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Achtung
Achtung, f.; –en (ſelten); –s-: Abſtraktum v. ach-
ten [ſ. d.]. 1) = Acht, heute gewöhnl. als Ausruf =
aufgepaſſt!, nam. auch Kommandowort; A. geben, haben
auf Etwas. Veralt.: A. halten, machen, nehmen; ſich in
A. [Acht] nehmen. 2) = Beachtung: Würdigte ſie
Gott einer beſondern A. L.; Jener Mythus iſt ... der A.
der Philoſophen werth. Sch.; ſelten Mz. [ſ. 3]: Vor Dieſem
hatte man für Euch Geſchöpfe nur kleine A–en. L. 2, 475
[Aufmerkſamkeiten]. Veralt. = Meinung. Hutten 5,
28; Abſchätzung ꝛc. 3) Die rückſichtsvolle Aufmerk-
ſamk., die man einer Perſon, Eigenſchaft ꝛc. im Gefühl
ihres Werths zuwendet; dies Gefühl u. die Außerung
desſelben: A. iſt die Anerkennung einer Würde (dignitas) an
andern Menſchen. Kant. A. der Menſchenrechte. Börne;
A. meiner ſelbſt. Böttger. Zeugnis der A., die Napoleon
dem Kaiſer hege. Droyſen Y. 1, 169; gewöhnl.: A. gegen,
für, vor Etwas: Aus ſchuld’ger A. gegen meinen Kaiſer. Sch.;
Liebe, die ſich nicht auf A. gegen mein Selbſt gründet. Derſ.
A. für deutet auf rückſichtsvolle Beachtung; A. vor auf
ehrfurchtsvolle Scheu: Der Starke hat A. für das ſeines
Schutzes Bedürfende; Man hat A. vor dem Hohen, Einem
Imponierenden. Wer nicht A. vor der Wahrheit hat, ver-
ſchweigt Manches aus A. [Rückſicht] für Perſonen; Daß
die Menſchen mit ihrer A. für ihren Wohnſitz u. ihr irdiſches
Vaterland auch die A. vor der himmliſchen Heimath u. ihrem
Geſchlecht verlieren. Novalis 1, 191; Aus A. für ihre Lun-
gen. Jp. 1, XVI. ꝛc. (ſ. Hoch-A.)
Zſſtzg. theils v. dem Hw., theils Ableitungen v.
den Zſſtzg. des Zw. achten [ſ. d.], z. B.: Āūf-: Ohne
Kenntnis, Anhörung, A. ſeines Gegners. Tieck Nov. Kr. 1,
138. Be-: Eine genaue B. Deſſen, womit er ſich be-
ſchäftigt. G.; Anſprüche, deren Nicht-B. kränkt. Gotthelf;
Von allen dieſen Unwiſſenheiten oder Nicht-B–en. Fichte
7, 389. Begūt- Beōb-: B., Nicht-B. der
Form, des Geheimniſſes ꝛc.; B. heißt Erfahrung, welche me-
thodiſch angeſtellt wird. Kant; Stellte Gegen-B–en an.
Muſäus; Stern-B. Humboldt; Selbſt-B.; Wetter-B. Muſäus.
Er-: (veralt.) Eine ſchlechte Red’, aber ein groß Ding
in der E. Eppendorf 5, 22 ꝛc. Geríng-: G. der
Einwanderer ſeitens der Amerikaner, gewöhnl.: Gering-
ſchätzung. Grōß-: G. der Sünden. Luther 1, 167b=
daß man ſeine Sünden für groß achtet. Hōch-:
hoher Grad der Achtung, immer auf innre perſönliche
Vorzüge begründet: Achtung vor dem Geſetz; Man bezeigt
oft Einem in ſeiner Stellung Achtung, vor dem man perſön-
lich keine H. hat. Jeder Menſch muß Achtung für ſich ſelbſt
haben, d. i. ein Gefühl v. der Würde ſeiner vernünftigen Na-
tur u. dieſem Gefühle gemäß handeln; aber die Beſcheidenheit
verbietet ihm dieſe Achtung H. zu nennen. Eberhard; Weil
er H. gegen ſich ſelbſt zu fühlen anfing, wollt’ er auch H. von
Andern. Engel; Die hohe Stufe der Selbſtachtung, die das
amerikaniſche Volk ſo weit über jedes andere erhebt. Seals-
field; Die Selbſtachtung des tugendhaften Geiſtes für ſich.
