; Ein Licht [Leben]
ausgeblaſen, das ohnehin nur mit dem letzten Öltropfen noch
wuchert. 112b; Einem das Licht (Stilling 1, 112), das Lebens-
licht (Immermann M. 3, 366); der Hoffnung Licht (Mühlpforth
Leich. 193) a. ꝛc.; Daß der unglückliche Knabe, der ſo mit
16 Jahren ſterben mußte, nun rein ausgeblaſen iſt. Gutzkow R.
8, 387. — 8) Der Hochofen muß ausgeblaſen [abgekühlt]
und ausgebeſſert werden. Mitſcherlich 2, 2, 70. — 9) refl.:
ſich auskalben (ſ. d.). — Be-: tr.: 1) Eine Wunde b.
und beſprechen, darauf hauchend. — 2) Etwas b. und be-
ſingen, mit Blasinſtrumenten feiern ꝛc., — verſch.:
īc
Blaſen I. — I. Dúrch-: 1) tr.: von Anfang bis zu
Ende blaſen: Ein Muſikſtück d. ꝛc. — 2) tr. und intr.:
hindurch-b.: Der Wind bläſt durch den Schornſtein durch,
bläſt den Schnee durch die Fenſter durch ꝛc. — 3) blaſend
ſpalten: So dünn, daß man es d. könnte. — II. Durch-:
r
ſ. I. nam.: blaſend durchdringen: Der Wind durchblies
den Wald; Er iſt vom Oſtwind durchblaſen (durchgeblaſen
I.) ꝛc. — Eīn-: tr.: 1) durch Blaſen in Etwas
hineinbringen, hineinblaſen, nam. auch = ſoufflieren,
einflüſtern (ſ. d.): Er blies ihm ein den lebendigen Odem
in ſeine Naſe. Bibel; Wenn ein Schüler dem andern den
Spruch einbläſt, welchen dieſer ... aufſagen ſoll. Danzel 93;
Der Thor bläſt ein, der Weiſe ſpricht. G. 12, 16; Wer blies
dir das Wort ein? Sch. 110b; Das hat mir Gott eingebla-
ſen. 194a [den Gedanken in den Kopf]; Mir Launen ein-
zublaſen. V. 3, 226; Welch neuer Teufel blies mir den Ge-
danken ein? Werner Febr. 143; Ungelehrte Regenten ſeien,
wie eine Orgel; die pfeife nicht, wenn ihr nicht ein Andrer
einblaſe. Zinkgräf 1, 167. — 2) blaſend einſtürzen, z.B.:
Ein Kartenhaus e., ſ. nieder-, um-b. — Empōr-: tr.:
in die Höhe, aufblaſen, ſ. d. .. Die Stürme des widrigen
Schickſals ſollen meine Empfindung e. Sch. 184b. — Ent-
gêgen-: intr. und tr.: Der Wind bläſt Einem entgegen.
Forſter R. 1, 137; IP. 2, 24 ꝛc.; Einem Etwas entgegen.
Klencke Geſp. 1, 12. — Er-: tr.: durch Blaſen gewin-
nen: Die Trompeter haben ſich viel Geld e. ꝛc., Nam.:
Eiſen e. [2e]; Wie denn die vorzüglichſten Eiſenſorten ...
mit Holzkohlen c. werden. Karmarſch. — Fórt-: 1) wei-
te.-, 2)weg-b., ſ. Ver-b. — Hêr-, Hín- ꝛc.: intr. und
tr.: Der Wind bläſt von Oſten her; Welcher Wind hat dich
hergeblaſen? ꝛc. — Blies ... über die flache Hand hin. Im-
mermann M. 3, 247; Bläſt die Rauchwolken vor ſich hin;
Daß ihr es verſteht Stürme heraufzu-b. [heraufzubeſchwö-
ren]. Klinger 2, 338 ꝛc. — Und bläſt die kümmerlichen
Flammen | aus eurem Aſchenhäufchen ’raus. G. 11, 25; Da
ein Mann ſeine Backen ſo voll nimmt, als er kann, um alles
Gute und Böſe was er weiß, über die arme Menſchheit
herauszublaſen. W. 9, 57; — Den Dampf [der Cigarre]
in den Garten hinaus-b. Gutzkow R. 1, 335; Was ſie dort
ausbreiten, in die Welt hinaus-b. würden. Gotthelf G. 328;
Etwas über’s Haus, über alle Dächer hinaus-b., auch übertr.
= in den Wind ſchlagen ꝛc.; — Wenn der Wind hinein-
bläſt. Burmeiſter gB. 2, 203; Müllner 3, 61; — Da mir
Waldhörner übers Thal herüber-b. Riemer G. 2, 39; —
Den aus den Jurathälern zum Genferſeehervorblaſenden Joran.
Lohl A. 3, 165 ꝛc. — Nīēder-: intr. u. tr.: Von dem
Poſaunentone der Kanonen werden jetzt die ſtärkſten Burg-
thirne niedergeblaſen, wie weiland die Mauern von Jericho.
