Faksimile 0040 | Seite 32
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andern
Andern, tr.: anders machen; refl. und intr.
(haben): anders werden: 1) tr. Geſchehnes iſt nicht zu
ä.; Glücklich iſt, wer vergiſſt, was nicht mehr zu ä. iſt; Ich
ſehe auch Viel voraus, ohne es ä. zu können. G.; Noch än-
derſt du den Sinn zur rechten Zeit. Berſ.; Die letzte Ölung kann
Nichts ä. an dem Tod. Lenau; Die Stellung .. wird entweder
von der Perſon .. ab, od. auf ſie zu geändert. L. 11, 19; mund-
artl. mit Obj. ohne Artikel: Er änderte [den] Sinn. Gotthelf
G. 242; Mehrere Male .. hat der Hof Hand geändert [iſt
aus einer in die andre gegangen]. Derſ. ꝛc. 2) refl.:
Ich kenne dich nicht mehr; wie du dich geändert haſt! Börne;
Gleich mit jedem Regenguſſe | ändert ſich dein holdes Thal. G.;
[Die Liebe] wegt ſich, ſie regt ſich | und ändert ſich nicht. Derſ.;
„Sie hat ſich nicht geändert“ .. Deſto mehr verändert finde
ich Sie. 10, 31; Inmittelſt ändert ſich’s und man verkennet mich.
Lichtwer; So ändert unvermerkt ihr Ton ſich in Be-Moll. W. 12,
319; Daß ſich der Mond nicht zweimal ä. [wechſeln] ſollte,
ehe ꝛc. 16, 82; Befahl, man ſollt’ ihm die Augen ausſtechen,
doch ändert er ſich alſo bald [beſann ſich, nahm den Befehl
zurück]. Zinkgref 1, 78; Wie ſich das Wetter geändert [Blatt
gewendet] hat. Zwingli 2, 8. 3) intr.: oft mit leicht
ergänzbarem Obj., auch mit abhängigem mit, zuw.
nach franz. Art mit von: Wiſſt Ihr mir Nichts? möcht
ä. [ein andres Gut kaufen]. Gotthelf; Es wird ſich
bald ä., aber es änderte [ſich] nicht. G. 106; Die Menſchen
könnten [ihren Sitz] ä. Sch. 156; Mit alten Kühen habe
er nicht ä. wollen. 104 u. o.; Soviel uns Tag’ entfahren,!
ſovielmal ä. wir [uns]. Gryphius 2, 25; Der Kräuter .. [ſich]
ä–de Geſtalt. Haler 39; Sein Urtheil .. ändert [ſich] jede
Stunde. 79; 156; Von Quartier wollten wir nur im höch-
ſten Nothfall ä. Heinſe A. 2, 251; Den Tiefſinn der immer
ä–den Schöpfung. Klopſtock M. 13, ..; Es ä. [ſich] die
Scenen des Lebens. Knebel 1, 24; Piſtolen? Ä. Sie [dieſen
Entſchluß]! ich treffe wie der Tell. Müllner 5, 336; 35;
Seine Farbe änderte [ſich] oft. Paalzow Th. 2, 251; Rudolf
änderte nicht gern mit ſeinen Leuten. Prutz Muſ. 2, 189;
Auf dem Albula erſt änderte [ſich] das Wetter. Vogt Oc. 1,
184; Weht mit ä–dem Grüne der Buchbaum. V. 3, 14;
Nicht die Weſen an ſich, nur die Verhältniſſe unter ſich ä.
Zſchokke 1, 229; 19; 57; 127 u. v. 4) Dazu: Das
Ä. Brockes 9, 566; Chamiſſo 5, 113; Mendelsſohn Pſ. 77,
11 ꝛc.; Ungeändert. Auerbach Dicht. 2, 62. Anderer,
m., –s; uv.: V. Myth. 1, 217. And(r)erin, f.;
–nen. Anderung, f.; –en [ſ. u.].
Anm. Svw. Ab-, Ver-, um-ä.: In ä. wird der Grad
des Anderswerdens gar nicht beſtimmt, in ab-ä. liegt, daß nur
Etwas an dem Gegenſtand, in ver-ä., daß er ſelbſt weſentlich
anders wird. Bei allen Dreien ſieht man nam. auf den ur-
ſprünglichen Gegenſtand, der anders wird, bei um-ä. auf den
neuentſtehnden. Ferner: wechſeln und verwandeln: Bei
ä. bleibt der urſprüngliche Gegenſtand, nur daß ſeine Art eine
andre wird; bei wechſeln tritt ein Gegenſtand an die Stelle
des andern und bei verwandeln verſchwindet dabei noch der
urſprüngliche: Ein Brautpaar wechſelt die Ringe, der Gold-
ſchmied ändert die nicht paſſenden, der Zaubrer verwandelt den
Ring in einen Vogel. Die Schlange wechſelt die Haut;
Der Fuchs ändert den Balg, aber nicht den Schalk. Oft
können die ſvw. Wörter mit leichter Nüance ſtehn: So än-
dert immer die Geliebten, | doch ſie verrathen müſſt ihr nicht.
