Faksimile 0015 | Seite 7
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ach
I. Ach, 1) interj.: ein aus der Bruſt herausgeſtoßner
Hauch zur Bez. verſch. Empfindungen und Gemüths-
bewegungen, deſſen Bed. der Ton, das mehr oder min-
der tiefe Hervorholen aus der Bruſt und der Zuſammen-
hang näher beſtimmen. Zunächſt bez. es als Seufzer
trübe Empfindungen, nam.: a) Schmerz, Angſt, Mit-
leid, Klage, Kummer, z. B. Jer. 22, 18; 34, 5 ꝛc.
Damit zuſammenhängt: b) Sehnſucht, Wunſch und
Verlangen: A., daſs dukalt oder warm wäreſt! Bibl.; A., wer
bringt die ſchönen Tage, | a. wer bringt nur eine Stunde |
der verlornen Zeit zurück. G. ꝛc. c) Daraus entwickelt
ſich die Bed. der Überraſchung, des Beifalls, der Be-
wundrung, der Freude: A., wie ſchön! o, wie prächtig!;
A., wie froh bin ich!; „Wir wollen ausgehn.“ A. ja! bitte
ꝛc. So auch: A. ſo!, Ruf Deſſen, der Etwas be-
griffen, ſich darauf beſonnen hat ꝛc.: Gräfin (nachſinnend):
Was wäre Das? ... Ach[,,Ah“ Sch. 347b]ſo! der aſtrologiſche
Thurm. Sch. Wallſt. 1, 166. d) Andrerſeits geht die
ſchmerzliche Empfindung, wenn ſie minder tief iſt, in ein
Ablehnen und Abweiſen über: A. nein, erwerben kann ich’s
nicht. G.; A. was! Du haſt immer nur dein ſchießiges Tanzen im
Kopf. Gotthelf; „Sprechen Sie leiſer!“ A. was! ſie können’s
hören. Gutzkow; A.! A.! ſagte der Alte .. ablehnend. Derſ. ꝛc.
e) Oft bei ziemlich ſchwachen Empfindungen, nam. im
Geſpräch: A. bitte, geben Sie mal her!; A., was ich ſagen
wollte ꝛc.; A. hören Sie ’mal! ꝛc. f) Bei lebhaftern
Empfindungen oft wiederholt: A.! A.! A.! war Alles,
was die Bruſt zu ächzen vermochte. Immermann M. 4, 79;
Rückert N. 16; 212 ꝛc.; Die falſche Maid | a.! weiland, a.
die Meine. Uhland 247. So auch: A., weh! Opitz 1, 141
u. ä. m. g) Abhängige Hw. dabei zuw. im Gen.:
A. meines Jammers und Herzeleids! Jer. 10, 19; A. des
unglücklichen Tages! Muſäus M. 2, 116; A. der Wonne!
Kl. 1, 120; 9, 367ꝛc.; ſeltner im Accuſ.: A. weh! a. mei-
nen Schlaf! Opitz 1, 141; gewöhnl. im Nom. od. Vokativ:
Jer. 22, 18 u. v. Ferner: A. über die ewige Lyrik!
Prutz Woch. 53; A. daſs ꝛc. Jer. 9, 1; Hiob 10, 18; A. wie
Heſ. 26, 17; Spr. 5, 12; A. wer Klag. 2, 13 u. ä. m.
2) ſächl. Hw., allein oder mit ſvw. Wörtern verbun-
den: A. und O; Klage, A. und Weh. Heſ. 2, 10; Half ihm
doch kein Weh und A. G. 1, 13; Stießen ein ängſtliches
unterdrücktes A. aus. Gutzkow R. 4, 390; Das A. der Natur.
Hölderlin H. 2, 51; Das A. klagenreicher Nachtigallen. Sch.
11a; Des Mädchens A. und Klagen. Stilling 2, 94 ꝛc.
Dann gab’s A. und Krach. B. 312a; Mit A. und Krach ein
Jüngling geworden. Gutzkow R. 3, 242 ꝛc. Ein freudig A.
Gellert 1, 224; Ein A. der Verwunderung. vHorn Schmj. 214;
Das A. und O der Begeiſterung und des Schmerzes. Lewald
Ad. 82; Holt ich vor Überraſchung tief A. Rückert Mak. 1,
207; Ein wolluſtvolles A. W. 12, 48 ꝛc. Auf ein Hoſcha
[Huſſa, Freudenruf] folgt gern ein Achja. Spate 2, 194.
Anm. Gen.: Ich vergeſſe nicht den Klang dieſes A., A.’s
(Aches Grimm ohne Beleg); Dat.: gewöhnl. A.; Bei Weh
und Ache. Glaßbrenner R. 241; Mit einem Ache. Rückert
2, 180; 1, 184; Mak. 1, 169 ꝛc.; Mz. uv.: Die zahl-
reichen A. und O. Börne 1, 169 ꝛc.; Dieſelben Ach’s, dieſelben
O’s. Gutzkow R. 9, 84 ꝛc.; oder Ache ꝛc.; Verlornen Thränen
und vergebnen Achen .. ein Ziel geſteckt. Rückert 2, 817.
Mundartl. Verklein.: Seufzen acheli und ojocheli. Gotthelf Sch.
249 (ſ. Ah, Anm.). Der Naturlaut Ach, als der Schall, den
der von einer beängſteten Bruſt ausgeſtoßne Athem verurſacht,
findet ſich faſt in allen Sprachen, vgl. Ah und O.
Zſſtzg. mehrfach zu 2: Mit ſüßem Liebes-Ach. Rückert
1, 191; Schmerzens-A.; Ihn rührt mein Zeter-Ach. Schubert
2, 103; Herzens-, Schalks-, Schein-A. Spate.