Faksimile 0015 | Seite 7
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Ächsel
Ächſel, f., –n; –chen; -: 1) der Winkel, den der
Arm mit dem Körper macht, verſch. von der Schulter,
als dem oberſten Theil des Rückens an den Achſeln:
So falle meine Schulter von der A. Hiob 31, 22; Lege deine
alten Lumpen unter deine A–n um das Seil. Jer. 38, 12 ꝛc.
(vgl. Achſelhöhle). Wo es ſich vom obern Theil der
A. handelt, kann auch oft Schulter (ſ. d.) ſtehn: Et-
was auf die A. nehmen; auf der A. tragen; ſeltner: Mit
ſeinem Zwerchſack an der A. Hebel 3, 114; Über der A. heft’
ihn eine goldne Cikade. Sch. ꝛc. 2) So in vielen Sprchw.
und Redensa.: Wer ſich auf den A–n ſitzen läſſt, Dem
ſteigt man zuletzt auf den Kopf; Einen auf den A–n tragen
[auf Händen]. Jeſ. 49, 22, Zeichen liebevoller Ver-
ehrung; Etwas auf ſeine A. [Schulter] nehmen (Hiob 31,
36 = es offen zur Schau tragen; gewöhnl.: die Verant-
wortung von Etwas auf ſich nehmen); Etwas auf die
leichte A. nehmen, d. h. auf die A., wo man leichtere
Laſten zu tragen pflegt (die linke) = Schwieriges und
Wichtiges ſich als leicht und unbedeutend vorſtellen und
behandeln; So viel als möglich auf Borg zu kaufen, der
Bezahlung auszuweichen oder die Laſt von einer A. auf die
andere zu legen. Gotthelf; Auf beiden A–n tragen, es mit bei-
den Parteien halten, Achſel-, Mantelträger ſein; Einem
auf die A. (Sch. 2, 51), Einem die A. (G. 9, 328) klopfen,
ſchlagen, als Zeichen der Vertraulichkeit, auch: ſich
einem Bekannten bemerkbar zu machen. Einen (kaum,
nur halb) über (die) A. anſehn, ihm nur einen verächtlichen
Seitenblick (Achſelblick Platen 1, 335) zuwerfen; Über die
A. ſein mit Einem (über die Hand, geſpannt) Schweinichen 2,
153; ſpeien Günther 253; Etwas hinaus (weg)blaſen, als
verächtliche Kleinigkeit behandeln. Die A–n (mit den
A–n) zucken, ziehn, wo man Nichts ſagen will, kann oder
darf, weil man eine Antwort für überflüſſig oder unter
ſeiner Würde hält oder Bedenklichkeiten aus Furcht
oder um nicht zu verletzen verſchweigt oder ſich ſchwei-
gend in etwas Unangenehmes fügt, alſo Gebärde des
Hohns, des Mitleids, der Verlegenheit, der Ergebung;
ſo auch Achſelzuckend, das Achſelzucken: Höhniſch und mit-
leidig die A–n zuckend. Tieck Acc. 2, 157 u. o. 3) Vom
menſchl. Körper auf entſprechende Theile des thieriſchen
übertr.: nam. bei Vögeln, die Seiten an der Bruſt
unter der Wurzel der Flügel: Dem Greif er einen Fittig
von der A. ſchlug. Simrock Gudr. 93. Bot.: Der Win-
kel, welchen das Blatt mit dem Stengel bildet(vgl.
achſelſtändig); Trauben, ſehr groß mit A–n (Äſten oder
Nebentrauben). Kecht.
Anm. Von Achſe (ſ. 4), als die Stelle, wo der Arm ſich an
der Schulter dreht (ſ. Uchſe).