G. 1, 170 [die Liebe bleibt, nur in Bezug auf den Gegenſtand
äußert ſie ſich in andrer Weiſe; gw.: Wechſelt die Geliebten] ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áb- (ſ. Anm.): 1) tr.: auch durch
Andern Etwas einen Übelſtand abſchaffen, be-
ſeitigen; bei einigen Sprachlehrern = deklinieren ꝛc.:
Der Maler ändert an der Dekoration Etwas ab, er ändert ſie
(ab); macht er ſie weſentlich anders, ſo (ver)ändert er ſie; Ein
Schneider kann oft einen Fehler an einem Kleid nicht a., ohne
das ganze Kleid zu verändern ꝛc.; Daß ſie ihre Farbe noch
ſchneller als das Chamäleon verſchiedenartig a. können [durch
Übergang einer Nüance in die andre]. Lenz Nat. 3, 119;
Bei ſo ſehr abgeänderten [gw.: veränderten] Sitten. Geßner
3, XV ꝛc. 2) refl., gw. von allmählichen, unmerk-
lichen Ubergängen: Das Wetter hat ſich geändert, plötzlich
verändert, allmählich von drückender Hitze zu angenehmer
Kühle abgeändert; Man unterſucht nicht, wie es [das Geſetz]
ſich durch Zeit und Gewohnheit abgeändert. G. 21, 179;
WHumboldt 3, 242; Die Kürbiſſe ándern ſich ab [arten ab] in
unzählige beſondere Arten. Reichard Anh. 91. 3) intr.: Ich
ſchreibe jetzt ab und ändre [daran] ab. Chamiſſo; Immer nach
dem Bedürfnis des Augenblicks zu flicken und abzuändern,
wenn irgendwo ein Mißbrauch gar zu grob wird. Forſter;
Allzujähling [ſich] a–de Linien. Engel 4, 293; Ihre Färbung
ändert mehrfach ab nach Alter und Iahreszeit. RHartmann
(Nat. 59 S. 31a); Die Erdlagen ändern von Hagenau bis
Bonn .. gar zu merklich und zu ſchnell ab. Merck’s Br. 1, 372
ꝛc. Dúrch-: tr. vollſtändig, in allen Theilen än-
dern. Hinēīn-: tr. Fehler in eine Arbeit h.
Míß-: tr. ändernd verſchlechtern. Um-: (ſ. Anm.)
1) tr.: Eine andere Verfaſſung in eine ſolche umzuändern.
Heinſe A. 1, 237; Einem Tyrannen den Dolch ins Herz än-
dert allein noch keinen Staat um. 243 ꝛc. 2) refl.:
Warum ſollten die Nachkommen Adams ſich zu Negern um-
geändert haben? Burmeiſter Gſch. 565. Ver-: (ſ. Anm.
und ab-ä.): 1) tr. Sein Rath wie ſein Befehl verändert
Nichts. G.; Verändert er auf einmal die Natur? [ſein We-
ſen, ſich]. Derſ.; Veränderte die Stellung. Derſ.; Die
nothwendige ihm einwohnende Natur, an der er durch alle
Freiheit Nichts zu v. vermag. Derſ.; Veränderte die Einfalt in
das Pdächtige. Kant Sch. 108; Daß ſie gar in ein ander
Volk verändert ſind. Luther 8, 121b; In immer veränderter
Schöne. Sch.; Keinen Diener .. zu v. [entlaſſen]. Zinkgref
1, 12. So auch: Eine grundveränderte Anſicht. Fichte
7, XlI; Unverändert. G. 4, 18; Allunverändert. 12,83 ꝛc.
2) refl.: Man verändert ſich oft und verbeſſert ſich ſelten.
Sprchw.; Hätte ſich zu meiner Gunſt in kurzer Zeit dein Wille
ſo verändert? G. 13, 350; Veränderte auch wohl den Vor-
trag einer ganzen Strophe, wenn ſich der Gegenſtand des Ge-
dichts veränderte. 24, 304; Diejenige Farbe, in welche ſie ſich
einmal aus dem Grünen verändert haben. 39, 38 ꝛc.;
mundartl. = ſich verheirathen. 3) intr.: Man ver-
ändert, verändert [1] vielleicht, was man laſſen ſollte, läſſt,
was man v. ſollte. 15, 27; Es iſt möglich, daß der Menſch
noch drei-, viermal ſo verändert. Merck 1, 253; Dieſe v–den
Scenen des Lebens. Cronegk 2, 47 ꝛc. 4) Zſſtzg. z. B.:
Warum haſt du dich ſo verändert? Wer kann dich zurück-v.?
JP. 2, 4 u. ä. m.