Heine Reiſ. 4, 299, vgl.: Um-b. I. — I. Über-: z.B.
ein Muſikſtück obenhin, zur vorläufigen, Probe, zur
Einübung blaſen ꝛc., ferner zuw. = hinüber-b. —
II. Über-: z. B.: 1) übermäßig blaſen und dadurch
verderben: Eine überblaſene Flöte. Zelter 4, 17; Sich ü. ꝛc. —
–) ſo blaſen, daß die Oberfläche geſtreift wird: Er über-
bläſt den Tiſch, um ihn vom Staub zu reinigen. — I. Um-:
durch Blaſen umwerfen, z. B.: Ein Kartenhaus um-b.;
Das umgeblaſene Lehrgebäude. V. Ant. 2, 229. — II. Um-:
blaſend umgeben: Von den Winden, von Trompetern um-b.
werden. — Ver-: 1) tr.: blaſend verbringen, verwen-
den, verbrauchen und nam. vertreiben, ſ. die Vorſ.
,,ver“: Der Virtuoſe verbläſt täglich vier Stunden, verbläſt
ſeinen Kummer; Der Glasbläſer verbläſt die Glasmaſſe zu
Flaſchen; Der Wind verblies die Nebel; Beim verblasnen
[Taback-] Rauche. Uz 2, 121; Wie der Cyklopen Schaar ...
mit Bälgen . .. | Lüft’ einhaucht und verbläſt [fort-, aus-
bläſt]. V. Georg. 4, 1-; Im Hüttenbau wird beim Gold-
und Silberſcheiden das Antimon verblaſen, durch Erhitzung
mittels eines Gebläſes vertrieben, — metonymiſch auch:
Das Gold wird ver-b. ꝛc.; Als der Erlös „ver-b.“ [verjubelt|
war. Rank Haus 39. — 2) tr.: Maler.: die Farben
dünn und ſchwach auftragen, ſo daß ſie gleichſam nur
hingehaucht erſcheinen, vgl.: anblaſen (1f) „vertrei-
ben“ und ,,verwaſchen“. Dann aber auch, wie Dies
(vgl.: 3) wenn die Farben dabei in einander übergehn
und die Umriſſe nicht ſcharf, ſondern verwiſcht erſchei-
nen: Bei dem [Kotzebue] iſt Alles ſchwammig, verblaſen, lie-
derlich. Immermann 12, 155, vgl.: blaſieren. Und ſo
auch: Unbeſtimmtheit, Verblaſenheit, ſchwammichte,
lockere Manier. Lavater. — 3) tr. und refl.: falſch blaſen:
Ein ungeübter Glasbläſer liefert nur zu leicht verblaſene
Waare; Er hat ſich ver-b., ſtatt c müßte es cis ſein ꝛc. —
4) intr. und refl.: zum ruhigen Athmen kommen, ver-
ſchnaufen, verpuſten: Die Pferde ver-b. laſſen; Sich ver-b.,
von der Anſtrengung ꝛc. — Vōr-: tr. und intr.:
1) in Gegenwart Andrer blaſen, damit Dieſe es hören
oder nachblaſen: Als hier Pan ſein tändelndes Lied hold-
ſeligen Nymphlein | vorblies. V. Ov. 2, 208; Th. 9, 27 ꝛc.
— 2) hervor-b., z. B.: etwas hinten Liegendes nach
vorn ꝛc. — Wég-: tr.: fort-b., durch Blaſen weg-
ſchaffen: Wie weggeblaſen [4b]. Arndt E. 338; Gutzkow
R. 3, 143; W. 11, 68 ꝛc. — In einem Wink war Alles
weggeblaſen. 20, 89; Dem Haſen | von Bräutigam das
Fräulein wegzublaſen. 104; Felſen (Geibel Rod. 38); die
Seele (Klinger F. 298); die Wolken vor den Augen (79);
Spreu (Kant Buchm. 5)w. = hinwegblaſen. Göckingk1, 147 ꝛc.;
So werden ſie vom Angeſicht der Erde weggeblaſen werden.
Sealsfield 2, 52 ꝛc. — Zer-: tr.: blaſend zerſtören,
vernichten: Daß meine Trompete lange z. war. Arndt Ber.
avIl; Die Sorgen zerblies es, wie Wolken der Wind. Gd.
315; Grün Schutt 149; Müllner 4, 202; IP. 21, 131 ꝛc.;
Sich z., ſich ganz matt blaſen, bis zur Erſchöpfung ꝛc.
— Zū-: 1) intr.: weiter-, los-b. — 2) tr.: a) bla-
ſend ſchließen, z. B.: Die Öffnung einer Glasröhre z. —
M .
b) Einem Etwas z., hin-, ein-b. (ſ. d.): [Der Trompeter]
hatte manchem Haſen .. | Kourage zugeblaſen. Blumauer 2,
120, Hippel Leb. 1, 107. — c) dazu (als Begleitung)
auf einem Blasinſtrument blaſen ꝛc. — Zurück-:
1) tr.: Er blies die Feder zurück, die ich ihm zugeblaſen hatte.
— 2) intr.: Der Führer lies z. = zum Rückzug. —
Zuſámmen-: 1) intr. und tr.: durch Blaſen zu-
ſammenbringen: Der Menſch kann die Kraft der That und
die Lebensgeſtalt der Kunſt doch am Ende nicht aus dem Äther
z. Arndt Ber. 198; Mit dem Dutzend Leute, das du ... erſt
z. muſſt. Freitag Soll 3, 33 (vergl. zuſammentrom-
meln); Daß wir aus Süden und aus Norden | zuſammen-
geſchneit und geblaſen worden. Sch. 327b ꝛc. U. ä. m.
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