Zſchokke; Die Selbſt-H. wird zur Selbſtverachtung trei-
ben. Rückert Weish. 4, 235 ꝛc. Ich verbleibe mit H.
(hochachtungsvoll) ergebenſt ꝛc., gw. Briefſchluß; Die H.
eines Mannes [ſubj. die er hegt, od. obj. die man gegen
ihn hegt]; Seine [obj.] H. verringerte ſich. L. 3, 155; H.
gegen 13, 173; für G. 39, 294 ꝛc.; vor Gutzkow R. 8, 274 ꝛc.
Míß- (⏑ –⏑): Nichtachtung u. M. (⏑ ⏑), ja Ver-
achtung. Schefer Laienb. 306; Bedauern, M. u. endlich Ver-
achtung. Waldau Nat. 1, 128; In M. bringen. Gutzkow 11,
164; Ihre M. vor dem Reubunde. Rückert 3, 256; Seine
M. des Miniſters. Heine Lut. 1, 137; Faßten eine gewiſſe M.
gegen meine Perſon. Kinkel Erz. 71 ꝛc. Nāch-: Alles
zur N. rufen. Auerbach Dorf 4, 8; Zur allgemeinen N.
bekannt gemacht; Kein Verbot erlaſſen, deſſen durchgehende
N. nicht erzwungen werden kann. Petzholdt Biblioth. 194.
Nícht-: Nichtbeachtung ſ. d. —; Geringſchätzung,
ſ. mißachten: N. auf die Schrolle. Immermann M. 4, 301;
N. des Geldes. Stilling 4, 18; N. der Erfahrung. Börne 2,
132 ꝛc. Dieſe N. gegen einen ſo hohen Beamten. Gutzkow
R. 3, 56; Zelter ,1, 258 ꝛc. Nícht-Beob. (ſ. Beob-
achtung). Ob- ſelten: Die geringe O., die er auf ſeine
Sachen geſchlagen. Mühlpforth 1, VII. Sélbſt- ꝛc.:
ſ. Hochachtung. Ver-: 1) veralt.: Unachtſamk.:
Durch Fahrläſſigk., V. u. Liederlichk. verſäumt. Berlichingen
44. 2) Zuſtand des Verachtens wie des Verachtet-
werdens u. zuw. der Gegenſtand des Verachtens: Ich
bin ein Spott der Leute u. V. des Volks. Pſ. 22, 7.
Auch hier kann ein ſubj. od. obj. Genitiv ſtehn, beide
zuſammen aber nur, wenn jener durch eine Fw. od.
dieſer durch eine Zſſtzg. ausgedrückt iſt; ſonſt ſtehn ſt.
dieſes Präp. wie gegen, ſeltner für: Chriſten, deren V.
des Todes. L. 11, 54; Seine V. der Menſchen. Stahr Par.
1, 200; aber: Die V. der Chriſten gegen den Tod; Die V.
Louis Philipp’s gegen die Menſchen, oder: Die Todes-
V. der Chriſten; Die Menſchen-V. L. Philipp’s ꝛc.; auch in
den Zſſtzg. kann das Bſtw., das gw. dem obj. Gen.
entſpricht, zuw. den ſubj. bez., vgl.: Die Volks-V. iſt
die gerechte Strafe eines Volksverräthers; aber obj. Auer-
bach Tag. 220; Form- Gutzkow R. 5, 44; Gottes- Sir. 19,
21; Lebens- Tieck Dr. Bl. 2, 118; Menſchen- Lewald W.
2, 65; Selbſt- Tieck N. 5, 112; Todes- Ruge Rev. 2, 229;
Welt-V. Rückert Mak. 1, 60 u. ä. m. Der Todesgefahren
V. G. 5, 116; V. fremden Werths. Haler 156; Nicht
aus V. euer iſt’s geſchehn. Sch. 536b; V. hegen gegen.
Kohl A. 88 U. V.; für 73; Zimmermann Nat. 53; 64.
Wêrth-: Hochachtung. Möſer Ph. 1, 336. Wōhl-:
Ein Sinnbild meiner W. für euren Stand. Auerbach Gv. 70
u. ä. m.