Faksimile 0020 | Seite 12
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Adel
. Ādel, m., –s; uv.; -, –s-: 1) ein äußerlich
durch das von (ſ. d.) vor dem Geſchlechtsnamen bez.
Vorzug des Stands und Geſchlechts. Ob du von A.
ſeiſt, ob nicht, iſt nicht die Frage; | die Frag’ iſt, ob du edel
ſeiſt. Gleim; A. der Geburt. G.; A. des Geblüts und Stam-
mes. Luther; Vollkommene Gleichheit der Alpenleute, wo kein
A. iſt. Haller ꝛc. 2) kollektiv, eine Anzahl Adliger als
Geſammtheit: Da das Wort A. alle Stände begreift, welche
vermöge der Geburt Vorrechte genießen od. in dieſe Rechte
eintreten. Eichhorn; Es verkehren mit mir die ſchönſten Madel,
| Herzoginnen und der höchſte A. Heine; Die Blüthe von Apu-
liens A. Uhland (ſ. Un-A.). Man unterſch. hohen A.
(Fürſten, Grafen u. Freiherren) u. niedern (die gw.
Edelleute): Der unmittelbare od. Reichs-A. war bloß dem
Kaiſer und Reich unterworfen, der mittelbare einem Reichs-
ſtand; Alter A., der wenigſtens 16 Ahnen zählt ꝛc.
3) das Edelſein, Erhabenheit, Hoheit, Würde: Die
Weisheit iſt herrliches A–s. Bibl.; A. iſt auch in der ſittlichen
Welt; gemeine Naturen | zahlen mit Dem, was ſie thun,
edle mit Dem, was ſie ſind. Sch.; Dem kein A. gebricht des
Geiſtes ſo wie der Bildung. V. ꝛc.
Anm. Mz. ſelten, doch z. B.: Der A. des erſten Für-
ſten hatte einen Anfang ... Einige ſind von älterer, andere
von neuerer Erſchaffung. Forſter Br. 1, 462. Als Bſtw.
= edel, uv.: A.-Aar, Eſche, Wild ꝛc., ſonſt meiſt –s-, doch
Adel(s)-Brief u. ä. m. Den Stamm ſuchen Einige in Ad,
Od (Beſitz; ſ. Allod, Kleinod), Andre in Atta (Vater), doch ge-
hört A. wohl zu Ehe (vgl. nähen, Nadel; wehen, Wadel;
ſtehen, Stadel) und echt, ſ. bei Friſch 1, 11b die Ggſ. von
Kebsſohn und Adelbrüdern; v. edeln Weibern (Gattinnen)
und Dirnen; Adelerbe (rechter Erbe) ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áfter-: Logau’s adliger Geiſt ſpricht
ſich am deutlichſten in ſeinem Spott über den leeren A. aus,
denPapieradel, Schollenadel, Pfennigadel, Sol-
datenadel, Hofſchranzenadel und wie er dieſe Auswüchſe
der alten nicht allein zu ererbenden, ſondern auch zu erwer-
benden Ritterwürde ſonſt noch nennen mag. WMüller.
Amts-: 1) die mit einem Amt verbundne und da-
durch ertheilte adlige Würde; 2) kollektiv die dieſe be-
ſitzenden Perſonen. Bāūern-: 1) vom edeln
Bauernſtand. Gotthelf U. 1, 2; ſ. adlig; 2) = Landadel,
verächtlich Sch. 525b. Brīēf-: durch einen Adels-
brief mit angehängtem Siegel od. Bulle er-
theilt und [2] kollektiv. Immermann M. 3, 110.
Būch-: Brief-A.; auch durch gelehrte Würden er-
worbener. Búllen-: Brief-A. L. 5, 348.
Dīēnſt-: Amts-A. König Kl. 2, 32. Erb-:
von Ahnen ererbter Adel und [2]. Fēēn-: Die Ab-
kömmlinge aus dem F. Muſäus M. 3, 91, dem edeln Feen-
ſtand. Feudāl-: Lehens-A. Gebūrts-:
Erb-A. G. an Zelter 2, 67. Gēīſtes- [3]. Gūt-:
ſ. Gutedel. Hérzens- [3]. Hōch-: der hohe
A. Paalzow Th. Th. 2, 396. Hōf- [2]: der am fürſt-
lichen Hof lebende A. Krīēgs-: durch Auszeich-
nung im Krieg, durch Ehrenſtellen im Heer erworben,
und [2]. Kúnkel-: von weiblicher Seite fortge-
pflanzt und [2]. Lánd-: 1) Ggſ. Reichs-A.: der
mittelbare, dem Landesherrn unterworfne A. König Kl.
1, 277. 2) Ggſ. Stadt-A.; der auf dem Lande
wohnende A. Tieck Nov. 5, 409. Lêhens-: der
Lehen beſitzende A. Ménſchen- [3]. Enſe Denkw.
1, 378. Mūth- [3]. Papīēr-: Brief-A.
Rāūb- [2]: der räubriſch lebende A. Alexis H. 1, 1,
VI. Rēīchs-: ſ. [2] u. Land-A. 1. Rítter-:
adlige Würde eines Ritters. Börne 1, 125. Schȫn-:
ſ. Schönedel. Schȫnheits- [3]. Kürnberger Am.
242. Sēēlen- [3]. Thümmel 8, 49. Stádt-:
1) Ggſ. Land-A. 2. 2) die edelſten Geſchlechter
Patricier in einer Stadt und ihre Würde.
Stándes-: Erb-A. Tūgend- [3]. Auerbach Leb.
2, 206. Un-: 1) [2] Adel und U. war zugegen. Tieck
Acc. 1, 233; Nov. Kr. 2, 110; 3, 33 ꝛc. 2) [3] Die
Schwachheit, Erdeniedrigkeit, U. und Verwirrung meiner
Kräfte. H. ꝛc. Ūr-: der ſeit unvordenklicher Zeit von
einem Geſchlecht beſeßne und ſich lediglich auf dieſen
anerkannten Beſitz gründende Adel. Eichhorn Privatr. 169;
Zeugnis geben von dem U. der Menſchen, der nie ganz zerſtört
werden kann. Heine Sal. 1, 30. Verdīēnſt-: durch
Verdienſt erworben. Jahn M. 316. Wēīber-:
Kunkel-A. Wíld-: Mehlbeerbaum, ſ. Sporapfel.
Wórt- [3]: Sinn für des W–s Abſtufung. V. Ant. 2,
69, welche Worte mehr oder minder edel im Gebrauch
u. ä. m.