Faksimile 0034 | Seite 26
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Ältern
II. Ältern (Ältern): 1) intr. (haben; ſein): alt
~
werden, die Einwirkungen des Alters erfahren (ſ. alten,
Anm.), gewöhnl. nur von Dem, was Leben oder wenig-
ſtens eine Art innrer, lebendiger Fortentwicklung hat:
a) von Perſonen: Auch dieſe friſchen rundbäckigen Kinder
hatten gealtert. G. 22, 217; [Die Siebenſchläfer] hatten
nur um eine einzige Nacht gealtert. Muſäus M. 6, 26; Sch.
339a; 424b; V. Br. 1, 273 ꝛc. Obgleich ſie furchtbar
gealtert war (ſ. 2). Gutzkow R. 9, 452; Karolina war in
dieſen wenigen Monaten um Jahre gealtert. Stahr Rep. 3,
211; „Du biſt nicht ſeit der Zeit gealtert noch ergraut“ ...
[Aber] Du biſt ergreiſt. Rückert Roſt. 104a. b) Das
Herzaltert nicht. Börne Frz.73; Feige, welche an den Waldbäumen
emporklettert, mit ihnen gleichzeitig altert. Burmeiſter gB. 2,
239; So a. dagegen die jungen [Weine]. G. 1, 101; Alles
altert und verjüngt ſich wieder. Hölderlin H. 1, 27; Die a–de
[klug gewordne] Vernunft. Sch. 22b; [Die Zeit] blühet, altert,
greiſet. V. 3, 114. c) Seltner von lebloſen Weſen
ſtatt alt werden, vgl. die Perſonifikation: Es ſchien, als
hätten ſelbſt die Häuſer gealtert und weiße Haare bekommen.
Heine Sal. 1, 237; ferner: [Perlen] werden mit der Zeit
geringer, aber ein Edelſtein altert nicht. G. 29, 72 (wo Per-
len und Edelſtein in dem Verhalten gegen die Einwir-
kungen des Alters eine Art Leben beigelegt wird); Zim-
mer, in welchen man die Möbel a. ließ. Hackländer Stillfr. 1,
71; Die Kleidung des Kindes war ziemlich gealtert. Sealsfield
Leg. 3, 241; Er und ſeine Kleider ſchienen faſt gar nicht zu
a. Zſchokke 1, 294. d) der ſubſtant. Infin.: Die erſten
feinen Linien des A–s. König Kl. 2, 244 ꝛc.; ferner im
Partic.: Un-a–d durch der Jahre Wechſel. Heinſe A. 2, 109;
Was un-a–d fortbeſteht. Geibel Jun. 3 ꝛc. 2) tr.: alt
machen: Der Huſten ſchwächt und altert mich mehr und mehr.
Chamiſſo 6, 174; Die Gewalt der Zeitumſtände hatte das
Äußere des Miniſters gealtert. Lewald Ferd. 3, 190; Das
von Gelehrſamkeit und Arbeit gealterte Geſicht (vgl. 1a).
Klencke Parn. 1, 52 ꝛc.
Anm. 1. Die Form mit Umlaut (an den Kompar. „älter“
ſich ſchließend) in beiden Bedeut.: Die ä–de Lüge. Kl. M. 2,
346; Der Kummer hatte ſie gar ſehr geältert. Tieck 2, 252;
Ihr habt geältert. 259; Die geälterte und faſt häßliche Dame.
Nov. 2, 16; Unter Schloß und Riegel ältert | hier die Fülle
Weins. V. 3, 106; Und fleußt, | wie Balſam nur geältert.
223; 2, 104; Kant Anthr. 292 ꝛc.
Anm. 2. Man unterſcheide die Part. und Ew. von gleicher
Form, z. B.: Die gleichgealterte Freundſchaft. OMüller =
von gleichem Alter. Die weltepochierenden und weltzeit-
alternden Hiſtoriker. Gutzkow 3, 24 [von Weltzeitaltern
redend]. Der ewigalternden Eiche. Knebel 1, 23 [die ein
ewiges Alter hat], was Matthiſſon Anth. 8, 21 nicht glücklich
in „ewigaltenden“ ändert.
Anm. 3. Das Gealterte hat immer die vortheilhaften
oder ſchädlichen Einwirkungen des Alters erfahren und iſt
dadurch verändert; das Veraltete kann auch dadurch alt ge-
worden ſein, daß es unverändert geblieben und an der Fort-
entwicklung des Übrigen nicht Theil genommen, dahinter zu-
rückgeblieben iſt. Zuweilen findet ſich dafür, meiſt un-
nöthig: Bei unſerer langſamen Korreſpondenz veraltern
die Geſchichten. E. C. König (L. 13, 482); Ob nichts
Veraltertes [in dem Geſetzbuch]. Iv Müller 1, 78; Alte Wör-
ter, veralterte und unveralterte. V. Br. 1, 130 (vgl.
Danzel 374); Du der Veralterung unzugängliche [Leier
Gleim’s]. V. 3, 83 ꝛc. Dagegen bei Brockes 9, 584: Dein
veraltert [altgewordnes] Haupt.
Zſſtzg. (ſ. Anm. 2 u. 3 und vgl. alten, Zſſtzg.),
z. B.: Ein-: von einem Übel, einwurzeln. Hín-:
Im Kämmerchen ſtillh. Droyſen Ar.3, 179. —Zuſámmen-:
Zu einem alten Weibe war das luſtige Mädchen zuſammen-
gealtert. Gotthelf U. 2, 190 (zuſammenſchrumpfen vor
Alter).