Faksimile 0153 | Seite 145
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Bitte
Bitte, f.; –n; Bittchen; Bitt-: die Handlung, die
Art und Weiſe des Bittens; Das, worum gebeten wird:
Eine B. an Einen richten, haben, wagen; Eine B. thun, an-
bringen, einlegen, ſtellen, bitten (1. Kön. 2, 16; 20); Einen
mit B–n beläſtigen, beſchweren, beſtürmen, ihm mit B–en
anliegen ꝛc. Eine B. erhören, gewähren, erfüllen, bewilli-
gen, geben (l. Sam. 1, 17; Pf. 106, 15); ſtattfinden, ge-
ſchehen laſſen ꝛc., ſie abſchlagen, ablehnen, verweigern, ver-
ſchmähen; ſich ihr verweigern, entziehn; Eine B. geſchieht
[wird gewährt]. Luk. 23, 24; Hiob 6, 8; Eine dringende,
inſtändige, flehende, angelegentliche, heiße, kniefällige, unge-
ſtüme —, ſchüchterne, verſchämte, letſe, zaghafte B.; Heiße
B., kalter Dank! (Sprichw.) Die ſchöne B., den anmuthi-
gen Zweig | in einer Frauen Hand. G. 13, 77; Dringt in
ihn mit ungeſtümer B. Sch. 30a; Nennt oure B. 546a;
Deine B. iſt mir Befchl; Auf meine B. ward er frei ge-
laſſen ꝛc. Mit Bezug auf das Vaterunſer: Einem alten
...Weibe, das ſchon ſeit 40 Jahren aus der 6ten B.
[,,Führe uns nicht in Verſuchung“] in die ſiebente
[,Erlöſe uns von dem Ubel“]getreten war. Seume Sp. 21,
77; Sie gehört in die 7te B., von einer läſtigen Perſon.
S.: Bitt-Abend, -Brief, -Fuhre ꝛc.; bittweiſe ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Daß ich eine B., eine rechte Herzens-B.
an Sie bringe. Möricke N. 528; Mit Schmeichel-B–en ..
das furchtbare Geſrtz dem Alten zu entlocken. Sch. 584a U.
ä. m., ferner: Áb-: Bitte um Vergebung für ein be-
gangenes Unrecht: Nicht wiederthun iſt die beſte A. Sprchw.;
Sonſt muſſt du dich ſchämen und in deinem Herzen einem edlen
Menſchen A. thun. Hebel 3, 34; Knieende A. thun. Räbener
1, 153; A. leiſten; Eine warme A. des Vergangenen. Sch.
191b ꝛc. Aūs-: veralt. und mundartl. Brautwer-
bung, oft bei Schweinichen z. B.: 1, 98; 115; Zur A. u.
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Verlobung. 2, 80; 235. Fêhl-: vergebliche Bitte.
Mit meinem Anliegen ... keine F. zu thun. Gutzkow R. 5,
64; Ohne Furcht einer F. L. 13, 207; Rückert Mak. 2, 30.
Für-: Bitte, die man für Einen zu Deſſen Beſten
einlegt: F. thun für alle Menſchen. 1. Tim. 2, 1; Mit
ſtattlicher, gewaltiger Fürbitt berannt, beſtürmet. Luther d,
248b; Noch einmal wiederhole ich meine F. wegen Fauſt.
Sch. G. 1, 195 ꝛc. (ſ. bitten 1e), vgl.: Vor-B. Gê-
gen-: eine Bitte als Erwiedrung einer andern. Zſchokke
8, 68 ꝛc. Vōr-: Eine Bitte, wodurch man ſich oder
Andre vor Etwas bewahren will, ſ. vorbitten; häuſig
ſtatt Für-B. z. B.: Die V–e der Heiligen. Tieck NKr. 2,
413; A. 1, 344; Als viel teutſche Fürſten vor den Herzogen
von Jülich wegen Gelderlands Vorbitt thaten. Zinkgräf
1, 76 ꝛc.